Akte X Novel
Zauns.
„Dieses Foto wurde vor drei Monaten in einem Vergnügungspark aufgenommen", erklärte Mulder. „Der kleine Junge im Hintergrund ist Teddy Holvey, zwei Jahre alt. Er kam wenige Sekunden nach dieser Aufnahme ums Leben."
„Und wie?" fragte Scully.
„Laut Polizeibericht ist er auf die Schienen der Miniatureisenbahn des Parks geraten. Der Lokführer konnte nicht mehr anhalten, weil die Bremsen versagt haben.
Teddys Vater arbeitet für das Außenministerium", fuhr Mulder fort und reichte Scully eine Akte. „Aufgrund der ungewöhnlichen Begleitumstände des Unfalls wurde eine gerichtliche Untersuchung angeordnet."
Immer noch unsicher, worauf Mulder hinauswollte, blätterte Scully rasch durch den Bericht des Gerichtsmediziners. Außerirdische im Vergnügungspark?
„Und hat sich irgend etwas Ungewöhnliches aus dem Bericht ergeben?"
„Nein", erwiderte Mulder. „Aber der Gerichtsmediziner rief mich hinterher an. Er fand diesen Fall und das Foto etwas seltsam. Aus gutem Grund, denke ich."
Scully sah ihn neugierig an und wandte sich dann wieder dem Foto zu. Was hatte sie übersehen?
„Das ist ein Heliumballon. Eins habe ich schon im Kindergarten gelernt, wenn man so einen losläßt, schwebt er ziemlich schnell himmelwärts. Aber sehen Sie, dieser Ballon bewegt sich von ihm weg ... horizontal ... als ob er gezogen würde."
„Haben Sie im Kindergarten nichts über Wind gelernt?" fragte Scully in jenem Tonfall, der Mulder verriet, daß sie seine Geschichte nicht schluckte.
„Ich habe den Wetterdienst angerufen. Und dort hat man mir gesagt, daß an dem Tag, als Teddy starb, der Wind in nördlicher Richtung blies. Der Ballon hier bewegt sich nach Süden, als ob er gegen den Wind gezogen würde."
„Gezogen? Von wem?"
„Ich weiß es nicht", sagte Mulder nachdenklich. „Deshalb bin ich hier bei Chuck, dem König der digitalen Bildbearbeitung."
Er wies auf den Mann, der hinter einem Arsenal beeindruckender Schalttafeln saß und gerade seinen Kaffee absetzte, um seine Hände wieder auf die Computertastatur vor ihm zu legen. Jetzt wußte Scully, worin der Typ Experte war, und katalogisierte ihn unter Mulders Informationsquellen.
„Er kann unglaublich kleine Details aus einem schlichten Fotoabzug hervorzaubern", fuhr Mulder, offensichtlich beeindruckt von der Fachkundigkeit seines Freundes, fort.
„Nicht Details", sagte Chuck mit der Pedanterie eines Wissenschaftlers. „Informationen. Schauen Sie auf den Monitor."
Er gab ein paar Befehle ein, während Mulder und Scully näher kamen, um einen besseren Blick auf den Monitor zu haben. Der Bildschirm zeigte dasselbe Foto, jedoch auf Teddy und seinen Ballon zentriert. Chuck hackte weiter auf die Tasten ein, und das Bild veränderte seine Farben, als er es vergrößerte.
„Die Bandbreite der Informationen, die unsere Augen ohne Hilfsmittel aufnehmen können, ist begrenzt", erläuterte er, während er tippte. „Mit dieser Spezialsoftware, die ich geschrieben habe, können wir auch 'verborgene' Informationen aufspüren und manipulieren - und wir können sie vergrößern."
Er griff nach der Maus, bewegte sie ein wenig hin und her und klickte dann.
„Sehen Sie dort... Da ist es."
Das Bild veränderte sich ein letztes Mal, und Scully beugte sich vor, um genauer hinzusehen. Sie glaubte, eine undeutliche Gestalt zu erkennen - ungefähr anderthalb mal so groß wie Teddy -, die den Ballon in der Hand hielt und ihn von dem Kleinen wegzog.
„Das ist eindeutig eine Konzentration elektromagnetischer Energie", sagte der Wissenschaftler und deutete auf den Bildschirm.
„Wollen Sie damit sagen, daß ein ... Geist Teddy Holvey getötet hat?" fragte Scully.
Mulder und Chuck sahen sie an, und ihre Gesichter verrieten, daß sie genau das dachten.
„Hat jemand sich die Mühe gemacht, die Kamera zu überprüfen, mit der dieses Foto gemacht wurde? Vielleicht liegt es am Objektiv?"
„Es war alles in Ordnung, Scully", bestätigte Mulder und reichte ihr einen Beweismittelbeutel, der die Kamera enthielt. „Anhand der Informationen hier ist dies ganz eindeutig eine Poltergeistaktivität."
Scully sah ihn und dann wieder den Monitor an und entgegnete mit zweifelnder Stimme: „Mulder, diese 'Information' ist keinen Pfifferling mehr wert als ein Zeitungsfoto, auf dem das Gesicht von Jesus durch das Laubwerk einer Ulme scheint. Das ist ein zufälliges Spiel von Licht und Schatten."
Mulder sah sie an und nahm einen weiteren Beweismittelbeutel
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