Al Wheeler und die Flotte Biene
du ihn loswirst, Louis.«
Louis sah wie ein
außerordentlich gesunder Landjunge aus. Hundertsechzig Pfund, alles in feste
Muskulatur verpackt. Er grinste verschämt, als er vortrat, um es mit dem
Glatzkopf mit dem roten Gesicht aufzunehmen. Dann ging er mit einem Rundschlag
auf ihn los, der irgendwo auf Kniehöhe begann und tief in dem geblähten Bauch
landete. Der Seehund grunzte gequält, bevor er einen Rückwärts-Purzelbaum in
den Swimming-pool ausführte.
»Kommen Sie jetzt, Wheeler?«
fragte Chet Haynes höflich.
»Ihr Wunsch ist mir Befehl«,
sagte ich schnell. »Wohin gehen wir denn?«
»Das werden Sie herausfinden,
wenn wir dort sind«, sagte Brad Spencer. »Und machen Sie sich Ihrer Freundin
wegen keine Gedanken. Sie hat jetzt eben erst ihren dritten Kerl, und sie wirkt
noch überhaupt nicht abgenutzt.«
9
Ich setzte mich hinten in den
Wagen der Jungens, eingeklemmt zwischen Louis und einen anderen Burschen namens
Mike, der fast ebensogroß war. Brad Spencer saß vom
auf dem Fahrersitz, während Chet Haynes sich meines Healey annahm.
»Wohin fahren wir?« erkundigte
ich mich höflich.
»Maul halten«, sagte Louis und
stupste mich schmerzhaft zwischen die Rippen.
Damit erübrigte sich die
Unterhaltung für den Rest der Fahrt. Wir fuhren hinauf in die Berge, auf
gewundenen ungeteerten Straßen, und ich hatte längst keine Ahnung mehr, wo wir
uns befanden, als wir unseren Bestimmungsort erreichten. Es handelte sich um
eine Blockhütte, die sich weitab von der Straße befand. Mein Healey stand
bereits vor der Hütte, und ich war überzeugt, daß Chet Haynes es höllisch
genossen hatte, sich mit ihm durch all diese Kurven zu schlängeln. Wir stiegen
aus und gingen die Stufen zu der Holzveranda hinauf. Die Tür öffnete sich, und
Chet Haynes stand da uns grinste mich an.
»Für ihr Alter fährt die Kiste
nicht schlecht«, sagte er großmütig. »Nur die Zündung muß eingestellt werden,
und sie braucht neue Kerzen.«
»Genau wie Wheeler«, sagte
Louis, und alle brachen in Gelächter aus.
Dann traten wir ins Innere der
Blockhütte. Der Wohnraum war größer als ich von außen vermutet hatte. Das
Mädchen, das auf uns wartete, war hübscher als auf dem Foto. In dem langen
blonden Haar reflektierte das Licht von den beiden Petroleumlampen, und die
großen grauen Augen funkelten vor Vitalität. Sie trug Jeans, ein weißes T-Shirt
und an den Füßen alte Mokassins.
»Setzen Sie sich, Wheeler«,
sagte Brad Spencer und wies auf einen Stuhl.
Ich ließ mich gehorsam nieder
und wartete. Das Mädchen hatte, seit ich eingetreten war, den Blick nicht von
mir gewandt. Louis und Mike standen je rechts und links neben meinem Stuhl,
während die beiden anderen sich zu dem Mädchen gesellten.
»Ich glaube, Sie wissen, wer
ich bin«, sagte sie.
»Natürlich.« Ich nickte. »Sie
sind Nancy Sloan.«
»Sie können also meinem Vater
mitteilen, daß ich lebe und wohlauf bin, ja?«
»Vermutlich, ja.«
»Sie können ihm auch mitteilen,
daß mich diese verzweifelten Kidnapper unbeschädigt zurückerstatten werden,
sobald er das Lösegeld bezahlt hat.«
»Welches Lösegeld?« fragte ich.
Sie lächelte. »Er hat einen
Film von meiner Mutter irgendwo in einem Bankschließfach verwahrt. Den möchte
ich haben. Ich denke, daß wir auch fünfzigtausend Dollar haben wollen. Die
Jungens haben ein Recht auf eine Entschädigung für all ihre Mühe.« Ihr Gesicht
wurde hart. »Und Brads neue Zähne kamen sehr teuer.«
»Wissen Sie, was auf dem Film
ist?« fragte ich sie.
»Ich weiß es. Sie auch?«
»Ja.«
»Woher?«
»Henry hat es mir erzählt.«
»Es sieht Henry gar nicht
ähnlich, so vertrauensvoll zu einem Fremden zu sein.«
»Ich habe ihm ein bißchen
zugesetzt«, sagte ich.
Sie dachte ein paar Sekunden
lang nach, aber ihr Gesicht änderte seinen Ausdruck nicht im geringsten.
»Das wär’s dann wohl«, sagte
sie schließlich. »Erzählen Sie meinem Vater, ich sei am Leben, und es ginge mir
gut, und er könne mich gegen den Film zurückhaben — und gegen fünfzigtausend
Dollar in bar. Wenn er nicht blecht, wird er mich nie wiedersehen. Sagen Sie
ihm, er soll Ihnen den Film irgendwann morgen geben. Dann setzen Sie sich in
Ihren winzigen Karren und fahren zu Chets Tankstelle
hinaus. Ich werde nicht dort sein, aber Chet wird Ihnen sagen, wo Sie mich
finden können. Und bis dahin werden wir sicher sein, daß Ihnen niemand folgt.«
»Da ist was, das du wissen
solltest«, sagte Chet. »Er ist ein Bulle.«
»Ach,
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