Akte X
Wäscherei aufgehalten?«
»Nein, Sir«, antwortete Mulder, ohne zu zögern.
»Ein Mann wurde dort exekutiert, Agent Mulder.«
Mulder starrte ihn an, zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Ich war bei Scully.«
»Am Tatort wurden Spuren ihres Blutes gefunden.« Es war unverkennbar, daß Skinner mit jedem Wort wütender wurde, aber Mulder schien völlig ungerührt.
»Dürfte ich den Polizeibericht sehen?«
»Es existiert kein Polizeibericht über den Vorfall, Agent Mulder. Und es gibt auch keine Leiche. Das wissen Sie ganz genau.«
»Woher sollte ich das wissen, Sir, wenn ich keine Kenntnis von einem derartigen Vorfall habe?« erkundigte sich Mulder spöttisch.
Skinner sprang so unvermittelt aus seinem Sessel auf, daß dieser beinahe umgefallen wäre, umrundete den Schreibtisch, baute sich vor Mulder auf und fauchte: »Hören Sie mit diesem Blödsinn auf!«
Mulders gespielte Gelassenheit verflog. Er beugte sich vor, nicht minder aufgebracht, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Wie gefällt Ihnen das, wenn ständig alles abgestritten wird? Wenn Fragen nur mit Gegenfragen beantwortet werden?«
Skinner ballte frustriert die Hände zu Fäusten. »Ich will wissen, was dort passiert ist, verdammt noch mal!« Er verpaßte dem Schreibtisch einen Tritt, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Mulder starrte ihn eine Weile an, bevor er ebenfalls aufsprang. Er ging zu dem Konferenztisch, ergriff den Aschenbecher mit der ausgedrückten Morley, kehrte damit zu seinem Platz zurück und klatschte ihn auf Skinners Schreibtisch.
»Er steckt dahinter! Das ist passiert!«
Der Anblick des Aschenbechers schien Skinners Wut noch zu steigern.
»Der Krebskandidat!« stieß Mulder hervor. »Er ist für Scullys Zustand verantwortlich!« »Woher wissen Sie das?«
»Es gibt da so ein Gerücht...«, erwiderte Mulder in abfälligem Tonfall.
Skinner schaute ihn drohend an, aber Mulder ließ sich nicht einschüchtern.
»Das ist nicht Ihr...«, begann Skinner.
»Sie können alles von mir haben«, fauchte Mulder angespannt, und seine Stimme wurde wieder lauter. »Meine Dienstmarke, die X-Akten. Sagen Sie mir nur, wo ich ihn finden kann.«
Skinner wich einen Schritt zurück. »Und was dann?« fragte er etwas ruhiger, aber noch immer aufgebracht. »Schläft er dann bei den Fischen? Wir sind nicht die Mafia, Agent Mulder. Ich weiß, es fällt manchmal leicht, das zu vergessen, aber wir arbeiten für das Justizministerium.«
Bei dem Wort Justizministerium blitzten Mulders Augen auf. »Alles, was ich will, ist Gerechtigkeit.«
»Agent Scully war eine gute Mitarbeiterin, und ich hatte sie wirklich gern«, fuhr Skinner fort. »Ich habe sie respektiert. Aber wir alle kennen unser Risiko, und wissen, was alles passieren kann. Wer nicht auf alle Eventualitäten vorbereitet ist, der sollte besser gar nicht erst anfangen.«
Mehr als alles andere war es Skinners Gebrauch der Vergangenheitsform, der Mulders Zorn schlagartig erlöschen ließ. Skinner sprach über Scully, als sei sie bereits tot. Auf einmal fühlte er sich innerlich leer und ausgehöhlt. Warum war Scully das nur zugestoßen?
Mulders Frage klang beinahe wie ein Flehen. »Was, wenn ich... die möglichen Konsequenzen gekannt und sie nicht gewarnt hätte?«
Skinner seufzte. »Dann wären Sie an ihrem Zustand genauso schuld wie...«, er warf einen kurzen Blick auf den Kristallaschenbecher und verzog angewidert die Lippen, »... wie der Krebskandidat.« Skinner schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann sah er nur stumm zu, wie Mulder das Büro verließ.
3 Irgendwo...
Ein weißer Raum mit einem langen Tisch, auf dem Dana Scully lag. Sie trug ein hübsches weißes Kleid, das sie vom Hals bis zu den Fußknöcheln verhüllte, hatte die Augen geschlossen, und das bronzefarbene Haar umrahmte ihren Kopf wie ein ausgebreiteter Fächer. Ihre Arme lagen seitlich an ihrem Körper, die Handflächen nach unten gedreht. Ein weißes Licht ohne erkennbaren Ursprung fiel auf die Adern auf ihren Handrücken, ließ sie wie die leblose Maserung von Marmor aussehen. Kein Atemzug hob ihre Brust.
Die polierte Tischplatte unter ihr glänzte matt im unirdischen Licht. Es war völlig still, doch dann erklangen irgendwo wie aus unermeßlicher Ferne Schritte.
Nun wurde eine Wand am anderen Ende des Raumes sichtbar, doch es war nicht wirklich eine Wand, sondern eine Öffnung, die in eine andere Welt zu führen schien, eine Welt, unerreichbar fern. Die Schritte wurden
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