Akte X
sich einließ, als er sich verpflichtet hatte.
Agent Mulder war ebenfalls im Inneren verschwunden, und Lentz vermutete, dass die Schüsse zum Teil ihm galten. Dies bedeutete aber auch, dass sich seine Leute aus eigenem Antrieb entschlossen hatten, alle Zeugen zu beseitigen.
Lentz hatte die klare Anweisung bekommen, Mulder nicht zu töten. Er und seine Partnerin Scully waren bereits Teil eines größeren Plans, aber die letzte Entscheidung musste doch immer vor Ort getroffen werden. Lentz musste Prioritäten setzen - und der Anblick dieses rasenden Dings, das aus Dormans Körper entstanden war, hatte ihn überzeugt, dass extreme Maßnahmen ergriffen werden mussten. Er wusste, dass die anderen Nanomaschinen in dem Jungen und dem Hund potentiell genauso zerstörerisch waren wie Dormans, und ihm war klar, dass sich diese Nanotech-Bedrohung zu der größten Gefahr entwickeln konnte, der sich die Menschheit je gegenübergesehen hatte. Im Notfall würde sich Lentz eben bei seinen Vorgesetzten für seine eigenmächtige Handlungsweise entschuldigen. Irgendwann später.
Mulder und Scully wussten zuviel, und diese Waffe, dieser Durchbruch, dieser Fluch der entfesselten Nanotechnolo-gie mußte unter Kontrolle gebracht werden, ganz gleich, wie hoch der Preis war. Nur bestimmten Leuten konnte man eine derartige Macht anvertrauen.
Und die Zeit war jetzt gekommen.
Einer der anderen Männer eilte zurück zum gepanzerten Säuberungsmobil. Seine Augen waren glasig; Schweiß glitzerte auf seiner Stirn. Er keuchte und sah sich panisch um.
Lentz funkelte ihn an und fauchte: »Reißen Sie sich zusammen.«
Das Teammitglied verkrampfte sich wie unter einem elektrischen Schlag. Der Mann blieb abrupt stehen, schwankte für eine Sekunde und schluckte dann hart. Er straffte sich, atmete von einem Moment zum anderen wieder normal und räusperte sich dann, wartete auf neue Befehle. Lentz zeigte ihm fragend die Kontrollbox. Ein kleiner Sender. »Ist alles vorbereitet?«
Der Mann warf einen Blick auf die Kontrollen im Inneren des Kastenwagens. Er blinzelte, bevor er hastig antwortete. Seine Worte klangen so hämmernd und scharf wie die Schüsse, die die Dunkelheit zerrissen.
»Das ist alles, was Sie brauchen, Sir. Der Sender wird die Sprengkapseln und die anderen Sprengladungen auslösen und die Tonnen mit dem gelierten Benzin zur Explosion bringen. Drücken Sie einfach den roten Knopf. Das genügt.«
Lentz nickte ihm knapp zu. »Danke.« Er warf einen letzten Blick auf die geschwärzten Überreste des Gebäudes und drückte den roten Knopf.
Die DyMar-Laboratorien gingen zum zweiten Mal in Flammen auf.
46 Ruine der DyMar-Laboratorien Freitag, 21:47Uhr
Die Druckwelle knickte einige der verbliebenen Träger und brachte die massive Betonwand zum Einsturz. Der Metallschreibtisch schützte Mulder vor den verheerendsten Auswirkungen der Explosion, aber der Hitzesturm drückte das schwere, rußgeschwärzte Möbelstück gegen die Wand, so daß er fast zerquetscht wurde.
Flammen loderten in die Höhe, hellgelb und orange, so rasend schnell, daß es wie Zauberei wirkte. Er hatte angenommen, daß alles brennbare Material bereits dem ersten Feuer vor zwei Wochen zum Opfer gefallen war. Mulder schirmte seine Augen vor der Glut und dem heißen Wind ab, und die Stärke des Feuers verriet ihm, daß jemand die Ruinen präpariert hatte, um sie in ein künstliches Inferno zu verwandeln.
Die schwarzgekleideten Männer waren dafür verantwortlich.
Mulder hörte einen angsterfüllten Schmerzensschrei. Er hob vorsichtig den Kopf und starrte mit zusammengekniffenen, tränenden Augen in das Flammenmeer des Infernos. Er entdeckte einen der Männer, die ihn durch die Ruinen gejagt hatten; sein Anzug brannte lichterloh. Weitere Schüsse hämmerten, von panischen Rufen und Schreien - und dem Gebell eines Hundes - unterbrochen.
Das Feuer raste die hölzernen Stützpfeiler hinauf. Die Hitze war so intensiv, das sogar die Glassplitter und das geborstene Mauerwerk zu brennen schienen. Der schwarze Labrador war in das Gebäude gerannt, von der Explosion erfasst und gegen eine Wand geschmettert worden. Vaders Fell rauchte, aber er lief noch immer suchend herum.
Einer der Dachbalken fiel herunter und landete krachend im Schutt. Flammen leckten über das gesplitterte Holz.
Mulder kam hinter dem Schreibtisch hoch und schützte seine Augen mit der Hand. »Vader!« schrie er. »He, Hund! Komm zu mir.« Der schwarze Hund war ein Beweisstück. Das Blut dieses
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