Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die Teufelsbrut

Al Wheeler und die Teufelsbrut

Titel: Al Wheeler und die Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Sie hieß Annabelle Jackson, der
Stolz des Südens, und sah aus wie aller Männer Traum von honigblonder Ekstase.
»Tut mir leid, Sie stören zu müssen, Sheriff«, sagte sie in entschuldigendem
Ton, »aber da ist ein Anruf für Lieutenant Wheeler. Der Mann behauptet, es sei
dringend und er könne nicht warten.«
    »Legen
Sie das Gespräch hierher«, sagte Lavers.
    »Ja,
Sir.« Sie ließ sich Zeit, Stevens ein strahlendes Lächeln zukommen zu lassen,
und sah, bevor sie das Büro verließ, geradewegs durch mich hindurch.
    »Eine
dufte Biene, diese Annabelle Jackson«, sagte Stevens, nachdem sich die Tür
hinter ihr geschlossen hatte. »Sie haben recht«, sagte ich milde. »Ich muß es
schließlich wissen.«
    Das
Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab und sagte »Hier Wheeler« in die
Sprechmuschel.
    »Wheeler
mit der weichen Birne?« fragte eine schwache Stimme.
    »Wer,
zum Teufel, spricht denn da?« zischte ich.
    »Ihr
alter Freund Mickymaus.« Ein kurzes Lachen folgte. »Heute ist Montag. Und
wissen Sie, was das bedeutet? Sie kriegen Ihre blonde Freundin zurück.«
    »Wie?«
    »Am
Seeufer«, sagte er munter. »Da ist eine ungeteerte Straße, die am alten
Orangenhain entlangläuft, vielleicht vierhundert Meter vom See entfernt. Dort
gibt es eine alte Hütte, die bisher noch niemand abgerissen hat und dort drinnen
finden Sie sie.«
    »Wie
steht es mit dem anderen Mädchen?« fragte ich. »Mit der, die nicht mehr geatmet
hat?«
    »Ach,
nun kommen Sie schon, Polyp!« Er lachte erneut. »Sie wissen doch, daß das eine
Ausgeburt Ihrer Phantasie war — genauso wie ich!« Damit legte er auf.
    Ich
wiederholte die Unterhaltung für den Sheriff und Stevens und beide starrten
sich, nachdem ich geendet hatte, eine ganze Weile schweigend an.
    »Ich
fahre also raus und sehe mal am Seeufer nach«, sagte ich.
    »Moment,
Wheeler!« Lavers paffte eine riesige blaue Rauchwolke zur Decke hinauf.
»Vielleicht wäre es besser, wenn statt dessen der Sergeant führe.« — »Was?« gurgelte ich.
    »Nun
ja«, er tätschelte behaglich seinen massiven Schmerbauch, »als Sie das letztemal mit diesen Burschen zu tun hatten, hatte es nicht
gerade allzugut geklappt. Vielleicht will man Sie
wieder reinlegen.«
    »Hören
Sie«, sagte ich langsam, »Sie aufgeblasene, schwammige Nachbildung eines...«
    »Ich
glaube, der Lieutenant meint«, warf Stevens schnell ein, »daß er diesmal auf
die Kerle vorbereitet ist.«
    »Wer
hat Sie was gefragt?« fauchte ich.
    »Schon
gut!« Lavers ’ Gesicht war hellkarminrot. »Scheren Sie
sich zum Teufel, Wheeler; mir ist es völlig egal, wenn Sie dabei krepieren.«
    »Wenn
diesmal jemand krepiert, bin jedenfalls nicht ich es«, versprach ich ihm und
strebte der Tür zu. »Lieutenant«, Stevens’ Stimme klang sehr milde, »wollen Sie
sich nicht meinen Revolver ausleihen?«
    Ich
fuhr herum und starrte ihn an. »Wozu, zum Teufel?«
    »Na
ja, haben Sie uns nicht erzählt, diese — äh — Mickymaus habe Ihnen Ihre Waffe
weggenommen?«
    »Und
hat sie neben mir auf dem Boden liegenlassen«, sagte ich mit erstickter Stimme.
»Ich fand sie, als ich wieder zu mir kam.«
    »Na,
so was!« murmelte Stevens. »Ein Mörder mit weichem Herzen.«
    »Als
Kombination mit einem Sergeant mit weicher Birne wäre das ein großartiges
Team«, brummte ich, »Mickymaus und Pluto.«
    Zwanzig
Minuten schneller Fahrt brachten mich zu der ungeteerten Straße, die am Rand
des alten Orangenhains entlangführte. Und zehn Minuten später fand ich die
Hütte. So, wie sie aussah, konnte sie nur noch durch blinden Glauben
zusammengehalten werden. Ich stieg vorsichtig die drei Holzstufen empor, und
schlich auf Zehenspitzen über die von Termiten massakrierte Veranda in den
einzigen Raum der Hütte.
    Die
Blonde lag ausgestreckt auf einem Feldbett, immer noch in derselben Kleidung,
die sie am Freitagabend getragen hatte. Ihre Frisur hatte Ähnlichkeit mit einem
ausgedienten Vogelnest, und ihr Gesicht war unter der Schmutzschicht bleich und
angespannt. Nachdem ich zweimal laut ihren Namen gesagt hatte, zuckten ihre
Augenlider.
    »Lieutenant?«
flüsterte sie.
    »Hm«,
sagte ich. »Sind Sie okay, Stephanie?«
    Ihre
Augen öffneten sich, es dauerte ungefähr fünf Sekunden, bis sie mich wirklich
sah. »Was für ein Tag ist heute?«
    »Montag.«
    Sie
setzte sich auf, schwang die Füße langsam auf den Boden und strich sich die
Haare aus dem Gesicht. »Es war ein Alptraum, der ein ganzes Leben lang zu
dauern schien«, sagte sie mit zitternder Stimme.

Weitere Kostenlose Bücher