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Akunin, Boris - Pelagia 01

Akunin, Boris - Pelagia 01

Titel: Akunin, Boris - Pelagia 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelagia und die weissen Hunde
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und Qualm gegen Dshurajew.
    Die Kugeln schleuderten den Kaukasier gegen die Wand, aber er sprang sofort wieder auf die Beine und rückte mit dem Dolch gegen den Polizeimeister vor.
    Lagrange zielte genauer, schoss noch dreimal und traf jedes Mal, doch Murad fiel nicht, aber jeder Schritt machte ihm jetzt größere Mühe.
    Als der Tscherkesse nur noch einen Meter von Lagrange entfernt war, sprang dieser auf den Boden, setzte Murad die Mündung direkt an die Stirn, und die obere Schädelhälfte flog in Splittern auseinander.
    Der Tote schwankte und stürzte endlich zu Boden.
    »Ist der zählebig, der Teufel«, sagte der Polizeimeister, über den Leichnam gebeugt und schüttelte verwundert den Kopf. »Geradezu ein Wiedergänger. Sehen Sie, er klappert noch mit den Augen. Das glaubt einem keiner.«
    Dann trat er zu Berditschewski, der nach all den Erschütterungen halb tot war, und hockte sich neben ihn.
    »Alle Achtung, Matwej Benzionowitsch, Sie sind ein Draufgänger.« Er wiegte respektvoll den Kopf. »Dass Sie keine Angst hatten, das vom Hinterausgang zu rufen!«
    »Aber es hat nichts genützt«, sagte Berditschewski mit schwacher Stimme. »Bubenzow ist trotzdem entkommen.«
    Lagrange lachte, dass seine weißen Zähne blitzten.
    »Aber woher denn! Wir haben ihn gefasst, auch seinen sauberen Sekretär. Direkt im Pferdestall.«
    »Im Ernst?« Berditschewski verstand überhaupt nichts mehr.
    »Ich habe absichtlich geflucht, für den Tscherkessen. Damit der Trick mit dem fliegenden Revolver echter aussah.«
    Vor Begeisterung und Erleichterung fand Berditschewski nicht gleich die richtigen Worte.
    »Ich . . . Wirklich, Felix Stanislawowitsch, Sie sind mein Retter . . . Das werde ich Ihnen nicht vergessen . . .«
    »Das wünsche ich mir sehr.« Der wackere Polizeimeister blickte Berditschewski forschend in die Augen. »Ich werde Ihnen auch künftig treu und redlich dienen, Ehrenwort. Aber hängen Sie die Geschichte mit dem Schmiergeld nicht an die große Glocke, verdammt soll sie sein. Der Teufel hat mich geritten. Ich habe das Geld dem Kaufmann zurückgegeben. Legen Sie beim Bischof und beim Gouverneur ein gutes Wörtchen für mich ein, ja?«
    Berditschewski stieß einen Stoßseufzer aus, er dachte daran, wie er gegen die bei Beamten verbreitete Bestechlichkeit gewettert hatte, die wie Distelgestrüpp alle guten Absichten durchwucherte; und nahmen sie kein Geld, dann zumindest kleine Geschenke.
    Und ein gerettetes Leben – ist das kein Geschenk?

Die Gerichtsverhandlung
    Der Prozess über die Sawolshsker Morde fand in dem erstaunlich geräumigen und geschmackvollen neuen Gebäude des Gouvernementsgerichts statt. Anton von Gaggenau hatte selbst den architektonischen Entwurf bestätigt und den Bau persönlich beaufsichtigt, weil er ihm eine besondere Bedeutung beimaß. Er pflegte zu sagen, dass man aus dem Äußeren eines Gerichtsgebäudes schließen könne, ob die Gesetzlichkeit in dem jeweiligen Ort geachtet werde. In Russland seien die Gerichtsgebäude schmutzig, eng, schäbig, darum geschehe in ihnen so viel Unrecht und Missbrauch. Der Gouverneur vertrat unbeirrt die vielleicht naive Überzeugung: Wenn ein Gerichtssaal eine gewisse Ähnlichkeit mit einem sauberen und schönen Gottestempel habe, werde es dort auch bedeutend weniger Rechtsverletzungen geben. Und noch eine Erwägung hatte den Gouverneur bewogen, für den Bau eine so beträchtliche Summe bereitzustellen: Das neue Gerichtsgebäude sollte das goldene Jahrhundert der Sawolshsker Geschichte markieren, das sich auf dem festen Fundament von Gesetzlichkeit und Rechtlichkeit gründete.
    Der Bau war gerade rechtzeitig fertig geworden, denn in dem früheren Gerichtssaal hätten nicht einmal die Ehrengäste Platz gefunden, die zu dem Prozess erschienen. Der neue Tempel der Themis fasste mühelos an die fünfhundert Zuschauer. Das war natürlich nur ein kleiner Teil derer, die der Verhandlung des Aufsehen erregenden Falles beiwohnen wollten, doch für die notwendigen Leute reichten die Plätze (zu diesen Leuten gehörten außer den offiziellen Personen und den Ehrengästen die Creme der Sawolshsker Gesellschaft, zahlreiche Journalisten, Schriftsteller aus der Hauptstadt und Vertreter des juristischen Standes, die wie Heuschrecken aus ganz Russland zu diesem gerichtlichen Turnier geströmt waren). Die außerordentliche Präsenz der Juristen erklärte sich auch daraus, dass als Verteidiger Lomejko persönlich gewonnen werden konnte, eine Leuchte der russischen

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