Al Wheeler und die Flotte Biene
Wheeler?«
»Al.«
»Danke. Ich ziehe es immer vor,
mich mit jemand zu duzen, mit dem ich gerade geschlafen habe.«
»Wenn ich das nächstemal zu Besuch komme, werde ich als Mörder auf der
Flucht auftreten und dich mit gezücktem Messer vergewaltigen«, schlug ich
bereitwillig vor.
»Laß dich nicht hinreißen, Al«,
sagte sie. »Das erstemal hat es mir Spaß gemacht,
weil es mich so unvorbereitet traf. Ich weiß aber nicht, ob ich für eine
Wiederholung zu haben bin. Außerdem frage ich mich, ob du angesichts von
Edwards Gefühlen die nächsten vierundzwanzig Stunden überleben wirst.«
Mit diesen ermutigenden Worten
legte sie auf. Ich tat das gleiche und sah, daß mich Barbie mit aufgerissenen
Augen anstarrte.
»Wer war das denn?« fragte sie
verwundert.
»Avril Lawrence.«
»Sie haben sie vergewaltigt?«
»Heute am späten Nachmittag«,
bestätigte ich. »Es hat ihr Spaß gemacht.«
»Und vorhin — am Telefon meine
ich — war das Edward?«
»Das war Edward.«
»Und er weiß Bescheid?«
»Er weiß Bescheid, sie hat es
ihm erzählt.«
»Ach du lieber Himmel!« Sie
warf den Kopf zurück und lachte. »Das ist ja wahnsinnig komisch. Wie hat er
reagiert?«
»Er brüllt noch immer.«
»Ich sollte mich eigentlich
beleidigt fühlen«, sagte sie. »Mit mir wollen Sie nicht schlafen, aber bei erst
bester Gelegenheit haben Sie genau das mit Avril Lawrence getan. Edward wird
Sie hassen wie die Pest. Sie werden vorsichtig sein müssen, Al. Der nächste
Augenblick kann Ihr letzter sein.«
»Nicht, wenn er seine Tochter
zurückhaben will«, sagte ich.
»Das stimmt wahrscheinlich.«
Ihr Gesicht wurde ernst. »Also seien Sie vorsichtig, nachdem Sie Nancy gefunden
haben.«
»Was macht Ihr Schienbein?«
»Es ist geschwollen und wund«,
antwortete sie. »Einen Augenblick lang hätte ich fast vergessen, wie sehr ich
Sie hasse.«
»Wollen Sie nicht Ihr Haar
trocknen?« fragte ich. »Es sieht scheußlich aus, wie es so über Ihr Gesicht
hängt.«
»Sie sind wirklich ein
Drecksack«, verkündete sie mit großem Nachdruck.
Sie verschwand im Badezimmer
und kehrte rund fünf Minuten später mit getrocknetem und gekämmten Haar zurück.
»Ich brauche einen Drink«,
sagte sie kurz.
»Ich auch«, erklärte ich. »Der
Scotch steht in der Küche.«
Sie murmelte etwas Unhöfliches
vor sich hin, ergriff beide Gläser und trug sie in die Küche. Ich lächelte ihr
freundlich zu, als sie mir meinen frischen Drink überreichte und erhielt als
Erwiderung einen finsteren Blick.
»Wohnen Sie in Sloans Haus?«
erkundigte ich mich.
»Manchmal. Ich habe ein
Apartment in der Pine Street. Edward zahlt natürlich
die Miete.«
»Warum wohnen Sie nur manchmal
bei ihm?«
»Er möchte nicht, daß die Leute
von mir erfahren«, antwortete sie in entschuldigendem Ton. »Wenn er Gäste
empfängt oder eine geschäftliche Besprechung hat, darf ich nicht dort sein.«
»Er ist um seine
Respektabilität besorgt?«
»Vermutlich ja.« Sie warf mir
einen schnellen Blick zu. »Ich habe bisher gar nicht weiter darüber
nachgedacht.«
»Als seine Tochter entführt
wurde, hat er also all die Mühe auf sich genommen, mich hereinzulegen, anstatt
das übliche zu tun und die Polizei zu benachrichtigen — nur weil er Angst vor
Publicity hatte?«
»Er sagte, er habe kein
Vertrauen zur örtlichen Polizei. Sie seien der einzige, der seiner Ansicht nach
eine Chance hätte, Nancy zu finden.«
»Ein respektabler Vater hätte
trotzdem die Polizei gerufen«, sagte ich. »Er hätte auch gewußt, daß er das FBI
zu Hilfe holen kann. Aber Sloans Respektabilität würde eben einer Publicity in
den Zeitungen nicht standhalten.«
»Vielleicht haben Sie recht«,
pflichtete sie bei. »Ist das wichtig?«
»Ich weiß nicht, was wichtig
ist und was nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Wie steht es mit Henry?«
»Ich glaube, der ist
respektabel.«
Ich fletschte die Zähne. »Das
habe ich nicht gemeint. Er ist doch schon lange bei Sloan, oder nicht?«
»Ja.«
»Was tut er?«
»Er sorgt für das Haus und alle
damit zusammenhängenden Angelegenheiten«, erwiderte sie. »Er ist der Butler.«
»Sonst nichts?«
»Nicht daß ich wüßte.«
Das führte in Windelseile zu
gar nichts. »Wie lange sind Sie schon mit Sloan zusammen?«
»So wie jetzt seit gut einem Jahr.
Vorher war ich seine Privatsekretärin. Daraus hat sich alles so entwickelt.«
»Und nun wissen Sie, seinen
eigenen Worten zufolge, mehr über ihn und seine Angelegenheiten als er
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