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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Dunkelheit. Niemand entdeckte sie, niemand verfolgte sie. Sie liefen weiter, bis sie das KonTiki Motel viele Querstraßen hinter sich gelassen hatten und so müde waren, dass sie taumelten.
    Endlich blieb Cathy stehen und lehnte sich gegen eine Tür. Ihr Atem bildete kleine kalte Wölkchen. „Wie haben sie uns gefunden?”
    „Der Anruf kann es nicht gewesen sein …” Plötzlich stöhnte er.
    „Meine Kreditkarte! Ich musste damit die Rechnung im Motel bezahlen.”
    „Wohin jetzt? Sollen wir es in einem anderen Motel versuchen?”
    Er schüttelte den Kopf. „Ich habe nur noch vierzig Dollar. Und mit meiner Kreditkarte kann ich es nicht wieder versuchen.”
    „Und ich habe meine Handtasche in meinem Apartment zurückgelassen. Ich … weiß nicht, soll ich …”
    „Die Handtasche können wir vergessen. Die werden das Apartment überwachen.”
    „Die.” Damit waren die Mörder gemeint.
    „Dann sind wir also pleite”, sagte sie schwach.
    Er antwortete nicht. „Hast du Freunde, bei denen du unterschlüpfen kannst?”
    „Ich denke schon … äh, doch nicht. Meine Freundin ist bis Freitag nicht in der Stadt. Und was sollte ich ihr erzählen? Wie sollte ich dich erklären?”
    „Das kannst du nicht. Und wir können im Moment keine Fragen gebrauchen.” Victor sah die Straße entlang. „Dort drüben ist eine Bushaltestelle.” Er holte eine Hand voll Geld aus der Tasche. „Hier”, sagte er. „Nimm das und verschwinde aus der Stadt. Besuche Freunde. Allein.”
    „Was ist mit dir?”
    „Ich komme schon klar.”
    „Pleite? Und wo alle hinter dir her sind?” Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich erhöhe nur die Gefahren für dich.” Er drückte ihr das Geld in die Hand.
    Sie blickte auf das Bündel Banknoten hinunter und dachte: Das ist alles, was er hat, und er gibt es mir. „Ich kann nicht.”
    „Du musst.”
    „Aber …”
    „Widersprich mir nicht!” Sein Blick erlaubte keine Alternative.
    Widerstrebend schloss sie die Finger um das Geld.
    „Ich warte, bis du in den Bus gestiegen bist.”
    „Victor?”
    Er brachte sie mit einem Blick zum Schweigen und legte beide Hände auf ihre Schultern. „Du kommst schon zurecht, da bin ich sicher.” Er drückte einen Kuss auf ihre Stirn. „Sonst würde ich dich nicht verlassen.”
    Ein Bus dröhnte die Straße herunter und kam in ihre Richtung gefahren.
    „Da kommt deine Limousine”, flüsterte er. „Vorwärts.” Er versetzte ihr einen Schubs. „Pass auf dich auf, Cathy.”
    Sie ging auf die Bushaltestelle zu. Drei Schritte, vier. Sie wurde langsamer und blieb stehen, drehte sich um und sah, dass er sich schon in die Dunkelheit weggeschlichen hatte.
    „Steig ein!” rief er.
    Sie blickte zu dem Bus, wandte sich wieder zu Victor. „Ich weiß, wo wir beide unterkommen können.”
    „Was?”
    „Ich wollte die Möglichkeit nicht nutzen, aber …”
    Ihre Worte gingen unter, als der Bus fauchend hielt und wieder weiterdonnerte.
    „Es ist ein ziemlicher Fußmarsch”, erklärte sie. „Aber wir könnten dort schlafen und würden etwas zu essen bekommen. Und ich kann garantieren, dass niemand die Polizei ruft.”
    Er kam aus dem Schatten heraus. „Warum hast du nicht schon früher daran gedacht?”
    „Ich habe daran gedacht, aber bis jetzt war die Lage nicht … na ja … verzweifelt genug.”
    „Nicht verzweifelt genug”, wiederholte er langsam. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck kam er auf sie zu. „Nicht verzweifelt genug? Verdammt, Lady! Jetzt möchte ich aber genau wissen, was für eine Krise für dich verzweifelt genug ist!”
    „Das musst du verstehen. Das ist ein letzter Ausweg. Es ist nicht einfach für mich, mich dorthin zu wenden.”
    Seine Augen zogen sich misstrauisch zusammen. „Das klingt ja immer schlimmer. Wovon sprechen wir hier? Von einem Obdachlosenheim?”
    „Nein. Es ist in Pacific Heights. Man könnte es sogar ein Herrenhaus nennen.”
    „Wer wohnt dort? Ein Freund?”
    „Das genaue Gegenteil.”
    Seine Augenbrauen zuckten hoch. „Ein Feind?”
    „Beinahe.” Sie stieß einen tiefen resignierten Seufzer aus. „Mein Exmann.”

5. KAPITEL
    J ack, mach auf! Jack!” Cathy hämmerte immer wieder gegen die Tür des sagenhaften Hauses in Pacific Heights. Keine Antwort. Durch die Fenster sahen sie nur Dunkelheit. „Zum Teufel mit dir, Jack!” Sie versetzte der Tür einen enttäuschten Tritt. „Warum bist du nie zu Hause, wenn ich dich brauche?”
    Victor betrachtete die eleganten Häuser und säuberlich gestutzten Büsche in

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