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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seilbahn zu den Sternen
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wird.«
    Melissa hörte ihm aufmerksam zu. Auf ihren Wangen zeichneten sich helle Flecken ab. Sie sah Daly ruhig und konzentriert an. »Hat sie die in ihrem Testament festgelegten Kriterien bereits unterschritten?«
    Daly schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Margaret seufzte. Melissa saß steif und kerzengerade da, als habe sie ihre Entscheidung bereits getroffen. Mulder starrte sie an und erkannte, daß sie sich mit Scullys Ende bereits abgefunden hatte. Alles in ihm sträubte sich gegen diese Entscheidung. Er wandte sich wieder den anderen zu.
    »Vielleicht ist es möglich, die DNS mit Designerantibiotika zu behandeln«, warf er ein.
    Dr. Daly schaute ihn verärgert an. Das Licht spiegelte sich in seinen Brillengläsern. »Agent Mulder, ich habe keine Ahnung, wo Sie diesen abenteuerlichen Vorschlag aufgeschnappt haben. Aber ich glaube kaum, daß Sie in der Lage sind...«
    »Sie haben uns bisher keine Antwort geliefert, wie sie hierhergekommen ist... oder was ihr fehlt«, unterbrach ihn Mulder nicht minder gereizt. »Wir müssen sie beobachten...«
     
    Melissa hatte den Wortwechsel der beiden Männer verfolgt, und ihre Wangen röteten sich. »Dana ist kein Beweismittel«, fiel sie Mulder ins Wort.
    Mulder schwieg einen Moment lang. Er spürte, wie ihm alles entglitt. Margaret, Melissa und Daly hatten aufgegeben, aber das würde er nicht tun. Das war ihm einfach nicht möglich. Warum konnte er ihnen nicht begreiflich machen, worum es hier ging? Er beugte sich zu Melissa hinab. »Sie ist hier auf Grund unnatürlicher Umstände.«
    Melissa begegnete seiner Verbissenheit mit ihrer eigenen festen Überzeugung. »Sie liegt im Sterben. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang. Wir verstecken die Menschen in Räumen wie diesem, um den Tod nicht miterleben zu müssen. Wir benutzen Maschinen, um Leben zu verlängern, das dem Tod geweiht ist. Das sind sehr viel unnatürlichere Umstände, als es alle Ursachen, die zu ihrem Tod führen, sein könnten.«
    Während sie sprach, ließ Mulder den Kopf sinken. Er wollte ihre Argumente nicht hören. Melissas Augen blitzten. »Das ist sehr menschlich. Ich liebe sie... und es ist trotzdem richtig.«
    Sie suchte seinen Blick, aber Mulder wich ihm aus, als fürchte er, ihre Argumente anerkennen zu müssen, wenn er ihr in die Augen sah.
    Margaret Scully, die ein so dunkles Kleid trug, als sei sie bereits in Trauer, seufzte. Es war nur ein leises Seufzen, aber trotzdem richtete sich die Aufmerksamkeit der anderen sofort wieder auf sie. »Dana hat... uns die Entscheidung abgenommen«, flüsterte sie mit gesenktem Kopf.
    Ihre Stimme war ruhig und beherrscht. Als sie schließlich den Kopf hob und Mulder ansah, waren ihre Augen klar. Mulder wartete auf ihre nächsten Worte. Er wußte, was kommen würde, und fühlte eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen.
    Margaret schien es ebenfalls zu spüren. Ihre erschöpften, aber entschlossenen Züge entspannten sich ein wenig und wurden weich. »Fox... die Freundschaft zwischen Ihnen und Dana war auf Respekt gegründet.« Sie stand langsam auf. »Erst letztes Jahr habe ich meinen Mann verloren. Und Gott weiß, daß ich nicht auch noch mein kleines Mädchen verlieren möchte.«
    Mulder hörte ihr gebannt zu. Ihm war klar, daß jedes ihrer Worte ein Abschied von der Hoffnung war, das Eingeständnis der Niederlage, mit der sie sich abgefunden hatte. Er konnte sich nicht dazu durchringen, sich ihr anzuschließen, und doch fühlte er sich von ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit, zu tun, was getan werden mußte, zutiefst berührt.
    Sie nickte ihm zu, als wisse sie, was in ihm vorging. »Aber wie Sie«, fuhr sie fort, »habe auch ich meine Tochter stets respektiert.«
     
    Margaret verstummte. Dann schaute sie Dr. Daly zum ersten Mal direkt an. Ohne daß ein Wort fiel, wußte der Arzt, was ihr Blick bedeutete. Er erhob sich. Melissa schloß sich ihm an.
    Alle standen wie erstarrt um den Tisch herum und warteten, bis Margaret langsam zur Tür der Intensivstation ging. Mulder trat einen Schritt zurück, um ihr den Weg freizumachen. Margaret legte die kurze Strecke mit großer Gefaßtheit zurück. Vor der Tür blieb sie noch einmal stehen, drehte sich um und schaute Mulder an.
    »Fox? Dies ist ein Moment für die Familie... aber... wenn Sie möchten, können Sie sich uns anschließen.«
    Mulder betrachtete sie voller Ernst. Er verstand nur zu gut, was sie ihm damit anbot, aber er konnte es nicht akzeptieren, trotz des Respekts, den er für sie und die Art empfand,

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