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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Esel aufgeführt hast!” schoss sie aufgebracht zurück.
    Hohe Absätze klickten auf dem Korridor. „Sie hat absolut recht!” schrie eine Frauenstimme aus der Diele. „Du bist tatsächlich ein Esel, Jack Zuckerman!” Die Haustür wurde geöffnet und krachte wieder zu. Der Knall hallte durch das Herrenhaus.
    Es entstand eine lange Stille.
    Plötzlich lachte Cathy unter Tränen. „Weißt du was, Jack? Ich mag diese Frau.”
    Jack warf seiner Exfrau einen kritischen Blick zu. „Entweder werde ich senil oder du hast vergessen, mir etwas zu erzählen. Warum bist du nicht zur Polizei gegangen? Warum kommst du damit zu dem guten Jack?”
    Cathy und Victor sahen einander an.
    „Wir können die Polizei nicht einschalten”, sagte Cathy.
    „Ich nehme an, das hat mit ihm zu tun.” Er deutete mit dem Daumen auf Victor.
    Cathy stieß den Atem aus. „Das ist eine komplizierte Geschichte …”
    „Das muss es schon sein, wenn du Angst hast, zur Polizei zu gehen.”
    „Ich kann es erklären”, sagte Victor.
    „Hm, na ja.” Jack griff nach dem Bademantel, der in einem Haufen neben dem Eisbärenfell lag. „Ich habe schon immer gern Kreativität bei der Arbeit beobachtet. Wollen doch mal hören.” Er setzte sich auf die Ledercouch und lächelte Victor an. „Ich warte. Es ist Showtime!”
    Spezialagent Sam Polowski lag fröstelnd in seinem Bett und sah sich die Elf-Uhr-Nachrichten an. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte, in seinem Kopf hämmerte es, und das Thermometer auf seinem Nachttisch zeigte 39.3 Grad. Das kam davon, wenn man im strömenden Regen einen Radwechsel vornahm. Er wünschte sich, den Scherzbold in die Finger zu kriegen, der diesen Nagel in seinen Reifen geschlagen hatte, während er rasch eine Kleinigkeit in diesem Café an der Straße aß. Der Schuldige hatte nicht nur Sam von seiner Verabredung in Garberville fern gehalten und damit den Viratek-Fall zu Konfetti zerschnipselt, sondern Sam hatte auch seine einzige Kontaktperson in dieser Affäre aus den Augen verloren: Victor Holland. Und jetzt auch noch die Grippe!
    Sam griff nach dem Röhrchen mit den Tabletten. Er schluckte gerade die dritte Tablette, als die Neuigkeit über Victor Holland auf dem Bildschirm auftauchte.
    „… neue Beweise, die den Verdächtigen mit der Ermordung eines Kollegen, eines Forschers bei Viratek, Dr. Gerald Martinique, in Verbindung bringen …”
    Sam setzte sich in dem Bett auf. „Was soll das denn?” grollte er dem Fernseher entgegen.
    Dann schnappte er sich das Telefon.
    Es klingelte sechsmal, ehe sein Vorgesetzter abhob. „Dafoe?” sagte Sam. „Hier ist Polowski.”
    „Wissen Sie, wie spät es ist?”
    „Haben Sie die Spätnachrichten gesehen?”
    „Ich liege im Bett.”
    „Da läuft eine Story über Viratek.”
    Pause. „Ja, ich weiß. Die habe ich freigegeben.”
    „Was soll der Unfug mit der Industriespionage? Dadurch wird Holland hingestellt, als wäre er …”
    „Polowski, lassen Sie die Sache ruhen.”
    „Seit wann ist er ein Mordverdächtiger?”
    „Hören Sie, betrachten Sie das als Tarngeschichte. Ich möchte, dass er festgenommen wird. Zu seinem eigenen Besten.”
    „Und darum jagen Sie ihm einen Haufen schießwütiger Cops an den Hals?”
    „Ich sagte, lassen Sie die Sache ruhen.”
    „Aber …”
    „Sie sind von dem Fall abgezogen.” Dafoe legte auf.
    Sam starrte ungläubig auf den Hörer, dann auf den Fernseher, danach wieder auf den Hörer.
    Mich von dem Fall abziehen? Er knallte den Hörer so hart auf den Apparat, dass das Röhrchen mit den Tabletten herunterfiel.
    Das möchtest du wohl gern!
    „Ich glaube, ich habe genug gehört”, sagte Jack und stand auf. „Ich will diesen Mann aus meinem Haus haben. Sofort.” „Jack, bitte!” flehte Cathy. „Gib ihm eine Chance …”
    „Du kaufst ihm diese lächerliche Geschichte ab?”
    „Ich glaube ihm.”
    „Warum?”
    Sie sah in Victors Augen das klare Feuer der Ehrlichkeit brennen. „Weil er mir das Leben gerettet hat.”
    „Du bist ein Dummkopf, Zuckerstück.” Jack griff nach dem Telefon. „Du hast es im Fernsehen gesehen. Er wird wegen Mordes gesucht. Wenn du nicht die Polizei rufst, mache ich es.”
    Doch als Jack den Hörer abhob, packte Victor seinen Arm. „Nein”, sagte er. Auch wenn seine Stimme leise war, klang sie befehlend.
    Die beiden Männer starrten einander lange an. Keiner wollte weichen.
    „Hier geht es um mehr als nur einen Mordfall”, sagte Victor. „Es geht um eine tödliche Forschungsarbeit.

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