Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
kleinen überraschten Schrei aus. Er konnte gerade noch die Einkaufstüte auffangen, die ihrem Griff entglitt.
„Alles in Ordnung”, sagte er. „Kommen Sie herein.”
Kaum war sie über die Schwelle getreten, als er auch schon die Tür hinter ihr versperrte und verriegelte. Danach ging er rasch durch das Wohnzimmer, zog die Vorhänge zu und verschloss das Fenster.
„Was ist hier los?” fragte sie.
„Wir stecken in Schwierigkeiten.”
„Sie meinen, Sie stecken in Schwierigkeiten.”
„Nein. Ich meine ,wir’. Wir beide.” Er wandte sich ihr zu. Sein Blick war klar und fest. „Haben Sie den Film?”
„Wovon sprechen Sie?” fragte sie total verwirrt.
„Eine Filmrolle. Fünfunddreißig Millimeter. In einem schwarzen Plastikbehälter.”
Sie antwortete nicht, aber in ihren Gedanken hatte bereits ein Bild des letzten Abends mit Sarah Form angenommen: eine Filmrolle auf der Küchentheke. Ein Film, von dem sie angenommen hatte, er gehöre ihrem Freund Hickey. Ein Film, den sie in die Tasche ihres Bademantels und später in ihre Handtasche gesteckt hatte. Aber das alles wollte sie nicht verraten, nicht bevor sie herausgefunden hatte, warum er den Film haben wollte.
Frustriert holte er tief Luft. „In der Nacht, in der Sie mich auf dem Highway gefunden haben, hatte ich den Film in meiner Tasche. Ich hatte ihn nicht mehr, als ich im Krankenhaus wach wurde. Vielleicht habe ich ihn in Ihrem Wagen fallen lassen.”
„Warum wollen Sie diesen Film?”
„Ich brauche ihn. Als Beweis …”
„Wofür?”
„Das zu erklären, würde zu lange dauern.”
Sie zuckte die Schultern. „Ich habe im Moment nichts Besseres zu tun …”
„Verdammt!” Er kam zu ihr, packte sie an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen. „Verstehen Sie denn nicht? Deshalb wurde Ihre Freundin getötet! Wer immer in den Wagen eingebrochen hat, hat den Film gesucht!”
Sie starrte ihn an. Verstehen und Entsetzen im Blick. „Sarah …”
„… war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Der Mörder muss geglaubt haben, Sie wären das.”
Cathy sank in einen Sessel und blieb benommen sitzen.
„Sie müssen weg von hier”, drängte er. „Bevor man Sie findet. Bevor man dahinter kommt, dass Sie die gesuchte Cathy Weaver sind.”
Sie bewegte sich nicht. Konnte sich nicht bewegen.
„Kommen Sie, Cathy! Es ist nicht viel Zeit.”
„Was war auf diesem Film?” fragte sie leise.
„Ich habe es Ihnen gesagt. Beweise. Gegen eine Firma namens Viratek.”
Sie runzelte verwundert die Stirn. „Ist … ist das nicht die Firma, für die Sie arbeiten?”
„Für die ich gearbeitet habe.”
„Was haben die gemacht?”
„Die Firma ist in ein illegales Forschungsprojekt verwickelt. Ich kann Ihnen keine Details nennen.”
„Warum nicht?”
„Weil ich sie nicht weiß. Ich bin nicht derjenige, der die Beweise gesammelt hat. Ein Kollege, ein Freund, hat sie mir übergeben, unmittelbar, bevor er getötet wurde.”
„Wie meinen Sie das – getötet?”
„Die Polizei hat es einen Unfall genannt. Ich glaube an keinen Unfall.”
„Sie wollen sagen, er ist wegen eines Forschungsprojekts ermordet worden?” Sie schüttelte den Kopf. „Da muss er an einer gefährlichen Sache gearbeitet haben.”
„Ich weiß, dass es um biologische Waffen geht. Dadurch wird die Forschung illegal. Und unglaublich gefährlich.”
„Waffen? Für welche Regierung?”
„Unsere.”
„Ich verstehe nicht. Wenn das ein Regierungsprojekt ist, ist es doch legal, oder?”
„Absolut nicht. Leute an höchsten Stellen haben schon Gesetze gebrochen.”
„Über wie hohe Stellen sprechen wir?”
„Ich weiß es nicht. Ich kann niemandem vertrauen. Nicht der Polizei, nicht dem Justizministerium. Nicht einmal dem FBI.”
Sie zog die Augen schmal zusammen. Die Worte klangen nach Paranoia. Aber die Stimme und die Augen wirkten absolut vernünftig. Es waren meergrüne Augen. So ehrlich und offen, dass es sie hatte überzeugen sollen.
Was bei weitem nicht der Fall war.
„Sie wollen mir also wirklich klar machen, dass das FBI hinter Ihnen her ist. Stimmt das?”
Ärger flackerte kurz in seinen Augen auf, ehe er stöhnend auf die Couch sank. „Ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie mich für verrückt halten. Aber ich dachte, wenn ich jemandem vertrauen kann, dann Ihnen …”
„Warum mir?”
Er sah sie an. „Weil Sie mir das Leben gerettet haben. Weil Sie diejenige sind, die man als Nächste umbringen will.”
Sie erstarrte. Nein, das war
Weitere Kostenlose Bücher