Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Malerin

Al Wheeler und die Malerin

Titel: Al Wheeler und die Malerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
meinen
Schultern. Ich versuchte es nicht mit irgendwelchen Einwänden, denn ich wußte,
daß sie mich, wenn es jetzt einen Streit gab, glattweg umbringen würde. Also
ließ ich meinen Kopf tiefer und tiefer sinken, bis er schließlich sanft zu
Füßen zweier emporragender Hügel ruhte; mein letzter zusammenhängender Gedanke
war der, daß ich zum erstenmal in meinem Leben solch
schneeweiße Berge gesehen hatte.
    Dann kam in einer plötzlichen
mächtigen Woge die Flut, ohne jede vorherige Warnung. Zwei Minuten lang dachte
ich, ich wäre ertrunken, aber dann schaffte ich es, die Augen zu öffnen.
    Eine voll bekleidete Annabelle
Jackson stand vor mir, ein nahezu leeres Glas in der rechten Hand, während der
Rest des Inhalts gleichmäßig über mein Gesicht lief.
    »Es ist Viertel nach zwölf«,
sagte sie mit versteinerter Stimme. »Ich gehe nach Hause .«
    »Wie ?« sagte ich scharfsinnig.
    »Gute Nacht!«
    »Hm .« Ich nickte vage.
    Sie trat in den Korridor
hinaus, blieb dann stehen und blickte mit verblüfftem Gesichtsausdruck zu mir
zurück.
    »Ich weiß, Sie haben mir
erklärt, Sie hätten sich bekehrt, Al Wheeler«, sagte sie langsam. »Aber das
hier ist einfach lächerlich .«
    Ich hörte, wie die Wohnungstür
hinter ihr zuschlug, und überlegte, ob es der Mühe wert sei, aufzustehen und zu
Bett zu gehen. Bevor ich noch einen festen Entschluß hatte fassen können,
klingelte schrill das Telefon. Überraschenderweise fühlte ich mich besser, als
ich mich aufgerappelt hatte.
    »Wheeler«, sagte ich
automatisch, als ich den Hörer abgenommen hatte.
    »Hallo!« Ich glaubte, die
Stimme sofort zu erkennen, aber sie hatte .etwas merkwürdig Zögerndes an sich.
»Hier spricht Hilda Davis — das Hausmädchen bei Mayers .«
    »Hi«, sagte ich mit schwacher
Stimme.
    »Um Himmels willen, kommen Sie
so schnell wie möglich !« Ihre Stimme schnellte
plötzlich um eine Oktave in die Höhe. »Sonst bringen sie uns vielleicht alle um !«
    »Was?« Ihre Worte wirkten auf
mich wie ein Schlag in den Solarplexus, und der plötzliche Schreck brachte mich
zum Leben zurück. »Wer wird wen umbringen — ?«
    »Ich muß jetzt weg«, sagte sie
mit dünner Stimme. Und das nackte Entsetzen in ihrer Stimme war beinahe
physisch wahrnehmbar. »Beeilen Sie sich, Al !«
    Ich wählte die Vermittlung,
sagte dem Mädchen dort meinen Namen und beauftragte sie, Lavers anzurufen, und zwar so lange, bis er sich meldete. Dann sollte sie ihm
ausrichten, ich hätte einen telefonischen Hilferuf aus dem Mayerschen Haus erhalten, könne aber nicht klug aus ihm werden und führe deshalb jetzt
dort hinaus.
    Dann nahm ich die Achtunddreißiger aus der Kommodenschublade und dazu eine
Schachtel Ersatzpatronen, für den Fall, daß es dort draußen zu einem kleinen
Privatkrieg kommen sollte.
    Es war lange her, seit ich so
scharf mit dem Healey gefahren war, während der Nachtwind um meinen Kopf sauste
und ich das Gaspedal bei den geraden Strecken durchdrückte und den Wagen in den
Kurven eben noch auf der Straße hielt. Der Ärger dabei war, daß ich keine Zeit
hatte, das zu genießen, aber meine Aufmerksamkeit wurde dadurch über das Normahnaß hinaus gesteigert.
    Jedes Wort, das Hilda Davis am
Telefon gesagt hatte, ging mir durchs Gedächtnis wie eine irritierende halbe
Erinnerung an irgend etwas ,
das keinen logischen Sinn ergibt. Sie war von Entsetzen gepackt gewesen, als
sie angerufen hatte — soviel war klar. Ihr Verstand
war nicht in der Lage gewesen, kleinere Details zu erfassen, das war sicher.
Sie wollte schnelle Hilfe. Alles andere spielte keine Rolle.
    Aber noch immer nagte etwas in
meinem Unterbewußtsein . »Hier spricht Hilda Davis — das
Hausmädchen bei Mayers .« Wie viele Hilda Davis glaubte sie, kannte ich? Ihre ganze gespreizte
Ausdrucksweise paßte nicht zu dem Mädchen, mit dem
ich den größten Teil der vorhergegangenen Nacht aufs zärtlichste verbracht
hatte und mit der ich am selben Tag bereits zweimal telefoniert hatte. Und wenn
sie, während sie anrief, von Entsetzen erfaßt gewesen war, so wäre das
normalerweise erst recht ein Grund gewesen, nicht mit bedeutungslosen
Erklärungen Zeit zu vergeuden.
    Dann kehrten ein paar andere
Worte in mein Gedächtnis zurück und im selben Augenblick nahm ich den Fuß vom
Gaspedal und drückte ihn auf die Bremse.
    »Vielleicht werden Sie zum
verkehrten Zeitpunkt einmal eine Minute lang sorglos«, hörte ich wieder Hal
Dekkers wütende Stimme flüstern, »und das wird dann für mich der

Weitere Kostenlose Bücher