Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Nachrichten getaugt hätte: Soldaten, die einen Flughafen stürmten, Demonstranten, die ein Banner entrollten.
    „Ist das Ihre Arbeit, Milo?” fragte sie.
    „Ich wünschte, das wäre sie”, antwortete er und schüttelte einen Behälter mit Entwickler. „Nein, ich arbeite in der alten Familienfirma.”
    „Und was ist das?”
    „Schuhe. Italienische, brasilianische, was immer Sie wollen, wir importieren sie.” Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Fotos. „So komme ich an meine exotischen Gesichter. Reisen als Schuheinkäufer. Ich bin ein Experte des weiblichen Rists.”
    „Und dafür”, sagte Victor, „hat er vier Jahre in Stanford verbracht.”
    „Warum nicht? Ein genauso geeigneter Ort zum Studium der feinen Füße des schwachen Geschlechts wie jeder andere.” Ein Kurzzeitmesser klingelte. Milo goss die Fotochemikalien aus und hängte den Film zum Trocknen auf. „Genau genommen”, sagte er und betrachtete blinzelnd die Negative, „war es der letzte Wunsch meines Vaters. Er wollte einen Sohn mit einem Abschluss von Stanford. Ich wollte eine vierjährige Non-StopParty. Unser beider Wünsche wurden erfüllt.” Er betrachtete wehmütig seine Fotos. „Schade, dass ich nicht das Gleiche von den Jahren seit damals behaupten kann.”
    „Wie meinen Sie das?” fragte Cathy.
    „Ich meine, dass die Party längst vorüber ist. Ich muss Umsatz und Gewinn hochhalten. Dachte nie, dass das Leben auf diesen Nenner sinken könnte. Was wurde denn aus diesem ganzen vor Energie überkochenden Potenzial, Gersh? Irgendwie haben wir es verloren. Wir alle – Bach und Ollie und Roger. Die ,Falschspieler’ haben sich letztlich eingeordnet. Jetzt marschieren wir alle nach dem Schlag desselben langweiligen Trommlers.” Er seufzte. „Erkennst du etwas auf diesen Negativen?”
    Victor schüttelte den Kopf. „Wir brauchen Abzüge.”
    Milo ließ nur die rote Dunkelkammerlampe brennen. „Sofort.”
    Während Milo Fotopapier bereitlegte, fragte Victor: „Was ist aus den anderen Jungs geworden? Sind sie noch hier?”
    Milo drückte einen Schalter. „Roger ist ein hohes Tier bei einer multinationalen Bank in Tokio – Seidenanzüge und Krawatten. Bach hat eine Elektronikfirma in San José.”
    „Und Ollie?”
    „Was kann ich schon über Ollie sagen?” Milo schob den Abzug in das Bad. „Er hängt noch immer in diesem Labor an der medizinischen Fakultät von Stanford herum. Wahrscheinlich sieht er nie das Tageslicht. Vermutlich hat er im Keller eine geheime Kammer, in der er seinen Assistenten Igor an der Wand festgekettet hat.”
    „Diesen Typ muss ich kennen lernen”, sagte Cathy.
    „Oh, er würde dich lieben.” Victor drückte lachend ihren Arm. „Wahrscheinlich hat er vergessen, wie das Weibchen unserer Gattungsart aussieht.”
    Milo schob den Abzug in die nächste Wanne. „Ja, Ollie hat sich nie geändert. Noch immer eine Nachteule. Spielt nach wie vor eine scharfe Klarinette.” Er blickte zu Victor. „Was macht das Saxofon, Gersh? Machst du noch was damit?”
    „Habe seit Monaten nicht mehr gespielt.”
    „Glückliche Nachbarn.”
    „Wie bist du an diesen Namen gekommen?” fragte Cathy. „Gersh?”
    „Weil”, antwortete Milo und schwang Pinzetten, während er die nächsten Abzüge von einer Wanne in die andere legte, „er fest an die Macht von George Gershwin glaubt, wenn es darum geht, das Herz einer Lady zu gewinnen. ,Someone to Watch Over Me’, war das nicht das Lied, bei dem Lily gesagt hat …” Milos Stimme verklang. Er sah seinen Freund bedauernd an.
    „Du hast recht”, antwortete Victor ruhig. „Das war das Lied. Und Lily sagte ja.”
    Milo schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid. Es fällt mir einfach schwer, mich daran zu erinnern, dass sie nicht mehr ist.” Milo hängte die ersten Abzüge zum Trocknen auf. „Also, Gersh, was ist auf diesem Film, wofür es sich lohnt zu töten?”
    Milo schaltete die Lichter ein.
    Victor stand schweigend da und betrachtete die ersten fünf tropfenden Abzüge. Für Cathy bedeuteten die Daten nichts weiter als eine Reihe von Ziffern und Codes in einer fast unleserlichen Handschrift.
    „Na ja”, brummte Milo vor sich hin. „Das sagt mir ja unheimlich viel.”
    Victor stockte bei Seite fünf. Eine Kolumne lief über die ganze Seite. Sie enthielt eine Serie von siebenundzwanzig Eintragungen, jede bestehend aus einem Datum, gefolgt von den gleichen drei Buchstaben: EXT.
    „Victor?” fragte Cathy. „Was bedeutet das?”
    „Wir müssen Ollie

Weitere Kostenlose Bücher