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Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sie geschlagen. Sie starrte ihn mit den Augen eines verängstigten Tieres an. „Was?”
    „Ob alles in Ordnung ist. War ein harter Zusammenstoß.”
    Sie nickte.
    „Was ist mit Ihnen, Opa?”
    „Es geht uns beiden gut”, sagte die Frau rasch. „Komm, Papa, sonst verpassen wir unseren Bus.”
    „Kann ich Ihnen mit ihm helfen?”
    „Das ist schrecklich nett von Ihnen, Officer, aber wir kommen gut zurecht.” Die Frau lächelte O’Hanley an. Irgendetwas an diesem Lächeln stimmte nicht. Während das Paar langsam zu Bus Nummer vierzehn schlurfte, versuchte O’Hanley herauszufinden, was an diesen zwei nicht stimmte.
    Er drehte sich um und fiel fast über den Koffer. Die Frau hatte ihn vergessen. Er packte ihn und lief zu dem Bus. Zu spät. Nummer vierzehn nach Palo Alto fuhr bereits an.
    O’Hanley gab den Make-up-Koffer im Fundbüro ab. Dann stellte er sich wieder an den Eingang und hielt Ausschau nach Victor Holland.
    Fünf Minuten außerhalb von San Francisco wandte sich im Bus Nummer vierzehn der alte Mann an die Frau im Regenmantel. „Dieser Bart bringt mich um.”
    Lachend zog Cathy an dem falschen Schnurrbart. „Aber er hat gewirkt, nicht wahr?”
    „Tatsächlich. Wir hatten praktisch eine Polizeieskorte zum Fluchtbus.” Er kratzte sich wild am Kinn. „Himmel, wie halten Schauspieler dieses Zeug aus? Das Jucken treibt mich die Wände hoch.”
    „Soll ich ihn abmachen?”
    „Lieber nicht, bevor wir in Palo Alto sind.”
    Noch eine Stunde, dachte sie. „Was dann?”
    „Dann klopfe ich an ein paar Türen. Es ist lange her, aber ich glaube, ich habe noch ein paar Freunde in der Stadt.”
    „Du hast dort einmal gewohnt?”
    „Vor Jahren, als ich am College war.”
    „Oh.” Sie setzte sich gerade auf. „Ein Stanford-Mann.”
    „Warum klingt das bei dir ein wenig anrüchig?”
    „Ich selbst war für die Bears.”
    „Ich verbünde mich mit dem Erzfeind?”
    Leise lachend drückte sie ihr Gesicht gegen seine Brust und atmete den warmen, vertrauten Duft seines Körpers ein. „Wirkt wie ein anderes Leben. Berkeley und Bluejeans.”
    „Football. Wilde Parties.”
    „Wilde Parties?” fragte sie. „Du?”
    „Nun ja, Gerüchte von wilden Parties.”
    „Frisbee. Unterricht auf dem Rasen …”
    „Unschuld”, sagte er leise.
    Sie verstummten beide.
    „Victor?” fragte sie. „Was ist, wenn deine Freunde nicht mehr da sind? Oder wenn sie uns nicht aufnehmen?”
    „Ein Schritt nach dem anderen. So müssen wir es angehen. Sonst wird alles zu niederschmetternd.”
    „Das ist es bereits.”
    Er drückte sie fest an sich. „Hey, wir halten uns gut. Wir haben es aus der Stadt hinaus geschafft. Direkt vor der Nase eines Cops. Das ist doch recht beeindruckend.”
    Cathy lächelte bei der Erinnerung an den ernsten, jungen Streifenpolizisten. „Alle Cops sollten so hilfsbereit sein.”
    „Oder blind. Ich kann nicht glauben, dass er mich Opa genannt hat!”
    „Wenn ich dein Gesicht schon verändere, dann richtig. Dann habe ich Erfahrung.”
    „Offenbar.”
    Sie hakte sich bei ihm unter und drückte einen Kuss auf seine Wange. „Kann ich dir ein Geheimnis verraten?”
    „Und das wäre?”
    „Ich bin verrückt nach älteren Männern.”
    Er lächelte zweifelnd. „Wie viel älter?”
    Sie küsste ihn voll auf die Lippen. „Viel älter.”
    „Hm … Vielleicht ist dieser Schnurrbart doch nicht so schlecht.”
    Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Diesmal küsste er sie, lang und tief, ungeachtet dessen, wo sie waren.
    „Gut gemacht, Opa”, johlte jemand hinter ihnen.
    Widerstrebend lösten sie sich voneinander. In den flackernden Schatten des Busses konnte Cathy das Funkeln in Victors Augen und sein trockenes Lächeln sehen.
    Sie lächelte zurück und flüsterte: „Gut gemacht, Opa.”
    Die Plakate mit Victor Hollands Gesicht klebten überall in dem Busbahnhof.
    Polowski schnaufte verärgert, als er das wenig schmeichelhafte Foto des Mannes betrachtete, von dem er gefühlsmäßig wusste, dass er unschuldig war. Eine verdammte Hexenjagd, das war es. Falls Holland nicht schon genug Angst hatte, würde ihn diese öffentliche Verfolgung sicher in Deckung schicken, wo ihn diejenigen nicht erreichen konnten, die ihm helfen wollten. Polowski hoffte nur, dass ihn auch diejenigen nicht erreichten, die weniger wohlwollende Absichten hatten.
    Bei allen diesen Plakaten hätte Holland ein Narr sein müssen, wäre er durch diesen Busbahnhof gewandert. Andererseits hatte Polowski einen Instinkt in diesen

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