Al Wheeler und die Flotte Biene
»Warum wollen Sie nicht mit mir
schlafen?«
»Weil Sie nicht aufhören, mich
dazu aufzufordern.«
»Wenn ich damit aufhören würde —
würden Sie dann Ihre Ansicht ändern?«
»Vielleicht«, antwortete ich.
»Ich glaube, Sie haben mir das
Bein gebrochen«, murmelte sie und begann erneut zu massieren. »Ich kann spüren,
wie sich der Knochen bewegt, wenn ich drauf drücke.«
»Keine Sorge«, sagte ich in
gütigem Ton. »Es tut nur weh, wenn Sie versuchen, damit zu gehen.«
Das Telefon klingelte und
übertönte ihre Antwort, die mit Sicherheit nicht ladylike war. Ich ging zum Tisch hinüber und meldete mich.
»Wheeler!« brüllte eine Stimme
in mein Ohr.
»Ich bin taub«, knurrte ich.
»Also sprechen Sie laut, selbst wenn Ihnen eine Ader platzt, ja?«
»Hier ist Sloan.« Das Gebrüll
verringerte sich um einige Phon. »Avril Lawrence hat mich gerade angerufen und
gesagt, Sie hätten sie an diesem Nachmittag aufgesucht. Stimmt das?«
»Es stimmt.«
»Sie behauptet —« Er vergeudete
ein paar Augenblicke mit irgendwelchen Brabbellauten. »Sie behauptet, Sie
hätten sich mit Gewalt Zutritt in ihr Haus verschafft, ihr die Arme auf den
Rücken gefesselt, die Kleidung vom Leib gerissen und sie vergewaltigt.«
»Genau«, bestätigte ich.
»Was?«
»Genau«, wiederholte ich.
»Haben Sie mich lediglich angerufen, um sich das bestätigen zu lassen, oder
haben Sie mir was Wichtiges mitzuteilen?«
Es klang, als ob die
Telefonleitung für ein paar Sekunden lang verrückt spielte, schließlich erhielt
er seine Stimme zurück.
»Das ist die Frau, die ich
vielleicht heiraten werde!«
»Das würde ich nicht zu laut
sagen, Barbie könnte Sie möglicherweise hören«, sagte ich.
»Sie können sich Barbie in den
Hintern stecken!«
»Nein, danke«, erwiderte ich.
»Das ist so ziemlich das einzige, wozu sie mich bisher nicht aufgefordert hat.«
Die Telefonleitung spielte
erneut verrückt, und so legte ich einfach auf. Das ließ mir Zeit, nach meinem
Glas zu greifen, bevor das Telefon wieder klingelte.
»Wer zum Teufel war das — ist
das?« fragte die Schienbeinmasseuse auf der Couch.
»Irgendein Verrückter«, sagte
ich gleichgültig. »Wollen Sie mit ihm reden?«
»Warum sollte ich mit einem
Verrückten am Telefon reden, so lange Sie hier im Zimmer sind?«
Ich kehrte zum Apparat zurück,
wobei ich meinen Drink mitnahm, und hob den Hörer ab.
»Ich werde Sie umbringen!«
sagte Sloan heiser. »Wenn Sie mir je wieder zu nahe kommen, werde ich Sie
umbringen!«
»Wenn Sie sich einbilden, mein
Geist würde anschließend weiter nach Ihrer Tochter suchen, dann haben Sie nicht
alle Tassen im Schrank«, erklärte ich.
»Hören Sie, Wheeler«, sagte er
mit belegter Stimme, »merken Sie sich eines. Sie sind ein rausgeschmissener
Bulle, ein Nichts! Ich brauche bloß mit den Fingern zu schnippen, und Sie sind —«
»Hören Sie auf, mir zu drohen,
Sloan«, unterbrach ich ihn. »Sie haben bereits alles getan. Sie können mir
überhaupt nichts mehr anhaben.«
»Wirklich?« knurrte er. »Na,
ich werde mir schon was einfallen lassen.« Dann knallte er den Hörer auf.
Ich suchte eine Nummer im
Telefonbuch heraus und wählte sie. Avril Lawrence meldete sich nach dem vierten
Rufzeichen, und ihre Stimme klang ausgesprochen vorsichtig.
»Verräterin«, sagte ich kalt.
»Oh, du bist’s .«
»Ihr freundnachbarlicher
Sexualverbrecher«, sagte ich.
»Tut mir leid, aber mir blieb
keine andere Wahl«, sagte sie schnell. »Ich konnte ja nicht wissen, ob du nicht
zurückgehen und Edward hinterher alles erzählen würdest, oder?«
»Ich habe ihm nicht das
geringste erzählt.«
»Ich konnte es mir einfach
nicht leisten, das Risiko auf mich zu nehmen«, sagte sie. »Wenn er dich
umbringt oder so was, tut es mir natürlich leid. Ich meine, es hat mir zu dem
fraglichen Zeitpunkt Spaß gemacht, aber als ich mir die Sache hinterher
überlegte, kam ich zu dem Schluß, ich müßte Edward einfach Bescheid sagen, für
den Fall, daß du es ihm bereits erzählt hättest.«
»Ich habe nichts dagegen, daß
du es Sloan erzählt hast«, erwiderte ich. »Das gibt ihm Stoff zum Nachdenken
und um in Wut zu geraten, was mich freut. Aber daß du das Wort
>Vergewaltigung< benutzt hast, das hat mich verletzt.«
»Ich glaube, ich habe um
Edwards willen ein bißchen übertrieben«, erklärte sie. »Ich wollte nicht seine
Gefühle dadurch verletzten, daß ich ihm erzählte, wieviel Spaß es mir gemacht hat. Haben Sie übrigens auch einen Vornamen, Mr.
Weitere Kostenlose Bücher