Al Wheeler und die nackte Blondine
»Das könnte die blauen
Flecken und die Hysterie erklären. Aber eine Menge Leute haben ein wildes
Liebesleben.«
»Ich nicht«, murmelte sie, und
ein Unterton des Bedauerns lag in ihrer Stimme. »Ich wirke nicht so attraktiv
auf Männer. Das haben Sie vermutlich schon bemerkt, Lieutenant? Ich meine, Sie
könnten niemals so interessiert an mir sein, daß Sie mich nach Strich und Faden
vertrimmen würden, oder?«
»Vielleicht könnten Sie mir
Corinnes Adresse geben?« erkundigte ich mich höflich.
»Ich weiß, das alles sieht
nicht nach viel aus«, sagte sie. »Aber darunter steckt ein ganz hübscher
Körper. Alles straff und kaum benutzt. Wollen Sie mal sehen?«
»Corinnes Adresse, bitte«,
sagte ich schnell.
»Vielleicht bin ich nicht Ihr
Typ? Sie mögen sie lieber mit großen Titten und fetten Hintern, die immer
wackeln, was?«
»Wo wohnt Ihre Schwester?« Ich
gab mir alle Mühe, meine Stimme kühl und geduldig klingen zu lassen.
Sie zog plötzlich das dünne
Baumwollhemd über den Kopf und warf es auf den Boden. Ihre Brüste waren klein,
aber perfekt gerundet, und die Brustwarzen standen stolz und herausfordernd
hervor.
»Wenn ein Mädchen so was wie
eine knabenhafte Figur hat und es gefällt Ihnen, dann bedeutet das, daß Sie ein
latenter Homo oder so etwas sind, wie?« zischte sie beinahe. »Ist das Ihr
Handicap, Lieutenant?«
»Nein«, sagte ich und ließ
meinen Zeigefinger zart um ihre eine Brustwarze kreisen. »Ich finde Sie sehr
attraktiv, Anita. Aber im Augenblick muß ich arbeiten. Wo kann ich Ihre
Schwester finden?«
»Das ist für mich der
Augenblick einer großen Entscheidung.« Ihre Stimme klang heiser. »Entweder gebe
ich Ihnen Corinnes Adresse — oder ich werfe Sie auf den Boden und vergewaltige
Sie. Sie haben die Wahl.«
»Ich hätte nichts dagegen,
vergewaltigt zu werden«, sagte ich ehrlich. »Aber ich käme verteufelt in
Verlegenheit, wenn ich hinterher die Polizei rufen müßte.«
Sie lachte widerwillig. »Schon
gut. Vielleicht ein andermal?« Dann gab sie mir die Adresse, und ihr Gesicht
nahm wieder einen nüchternen Ausdruck an. »Sie werden mich doch wissen lassen,
was mit Corinne los ist? Ich meine, ob sie wirklich in der Klemme steckt?«
»Klar«, sagte ich. »Ich komme
wieder zurück.«
»Bleiben Sie nicht zu lange
weg. Wenn ich so hier herumstehe und auf Sie warte, könnte ich mir einen
Schnupfen holen.«
Ich verließ das Haus ziemlich
schnell, um nicht noch im letzten Augenblick meine Absichten zu ändern. Als ich
mit dem Healey um die erste Straßenkurve preschte, begann ich mich zu fragen,
ob ich wohl noch alle Tassen im Schrank hatte. Die Antwort war eindeutig
negativ, und so konzentrierte ich mich aufs Fahren.
Corinne Lambert wohnte im
siebten Stock eines modernen Hochhauses, dessen Eingangshalle für ein Baseballfeld
ausgereicht hätte. Das Ganze strahlte die Atmosphäre von Luxus aus, der
effektiv teuer kommt. Kaum hatte ich auf den entsprechenden Kopf gedrückt und
die Türen waren geschlossen, gab der Aufzug einen kultivierten Seufzer von sich
und kam im siebten Stock zum Stillstand. Der Teppichbelag war dick und legte
sich mit einer Art Würgegriff um meine Knöchel, als ich darüberwanderte .
Als ich schließlich auf den Klingelknopf drückte, kam ich mir selbst in meinem
neuen Anzug minderwertig vor. Kurz nachdem ich zum fünftenmal geklingelt hatte, öffnete sich die Tür ein paar Zentimeter weit. Ein wütendes
Männergesicht erschien im Spalt.
»Geht es nicht in Ihren dicken
Schädel hinein, daß niemand zu Hause ist?« knurrte der Kerl.
»Polizei«, sagte ich und zeigte
ihm meine Dienstmarke.
»Sie sind mit Sicherheit an der
falschen Adresse«, sagte er. »Verduften Sie!«
Er knallte mir die Tür vor der
Nase zu. Ich preßte den Finger gegen den Klingelknopf und ließ ihn dort. Rund
zehn Sekunden später öffnete sich die Tür erneut, und diesmal sah das Gesicht
noch wütender drein.
»Zum Teufel!« Er unterzog sich
offensichtlich einer ungeheuren Anstrengung. »Hören Sie, seien Sie vernünftig.
Sie treffen mich gerade zu einem Zeitpunkt an, in dem es schlechthin unmöglich
ist...«
»Lieutenant Wheeler vom Büro
des Sheriffs«, sagte ich. »Ich muß sofort Corinne Lambert sprechen. Es ist
dringend.«
»Ach, zum Teufel damit«, sagte
er. »Dann befriedigen Sie eben Ihren unmäßigen Amtseifer.«
Er riß die Tür weit auf und
enthüllte die Tatsache, daß er splitterfasernackt war. Ich trat in den
Eingangsflur und schloß die Tür hinter
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