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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich.
    »Keine
Spur!« Sie kicherte leise. »Er spinnt noch mehr als seine beiden Töchter. Er
sei nicht daran interessiert, hat er den Ölleuten gesagt. Er liebe seinen Besitz gerade so, wie er sei. Sein Großvater sei der
erste gewesen, der hinter dem Bald Mountain gebaut habe, und er, sein Enkel,
sei nicht bereit, wegen etwas so Trivialem wie Geld ein hundertjähriges Erbe
verwüsten zu lassen. Und so stehen die Dinge, Al. Ellis ist durch nichts zu
bewegen, aber George ist fest davon überzeugt, er ließe sich umstimmen, sobald
er einmal einen brandneuen Schwiegersohn haben wird .«
    »Hat
er denn Einfluß auf Ellis Harvey ?«
    »Die
Sache liegt noch viel komplizierter, Sie Gesetzesschnüffler«, sagte sie
schläfrig. »Jedem von ihnen gehört ein Teil des Besitzes — die Harveys waren
immer groß darin, sich gegen die Vorsehung vorzusehen. Ellis hat den
Löwenanteil, aber die beiden Mädchen und der liebe schwammige Onkel Ben
besitzen ebenfalls einen beachtlichen Anteil. Ich vermute, George gedenkt, die
Machtverhältnisse zu seinen Gunsten zu verschieben, sobald er einmal Marthas
Anteil in Händen hat .« Sie kicherte.
    »Dann
wird also George nicht allzu gebrochen über Henry Slocombes Schicksal sein, oder ?« fragte ich.
    »Wenn
er könnte, würde er auf seinem Grab tanzen«, sagte Loraine mit Nachdruck. »Und Justine würde ihm dabei Gesellschaft leisten .«
    »Weshalb?«
    »Henry Slocombe war ihr Freund, bevor ihn ihr Martha direkt
unter ihrer Nase wegschnappte«, sagte sie. »Henry hatte ziemlichen Erfolg bei
den Mädchen in dieser Gegend hier — er hatte in dieser Beziehung ein ganzes
Bündel weiblicher Skalps am Gürtel baumeln .« Sie
leerte ihr Glas mit einem Zug und warf es mir auf die Brust. »Ist das ein
lausiger Service hier .«
    Wieder
trat ich den Gang zur Bar an und schenkte ihr ein weiteres Glas ein. Die eine
Seite ihres Bademantels war drauf und dran, sich auf Nimmerwiedersehen von der anderen
zu verabschieden, als ich wieder in meinen Stuhl zurückkehrte.
    »Ein
sehr attraktiver Bursche, Henry Slocombe «, sagte sie
mit nachdenklicher Stimme. »Ein schlechter Dichter ohne Geld und mit einer
herrlichen Arroganz, mit der er es fertigbrachte, auch noch Dankbarkeitsgefühle
in den Mädchen zu erwecken, nachdem er sie gehabt und dann sitzengelassen
hatte. Er war einer der größten Schufte, die ich je kennengelernt habe, aber
trotzdem wird es hier irgendwie einsam sein, jetzt, nachdem er nicht mehr da ist .«
    »Glaubt
George an die Sache mit der Grauen Dame, an den Familienfluch und all das ?« fragte ich.
    »George
glaubt an George«, sagte sie gleichmütig. »Alles übrige ist unwesentlich, Schnüffel-Al. Bitte erwähnen Sie seinen Namen nicht mehr —
zumindest nicht, solange ich trinke. Es verdirbt den Geschmack dieses guten
Gesöffs .«
    »Was
für ein Mädchen ist Martha Harvey ?«
    Das
Glas löste sich zögernd von ihren Lippen. »Martha? Die ist ein Luder«, sagte
Loraine in entschiedenem Ton. » Justine ist ein Biest, aber Martha ist womöglich noch um ein paar Grade schlimmer. Sie
kennen doch diese Typen, Al—? Sie wollen etwas so lange nicht haben, bis jemand
anderer es hat. Dann müssen sie’s haben und versuchen mit allen
Mitteln, es dem Betreffenden wegzunehmen .«
    »Sie
war zum Beispiel ganz glücklich mit George, bis Justine mit Henry Slocombe ankam ?«
    »Sie
sind wirklich scharfsinnig, Sie alter Langweiler, Sie trinken ja noch an Ihrem
ersten Glas«, sagte sie in einem Atemzug. »Ich glaube, für den alten Henry
spielte das keine große Rolle. Er sah sich nach einer hübschen behaglichen
Möglichkeit, sich niederzulassen, um — einer einigermaßen reichen Familie mit
einer einigermaßen reizvollen Tochter, die die Rechnungen bezahlen konnte,
während er seine lausigen Verse schrieb. Justine oder
Martha, es war ihm letzten Endes egal, welche von beiden er heiratete. So wie
ich ihn kannte, fand er höchstwahrscheinlich den Gedanken ganz erfreulich, eine
zur Verfügung stehende ältere Schwester im Haus zu haben, wenn die Ehe einmal
ein wenig abgekühlt wäre .«
    »Ich
wundere mich, daß er so alt geworden ist .«
    »Er
war sechsundzwanzig«, sagte sie in scharfemTon .
    »Das
meine ich ja eben«, stimmte ich zu. »Wie steht’s mit Onkel Ben? Können Sie dem
auch was am Zeug flicken ?« Ich sah, wie sie Anstalten
traf, den Arm zu heben, und stand auf. »Ich weiß schon«, sagte ich erschöpft
und nahm ihr das leere Glas aus der Hand.
    »Diesmal
nur einen Eiswürfel, Ober !«

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