Al Wheeler und die Callgirls
neugierig beobachtete.
»Sie wird Sie nicht mehr belästigen«, sagte ich vergnügt.
»Gut.« Sie wartete ein paar
Sekunden und sagte dann mit scharfer Stimme: »Warum legen Sie dann nicht auf?«
»Ich habe eine bessere Idee.«
Ich drückte kurz auf die Gabel und unterbrach so die Verbindung. Dann legte ich
den Hörer sachte neben das Telefon. »Sehen Sie? Jetzt kann uns keiner
unterbrechen.«
»Was fällt Ihnen eigentlich
ein?«
»Es ist wichtig, daß wir nicht
unterbrochen werden«, sagte ich leichthin. »Denn wir werden ein sehr intimes
Gespräch führen, Lisa, und wir haben nicht mehr viel Zeit dafür.«
»Was soll das?« Ihr Gesicht
wurde ein wenig blaß. »Soll das irgendein dummer Witz sein?«
»Kein Witz«, sagte ich. »Diese
Unterhaltung fängt da an, wo wir sie am frühen Abend beendet haben. Die letzte
Chance — die Sie nicht wahrgenommen haben. Erinnern Sie sich?«
»Ich erinnere mich, daß Sie
einen Haufen Unsinn gebabbelt haben und dann eine Wut auf mich kriegten, weil
ich keinen Sinn darin erkennen konnte.« Sie trat zwei Schritte zurück. »Ich
fange wirklich an zu glauben, daß Sie nicht mehr normal sind.«
Wir hatten keine Zeit mehr zu
streiten, fand ich, nun, da sich der kritische Zeitpunkt so schnell näherte.
Ich packte sie an beiden Ellbogen und schob sie rückwärts durchs Zimmer auf die
Couch zu. Sie plumpste mit wirbelnden weißen Schenkeln und pulverblauen
Streiflichtern auf die Polster und blieb dann sitzen, mit kalter Wut in den
Augen zu mir aufblickend.
»Ich bin dahintergekommen,
warum Nick Kutter ermordet worden ist«, sagte ich. »Es war ein Irrtum.«
»Irrtum?« Sie zog ihre Beine
auf die Couch zurück und versuchte erfolglos, den Saum des Hemdes über ihre
Schenkel herabzuziehen.
»Es muß so gewesen sein. Er war
die goldene Gans, wie geschaffen zur Erpressung für Sie und Burt Evans — wobei
Donovan als Strohmann diente, damit die Zahlungen einen geschäftsmäßigen
Anstrich bekamen. Das letzte, was Sie oder Evans sich wünschen konnten, war
Kutters Tod. Also ist er durch Zufall ums Leben gekommen.«
»Ich weiß nach wie vor nicht,
wovon Sie reden.« Ihre Stimme hatte einen brüchigen Klang, was mir sehr
zusagte.
»Ein Zufall, der ein schlimmer
Fehler war. Nicht nur schlimm, sondern auch gefährlich. Der, der ihn umgebracht
hat, mußte sich jemanden einfallen lassen, dem er die Sache in die Schuhe
schieben konnte. Wenn der Mörder also logisch dachte, so konnte er sich leicht
die Situation vorstellen, die unmittelbar vor Nick Kutters Tod bestand. Ich
vermute, daß der Erpressungsplan in zwei Stadien aufgeteilt war. Das erste
Stadium war, als Sie Nick nach dem sorgfältig arrangierten Treffen mit ihm und
Donovan hierher brachten. Sie erzählten ihm, was seine Frau früher gewesen war,
und vielleicht zeigten Sie ihm sogar einiges fotografisches Material, falls er
an Ihren Worten gezweifelt haben sollte. Er verkaufte — sozusagen als Anzahlung
— das Delamar-Projekt um ein Butterbrot an Donovan. Vielleicht wäre Donovan —
und sogar auch Sie — mit dem Geld glücklich geworden, aber Evans gab sich damit
nicht zufrieden. Er haßte Nick und wollte ihn völlig vernichten. Das war das
zweite Stadium: die komplette und völlige Vernichtung von Nicholas Kutter. Das
Ziel sollte dadurch erreicht werden, daß Evans mit Miriam Kutter Kontakt
aufnahm und drohte, ihrem Mann zu erzählen, was sie vor ihrer Ehe gewesen war,
wenn sie nicht bereit sei, seine Geliebte zu werden.«
»Sie sind verrückt«, flüsterte
sie.
»In der Nacht, in der Nick
umgebracht wurde, saß er keineswegs da, um auf den Liebhaber seiner Frau zu
warten. Er wartete auf Evans. Früher am Abend war er aufgefordert worden, in
Evans’ gemietetes Haus zu kommen, wo Evans ihm mitteilte, daß Miriam ihm,
Kutter, untreu gewesen war und daß Evans ihm Beweise dafür liefern wolle. Also
verabredeten sie sich für später am Abend in Nicks Haus. Ich nehme an, daß Nick
Kutter, als Evans ihm erzählte, er sei der Liebhaber von Miriam, durchdrehte.
Es kam zu einem Kampf. Evans packte den Bronzekopf und schlug damit allzu hart
auf Nick ein. Das war der Augenblick, wo er jemanden brauchte, dem er die Sache
in die Schuhe schieben konnte. Miriam blieb nichts anderes übrig, als
mitzumachen, denn sie war die unmittelbare Ursache all dessen, was passiert
war. Es war naheliegend, daß die Polizei sie als Hauptverdächtige betrachten
würde. Deshalb schlug Evans vor, sie solle der Polizei glauben machen, sie habe
einen
Weitere Kostenlose Bücher