Al Wheeler und der falsche Mann
allein Sie schuld«,
bemerkte Blanche leichthin. »Sie haben ja hier in Pine City die Homo-Szene auffliegen lassen, Al. Und er ist ein gesunder junger Bursche,
wie Sie wissen.«
»Und dank Ihnen kommen die
beiden jetzt recht gut miteinander aus«, sagte Mandy und lächelte mich
rätselhaft an. »Wenn sie sich jetzt gegenseitig beleidigen, klingt es fast
erfrischend.«
»Was immer das auch besagen mag«,
murmelte Blanche. »Aber ich habe einen wundervollen Teilzeitgärtner gefunden,
der einfach ganz fantastisch mit Rosen umgehen kann.«
»Fragen Sie sie nicht, was er
mit den Rosen macht!« warnte mich Mandy. »Er ist achtzehn, das heißt, er geht
auf die Neunzehn zu, und obgleich er bisher nur ein paarmal hier gewesen ist,
sieht er bereits ganz ausgemergelt aus.«
»Ich sage ihm doch immer
wieder, daß er sich ausruhen soll«, schnurrte Blanche. »Was mich daran
erinnert, daß er heute nachmittag um zwei Uhr Dienst
hat. Ich sollte ihm vielleicht aufschreiben, was ich von ihm möchte.«
»Das brauchst du nicht
aufzuschreiben, meine liebe Mutter«, säuselte Mandy. »Er weiß doch längst
auswendig, was du von ihm möchtest.«
»Wahrscheinlich hast du recht,
meine Liebe«, erwiderte Blanche liebenswürdig. »Aber trotzdem.« Sie trank ihr
Glas leer und stellte es auf den kleinen Tisch neben sich. »Es war nett, Sie
wiederzusehen, Al. Ich möchte Ihnen noch gern für Ihre freundlichen Worte
danken, mit denen Sie Lou unsere Familie beschrieben haben. Es hat die
Atmosphäre ein bißchen gereinigt. Und natürlich bin ich froh, daß Sie
herausgefunden haben, wer diesen Barrett wirklich umgebracht hat. Ich hatte so
das ungute Gefühl, daß Sie eine Weile überzeugt waren, Lou hätte es getan.«
Sie stand auf und steuerte auf
das Haus zu. Ich beobachtete das sinnliche Gewackel ihres prächtig gerundeten
Hinterns — in dem knappsitzenden roten Bikinihöschen perfekt präsentiert — und
wunderte mich nicht, daß der neue Gärtner bereits ausgemergelt aussah.
»Trinken Sie aus, Al! Und dann
gehen wir«, kommandierte Mandy.
»Wohin?«
»Zum Lunch«, erklärte sie.
»Haben Sie ihr komisches kleines Auto dabei?«
»Sie glauben, ich wäre zu Fuß
gekommen?«
»Dann werden wir in Ihrem Wagen
fahren«, bestimmte sie.
»Wohin?«
»Laura hat Ihnen das letzte Mal
nichts zu essen gemacht, hat sie erzählt, und das war ihr hinterher peinlich.
Um es wiedergutzumachen, lädt sie uns heute zum Lunch ein.«
»Ich bin nicht so hungrig«,
sagte ich. »Aber vielleicht ist das auch gut so, wenn Laura uns den Lunch
serviert. Was ist ihre Spezialität? Eingedickte Hamburger?«
»Wir werden es herausfinden«,
sagte sie knapp. »Laura stuft Sie unter 8 + ein. Ich war überrascht.«
»Unter 8 + ?« wiederholte ich
laut.
»Sexualnoten von 1 — 10«,
erklärte sie. »Das machen wir immer. Die höchste Note, die sie jemals vergeben
hat, war eine 9—, soweit ich mich erinnern kann. Sie sollten sich geschmeichelt
fühlen.«
Mir war nicht ganz klar, wie
ich mich, verdammt noch mal, fühlte, und so beendete ich meinen Drink schweigend.
»Gut«, sagte Mandy munter.
»Fahren wir!«
Wir spazierten um das Haus
herum zu meinem Wagen, und Mandy ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten.
Als ich den Motor anließ,
fragte sie mich: »Was war nun mit dieser Carmody -Hure
los? Sexuell, meine ich.«
»Sie wollte gern selbst ein
Homosexueller sein«, klärte ich sie auf. »Und da das unmöglich war, hat sie
sich wenigstens mit Homos umgeben.«
»Die Bienenkönigin?«
»Und ihr Gemahl war Peter
Lewis, der König der Schwulen. Mit ihm zu schlafen hat ihren Pakt sozusagen
besiegelt, denn keiner von beiden hat großen Spaß daran gehabt.«
»O Scheiße!« stieß Mandy in
ehrfürchtigem Ton hervor.
»Sie haben ja so recht.«
Etwa fünfzehn Minuten später
erreichten wir Lauras Haus. Ich parkte vor dem Eingang. Die Haustür stand weit offen,
als wir zur Veranda hochstiegen, und so gingen wir gleich hinein.
»Ich glaube, ich schaue lieber
mal nach, wie sie mit dem Lunch vorankommt«, sagte Mandy. »Würden Sie hier
einen Moment warten, Al?«
»Natürlich.«
»Nehmen Sie sich ruhig was zu
trinken! Laura wird nichts dagegen haben.«
»Das hört sich gut an.«
Mandy verschwand weiter im
Innern des Hauses, und ich steuerte auf die Bar zu. Ich entdeckte einen
gefüllten Eiskübel und mixte mir einen weiteren Campari-Soda, da das offensichtlich
das einzige Getränk in Vale Heights war.
Während ich wartete, nippte ich
langsam an dem Gebräu. Die
Weitere Kostenlose Bücher