Al Wheeler und die gespenstige Lady
reichte ihm die Lampe.
Er
schraubte den Verschluß auf, blickte ein paar
Sekunden lang aufmerksam hinein und runzelte dann die Stirn. »Das ist
merkwürdig — diese hier ist noch über die Hälfte voll. Slocombe muß den Docht gleich herabgedreht haben .«
»Vielleicht
hatte er die Lampe auch die ganze Zeit über gar nicht angezündet ?«
»Das
ist allerdings einleuchtend, Lieutenant .« Ellis’
Gesicht heiterte sich nun wieder auf, nachdem er das Gefühl hatte, sein kleines
Problem losgeworden zu sein. »Nun, Lieutenant, zweifeln Sie noch immer an der
Existenz der Grauen Dame ?«
»Ich
fühle mich nicht berechtigt, eine endgültige Ansicht über ihre Existenz zum besten zu geben, Mr. Harvey«, sagte ich nüchtern. »Aber ich
bin noch immer nicht davon überzeugt, daß sie Slocombe umgebracht hat .«
»Oh!«
Er sah ehrlich enttäuscht drein. »Sie sind ein schwer zu überzeugender Mann,
Lieutenant .«
»Meine
Mutter war eine schwer zu überzeugende Frau, Mr. Harvey«, sagte ich. »Deshalb
bin ich auch ihr einziges Kind .«
Wir
wanderten langsam zurück, denselben Weg wie zuvor, über den Rasen und dann um
das Haus herum zum Vordereingang. Ellis ging voraus in die große Diele und
blieb dann zögernd stehen.
»Nun«,
sagte er verlegen, »Sie haben Ihre Pflicht zu erfüllen, und ich kann mir
deshalb vorstellen, daß Sie ungebunden sein wollen. Bewegen Sie sich also in
diesem Haus völlig ungezwungen. — Sie bleiben natürlich zum Abendessen da,
nicht wahr ?«
»Vielen
Dank«, sagte ich höflich.
» Heute morgen war ein anderer Polizeibeamter da .« Er runzelte einen Augenblick lang die Stirn. »Sergeant — Polnut ?«
» Polnik «, sagte ich.
»Er
wurde mittags von einem uniformierten Beamten abgelöst, und der verließ vor
zwei Stunden das Haus — von Ihrem Büro aus wurde offenbar angerufen, und er
sagte, er sei hier nicht mehr länger erforderlich. Ich hatte gehofft,
Lieutenant, dies sei ein Zeichen dafür, daß Sie begännen, die Wahrheit zu
erkennen — daß Slocombe durch eine übernatürliche
Gewalt ums Leben kam, die wir armen Sterblichen nicht auch nur im
allergeringsten erfassen können.«
»Vielleicht
werde ich mich noch einmal zu Ihrem Standpunkt bekehren«, sagte ich. »Ich habe
heute schon etwas über Sie gehört, Mr. Harvey. Man hat mir gesagt, Sie seien
der Mann, der ein Vermögen ausschlüge, weil er vorzöge, die Dinge zu belassen,
wie sie sind .«
»Wie?«
Er blinzelte mich eine Sekunde lang besorgt an, dann hellte sich sein Gesicht
auf. »Oh, Sie sprechen von den Ölfunden? Wissen Sie, die Leute täuschen sich
möglicherweise in ihren Schätzungen .«
»Kaum
wahrscheinlich«, sagte ich.
»Mein
Großvater war kein armer Mann, als er hierherkam«, sagte Ellis nachdenklich.
»Er legte sein Geld gut an, und glücklicherweise hatten wir bis jetzt keinen
Verschwender in der Familie, der alles innerhalb einer Generation durchgebracht
hat. Wir brauchen nicht unbedingt mehr Geld — ich halte die Tradition für
wichtiger .«
»Und
sind die übrigen Familienmitglieder damit einverstanden ?« fragte ich obenhin.
Er
lächelte frostig. »Das will ich nicht gerade behaupten, Lieutenant. Mein
jüngerer Bruder Ben — Sie kennen ihn ja — ist gar nicht damit einverstanden.
Aber schließlich ist er die ganzen Jahre über in der Welt herumgestrolcht und
hat weit über seine finanziellen Verhältnisse gelebt. Ich habe, offen gestanden , nicht viel Mitgefühl für ihn. Die
Familientradition dieses Besitztums hier bedeutet mir weit mehr .«
»Und
da Sie der Älteste sind, gilt vermutlich, was Sie sagen, Mr. Harvey, nicht wahr ?«
»Bis
zu einem gewissen Punkt ja, Lieutenant. Sehen Sie, traditionellerweise wird
außerdem der Besitz unter alle lebenden Mitglieder der Familie aufgeteilt, aber
der älteste Sohn hat immer den größten Anteil. Mir gehören vierzig Prozent des
Besitzes. Ben und die beiden Mädchen haben je zwanzig Prozent .«
»Sie
sind also der Boss ?«
»Es
sei denn, die drei anderen stimmen geschlossen gegen mich .« Er lächelte. »Aber das halte ich nicht für sehr wahrscheinlich .«
»Sicher
nicht«, sagte ich. »Wissen Sie, wo Martha ist ?«
»Sie
wird wahrscheinlich noch in ihrem Zimmer sein«, sagte er. »George Farrow hat
sie vor einer Weile besucht, aber ich glaube, er ist jetzt weggegangen. George
ist ein prächtiger junger Mann — ausgezeichnete Familie, solide finanzielle
Grundlage. Aber es gibt Zeiten, muß ich gestehen, wo ich mir wünsche, er wäre
nicht ganz so
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