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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Horizont
verschwunden, als ich zum Harveyschen Haus kam, und
die Dämmerung begann hereinzubrechen. Ich ging auf den vorderen Eingang zu und
hatte etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ich eine aufgeregte Stimme
»Lieutenant !« rufen hörte. Ich drehte mich um und sah
Ellis Harvey schnell auf mich zukommen, einen erregten Ausdruck auf dem
Gesicht.
    »Ich
bin sehr froh, daß Sie wieder hier sind, Lieutenant !« Er begrüßte mich, als sei ich ein alter Freund. »Ich muß Ihnen etwas zeigen,
etwas, das Sie interessieren wird, davon bin ich überzeugt .«
    Seine
knochigen Finger umklammerten meinen Ellbogen, und er schob mich eilig um die
Hausecke und dann über die weitläufige Rasenfläche, die sich vor der hinteren
Terrasse ungefähr hundert Meter weit erstreckte, bis sie schließlich von den
üppig wuchernden Sträuchern und hohen Bäumen verschluckt wurde. Wir erreichten
den Rand des Rasens, und Ellis schob mich einen kleinen, mit Unkraut
überwachsenen Kiespfad entlang, bis er mich nach
ungefähr weiteren vierzig Metern durch einen Ruck am Ellbogen zum Halten
brachte.
    »Dort!
Dort, Lieutenant, die Eiche.«
    Die
Eiche sah in meinen Augen genauso aus wie jede andere Eiche, abgesehen davon,
daß sie von einem großen Fleck dürren Bodens umgeben war.
    »Liegt
dort Delia begraben ?« sagte ich.
    »Genau
zu Füßen der Eiche«, sagte er und nickte.
    »Ich
liege am Fuß der Eiche, wo keine Blumen blühen«, zitierte ich.
    »Verdammt,
zu Füßen der Eiche zu liegen, eingehüllt in ewiges Bewußtsein «,
fuhr Ellis mit dem Zitat fort und sah dann den fragenden Blick in meinen Augen.
» Justine hat mir beim Lunch von dem Tonbandgerät
erzählt«, sagte er beiläufig. »Ich bin vor einer Stunde hierhergekommen und
habe es gesehen .«
    »Was ?« fragte ich ungeduldig.
    »Kommen
Sie ein bißchen näher .« Er zog mich ein paar Meter
näher an den Baum heran. »Dort, sehen Sie? Direkt am Fuß der Eiche!«
    Einen
Augenblick lang dachte ich, er wäre jetzt komplett übergeschnappt, dann spähte
ich schärfer hin und konnte dort undeutlich irgendeinen Gegenstand erkennen.
»Was ist das ?« brummte ich.
    »Sehen
Sie selber, Lieutenant !« Er zog mich erbarmungslos am
Arm so weit heran, daß wir nur noch knapp zwei Meter entfernt standen und ich
den Gegenstand klar erkennen konnte.
    »Was,
zum Kuckuck, hat eine Öllampe hier draußen zu suchen ?« fragte ich.
    »Das
gleiche habe ich mich gefragt, mit genau denselben Worten«, antwortete er
hingerissen. »Dann — als ich sie näher untersuchte — erkannte ich sie .«
    »Die
Öllampe?« Ich sah ihn zweifelnd an.
    »Ich
glaube, ich habe gestern nacht erwähnt, daß wir, wenn
ein Gewitter zu erwarten ist, immer vorsichtshalber Öllampen in jedes Zimmer
des Hauses stellen, weil der elektrische Strom so oft ausfällt, Lieutenant ?«
    »Stimmt .«
    »Das
ist eine kleine Arbeit, die ich gern selber verrichte — und so kenne ich jede
Lampe so gut wie einen alten Freund. Diese Lampe«, sein Finger wies
theatralisch auf den Fuß des Baumes, »habe ich gestern in Delias Zimmer
gestellt, nachdem ich es für Henry Slocombe aufgeschlossen hatte !«
    »Und?«
    Er
blickte schockiert drein. »Lieutenant, als Sie sich gewaltsam Eintritt in
dieses Zimmer verschafften, haben Sie da eine Lampe stehen sehen ?«
    »Nein,
ich glaube nicht«, gab ich zu.
    »Wie
kann sie sich dann selbst aus diesem verschlossenen Zimmer hierher an den Fuß
der Eiche befördert haben? Verstehen Sie jetzt? Die einzige mögliche Erklärung
ist, daß Delia selber sie mitgebracht hat, als eine Art Warnung — oder auch als
Beweis — , daß sie von dem einen, der einfältig genug war, ihrem Fluch zu
trotzen, Vergeltung gefordert hat!«
    »Sind
Sie sicher, daß es sich um dieselbe Lampe handelt, die Sie gestern
abend bei Slocombe hinterließen ?«
    »Ich
könnte jeden Eid schwören, daß es dieselbe ist«, sagte er feierlich.
    Ich
ging hin, hob die Lampe auf und blickte ihn dann an. »Wie steht es mit den
anderen Lampen, die sich noch im Haus befinden? Haben Sie sie heute
nachgeprüft, Mr. Harvey ?«
    »Ich
habe es mir zur Gewohnheit gemacht, sie am nächsten Tag nach einem Gewitter
nachzufüllen, die Dochte zu stutzen und so weiter«, sagte er ernst. »Wer kann
wissen, wann der nächste Sturm kommt ?«
    »Erinnern
Sie sich, wieviel Öl im Durchschnitt gestern nacht verbraucht worden ist ?«
    »Sie
waren heute früh noch ungefähr zu einem Drittel voll«, sagte er prompt.
    »Wie
steht es mit dieser hier ?« Ich

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