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Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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richtige
Zeitpunkt sein .«
    Der Healey verlangsamte sein
Tempo auf gemäßigte fünfzig Stundenkilometer, während vor meinen Augen ein
anderes Bild auftauchte: Hilda Davis, der sich ein Pistolenlauf grausam in den
Nacken bohrte, während sie meine Nummer wählte. Hinter ihr ein Gesicht — vielleicht
das Hal Dekkers, vielleicht auch nicht — mit bösartigem Grinsen. Eine Stimme,
die sagte: »Dieser Wheeler hat einen Heldenkomplex. Ein Hilferuf von einem
reizend aussehenden Mädchen wie Sie wird ihn schneller hierherbringen als die
übrigen Polypen. Ich wette, wenn es sein muß, sorgt er dafür, daß er zuerst
hier ist. Da kommt dann dieser kleine ausländische Sportwagen die Zufahrt
heraufgebraust — die Bremsen quietschen —, Wheeler kommt zum Eingang gerannt
wie ein beflissener Pfadfinder und dann besorgen wir es ihm: eine Kugel
irgendwo ganz unten, wenn die Zeit reicht. Was?«
    Es fehlten nur noch ein knapper Kilometer bis zum Mayerschen Haus, und ich hatte mir innerhalb von vierzig Metern den Heldenkomplex
ausgeredet. Ich konnte irgendwo in der Nähe auf der Straße parken und auf Lavers und die anderen warten. Nur würde ich dann später
für immer ein scheußliches Gefühl mit mir herumtragen, wenn wir, nachdem wir schließlich
ins Haus gelangten, eine zwei Minuten zuvor umgebrachte Hilda Davis finden
würden. Und es drehte sich nicht nur um sie. Wie mir Lavers am Nachmittag klargemacht hatte, war ich für alle Beteiligten verantwortlich.
Ich war das kluge Kind, welches das Feuer mit einem Inferno bekämpfte.
    Damit waren die ethischen
Gesichtspunkte geklärt, und das einzige verbleibende kleine Problem war: Wie
würde ich ins Haus gelangen — und zwar lebend. Wenn es sich um eine Falle
handelte und nicht einfach um ein Produkt meiner gärenden Phantasie, so hatte
man Hilda bereits einmal erfolgreich als Köder benutzt und würde es
logischerweise erneut tun.
    Inzwischen hatte ich die Hälfte
des restlichen Weges zurückgelegt und konnte hin und wieder die dunkle Masse
des Hauses auftauchen sehen. Im ersten Stock waren ein paar Fenster erhellt.
Ich hatte weder die Zeit noch einen Generalstabschef, um einen meisterlichen
Plan zu entwerfen; und so blieb als einziger Ausweg genau das zu tun, was sie
erwarteten, zumindest so lange wie möglich.
    Ich drückte erneut auf das
Gaspedal und war bei gut hundert Stundenkilometer angelangt, als ich die
Zufahrt erreichte. Die Bremsen kreischten, als ich durch das Tor brauste, und
die Hinterräder hopsten verzweifelt, um sich den neuen Erfordernissen anzupassen.
Dann hatte ich das Tor hinter mir und raste die Zufahrt hinauf. Ich schaltete
das Fernlicht ein und drückte erneut aufs Gaspedal, so daß der Kies nach allen
Seiten spritzte wie das Wasser hinter einem Rennboot.
    Die gigantische Fassade des
Hauses schien förmlich auf mich zuzuspringen, und der Eingang nahm schnell an
Größe zu, festgenagelt vom Strahl der Scheinwerfer wie ein phantastischer,
schnell wachsender Käfer aus einem pseudowissenschaftlichen Comic Strip. Im
Hintergrund des Portico bewegte sich etwas, und im
Bruchteil einer Sekunde konnte ich Hildas Gesicht erkennen, das geblendet in
das grelle Licht starrte, bevor ich die Bremse durchtrat, in den zweiten Gang
schaltete und das Lenkrad mit einem Ruck nach links riß.
    Die Vorderräder rutschten über
eine zwanzig Zentimeter tiefe Rinne, wobei sich die Nase des Wagens flüchtig
senkte, bis die Hinterräder ebenfalls darüber holperten. Plötzlich rollte ich
friedlich über Rasenflächen und Blumenbeete, die sich parallel zur Seite des
Hauses erstreckten. Als ich an der hinteren Ecke angelangt war, bremste ich — diesmal
sanfter — und fuhr vom Rasen hinab auf den ebenen Betonboden vor dem
Hintereingang des Hauses.
    Der Healey kam etwa drei Meter
vor dem Portico am Hintereingang schlitternd zum
Halten, und ich schaltete kurz, bevor er völlig still stand, Motor und
Scheinwerfer ab. Von da an legte ich es ausschließlich darauf an, in
fortgesetzter Bewegung zu bleiben. Es ist wesentlich schwieriger, auf ein sich
bewegendes Ziel zu schießen. Ein krampfhafter Satz aus dem Wagen heraus ließ mich etwa zwei Meter vor dem Portico am Hintereingang landen.
    Die Achtunddreißiger in der Rechten, rannte ich geradewegs weiter die Stufen hinauf und, Schulter
voran, gegen die Tür. Es tat verdammt weh, und ich fragte mich, ob das
splitternde Geräusch wohl von meiner Schulter oder der Tür herrührte, bis
letztere langsam nach innen zu nachgab. Ich schlug

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