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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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gewohnte Lichtspektakel, das immer zu Unfällen und Katastrophen gehörte...
    Mulder geriet erneut ins Schleudern, als er die ersten Holzböcke erreichte, mit denen die Polizei die Straße abgesperrt hatte. Im rechten Winkel zum Bordstein brachte er den Wagen zum Stehen und sprang sofort heraus, noch bevor der Motor völlig erstorben war. Er fuchtelte mit seinem Dienstausweis herum wie mit einem Zauberstab, der Absperrungen öffnen konnte und uniformierte Polizisten von ihm fernhielt.
    Die Strecke von seinem Anrufbeantworter bis zur Vordertür von Scullys Wohnung hatte er wie ein Irrer zurückgelegt, ohne auch nur einen Sekundenbruchteil nachzudenken, doch jetzt zögerte er. Das Fenster rechts neben der Tür war zerborsten, ein paar Glassplitter ragten aus dem Rahmen hervor. Er schaute sie sich genau an. Auf einem der gezackten Splitter entdeckte er einen dünnen Blutfilm. Vorsichtig fuhr er mit den Fingerspitzen darüber.
    Das Blut war noch flüssig und leicht klebrig. Ziemlich frisch.
    Er richtete sich auf und ging wie betäubt in das Haus hinein. Alle Lichter brannten, aber trotzdem lag etwas merkwürdig Düsteres über der Szenerie, als hätten seine dunklen Vorahnungen Gestalt angenommen. Uniformierte Polizisten hasteten umher, Spurensicherungsexperten füllten ihre Plastikbeutel mit allen möglichen Gegenständen, die Aufschluß über den Tathergang geben konnten oder auch nicht.
Als Mulder den Bück senkte, entdeckte er Scullys Pistolenholster nicht weit von dem zerschmetterten Telefonhörer - leer. Direkt daneben breitete sich ein dunkler Fleck häßlich auf dem sauber glänzenden Holzfußboden aus. Mulder kniete sich hin und betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. Ein paar Haare ragten wie Bronzefäden aus dem allmählich gerinnenden Blut hervor. Er schüttelte den Kopf. Eine Spur blutiger Schmierstreifen verlief von dem Fleck bis zur Glasplatte eines Ecktischchens.
    Mulder ging zu dem Tisch hinüber und bückte fassungslos auf die Schmierstreifen. Er konnte sich vorstellen, wie Scullys Finger einen Moment lang auf der Glasplatte lagen, verzweifelt nach Halt suchten und dann abrutschten, als ihr Körper erschlaffte. Er fuhr mit den Fingern vorsichtig über das Blut, hob die Hand dicht vor die Augen und starrte die roten Flecken auf seinen Fingerkuppen an.
    Es fiel ihm schwer, sich den Tatsachen zu stellen. Polizisten, Techniker und Kriminalisten mit ausdruckslosen Gesichtern, Blut... das alles hatte er schon hundertmal gesehen. Anscheinend passierten diese Dinge immer nachts, immer um Mitternacht herum, und immer traf es irgendwelche Unbekannte.
    Aber diesmal ging es um Scully...
»Ich möchte da rein! Lassen Sie mich rein!«
    Mulder hob den Kopf. Eine Frauenstimme. Er kannte sie nicht, und doch kam sie ihm auf unheimliche Art und Weise vertraut vor.
     
    »Es tut mir leid, Ma'am, aber niemanden darf den Tatort betreten.«
     
    Die zweite Stimme war Mulder nur allzu vertraut. Alex Krycek. Was, zum Teufel, hatte Krycek hier zu suchen?
     
    »Aber das ist die Wohnung meiner Tochter! Bitte...«
    Mulder betrat die Küche, wo er Krycek entdeckte, der versuchte, eine verstörte Frau zurückzuhalten. Die Frau war mittleren Alters und hatte volles dunkles Haar, das einen ersten Schimmer von Grau aufwies. Ihr leicht dickliches Gesicht wurde von Lachfältchen durchzogen, die ihr Lächeln unter den richtigen Umständen vermutlich hinreißend aussehen lassen würden.
    Allerdings waren dies hier kaum die richtigen Umstände. Sie stemmte sich gegen Krycek, die Augen angstvoll aufgerissen.
     
    »Wenn Sie einen Moment warten würden«, bemühte sich Krycek, sie zu beschwichtigen, »werde ich...«
    »Bitte, ich muß da hinein.«
Mulder näherte sich der Frau. »Mrs. Scully? Margaret Scully?«
    Als sie ihren Namen hörte, gab Margaret Scully ihren Widerstand sofort auf und drehte sich zu Mulder um.
    Mulder betrachtete sie einen Moment lang und bedeutete Krycek mit einem Nicken, sie passieren zu lassen. Krycek ließ sie los, und Margaret eilte auf Mulder zu. Plötzlich blieb sie stehen, die Augen entsetzt geweitet.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Mulder begriff, daß sie auf seine rechte Hand starrte, die er unbewußt wie zum Gruß erhoben hatte. Auf das frische Blut an seinen Fingern.
    Er warf einen schnellen Blick auf die FBI-Leute im Wohnzimmer, die den Tatort untersuchten. »Sie ist nicht hier«, sagte er leise.
Margaret schluckte. Ein Muskel in ihrem Mundwinkel begann zu zucken. »Wo ist sie?« Ich weiß es

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