Al Wheeler und die Teufelsbrut
Goldfasänchen «, sagte er, »ihr seid beide
nichts weiter als eine unvorhergesehene Belästigung. Wenn ihr also nicht genau
das tut, was man euch sagt, seid ihr tot. Kapiert?«
Stephanie
Channing gelang es, ein paarmal zu nicken, dann kehrte Donald Duck ohne die
Leiche des Mädchens in den Raum zurück.
»Ich
hab’ mir’s überlegt«, sagte er, nachdem er die Tür
hinter sich zugeschlagen hatte. »Wie können wir die Kleine mit uns in den Wagen
nehmen? Wenn wir auf der Autostraße diese Masken tragen, glaubst du nicht, daß
sich die Leute das Maul zerreißen werden?«
»Immer
mit der Ruhe!« sagte Mickymaus. »Sie wird erster Klasse reisen — im
Kofferraum.«
Die
Blonde hob mit einem Ruck den Kopf. »Bitte«, sagte sie mit zitternder Stimme, »ich
neige zu Klaustrophobie.«
Aus
dem Innern der Mickymaus-Maske drang ein metallisches Gekicher heraus. »Honey«,
sagte er brutal, »mir ist es egal, was für ’ne Religion Sie haben. Sie fahren
trotzdem im Kofferraum.«
»Nein!«
Stephanie stand mit einem von Panik erfüllten Gesicht auf. »Nein! Mir ist es
gleich, was Sie mit mir tun, ich werde nicht...«
Sie
brach mitten im Satz ab, als Donald Ducks weißbehandschuhte Fingerknöchel hart
gegen ihren Kieferknochen schlugen. Er fing sie geschickt auf, als sie nach vorn
stürzte.
»Verstau
sie im Kofferraum und warte dann im Wagen auf mich«, sagte Mickymaus. »Ich
werde mich um den Bullen kümmern.«
Donald
Duck ging wieder hinaus, die schlaffe Blondine in den Armen. Plötzlich schien
es in der Hütte sehr still zu sein.
»Vielleicht
hat mein Partner recht«, sagte Mickymaus nachdenklich. »Eine Kugel durch Ihren
Kopf könnte eine Menge Probleme lösen. Nur ist heute der Geburtstag meiner
Mutter, und ich fühle mich irgendwie sentimental. Also halten Sie sich für ein
Glückskind, Polyp, und drehen Sie sich um.«
In
einem hatte ich, weiß der Himmel, recht gehabt, dachte ich mürrisch, als ich
ihm langsam den Rücken zuwandte. Hier am Strand war alles in Ordnung! Im
nächsten Augenblick knallte der Griff der Pistole auf meinen Schädel und um
mich herum verschwand alles schnell und schmerzhaft im Dunkel.
2
Langes
Schweigen setzte ein, nachdem ich die Geschichte zu Ende erzählt hatte. Sheriff
Lavers zwickte sich aufs grausamste in die dicken Backen und wickelte dann eine
große, dicke Zigarre aus ihrer Zellophanhülle.
»So,
wie Doc Murphy die Sache geschildert hat, waren Sie mit einer lebenden Puppe in
der Hütte und wollten nicht unterbrochen werden«, sagte er wie beiläufig.
»Nun
war ich nicht einfach mit einer lebenden Blondine in der Hütte zusammen«,
fauchte ich, »sondern auch noch mit einer toten Dunkelhaarigen.«
»Nicht
zu vergessen Mickymaus und Donald Duck«, sagte Sergeant Stevens respektvoll.
»Das klingt direkt so, als hätten Sie eine neue Kategorie von Orgie entdeckt.«
Sergeant Stevens war jung — ungefähr fünfundzwanzig — , hatte dichtes, lockiges
blondes Haar, leuchtend blaue Augen und eine Nase, die gebrochen, aber wieder
einigermaßen hergestellt worden war. In der Regel konnte ich ihn gut leiden,
aber im Augenblick mußte ich in mir den starken Drang bekämpfen, ihm die Nase
ein zweites Mal einzuschlagen.
»Und
all das geschah gegen sieben am Freitagabend?« fragte Lavers.
»Ganz
recht!« sagte ich.
»Und
wie kommt es, daß Sie es nicht für nötig gehalten haben, es vor zehn Uhr
dreißig am Montag vormittag auch nur zu erwähnen?«
»Weil
ich das ganze Wochenende darauf gewartet habe, wieder etwas von der Blonden,
Stephanie Channing, zu hören«, sagte ich. »Wenn mir jemand die Geschichte
erzählt hätte, die Sie eben von mir gehört haben, dann hätte ich sie auch nicht
geglaubt. Ebensowenig wie Sie oder«, ich warf Stevens
einen finsteren Blick zu, »dieser Sohn eines Busenfreundes hier.«
»Aber
sie haben nichts von ihr gehört, Lieutenant?« fragte Stevens in beruhigendem
Ton. »Natürlich nicht!«
»Was,
zum Teufel, soll das heißen: Natürlich nicht?« knurrte ich.
»Genau
das, was er sagt«, knurrte Lavers zurück. »Sind Sie vielleicht das Wochenende
über auf einem Trip gewesen, Wheeler?«
»Na
ja, Sie wissen ja Bescheid«, sagte ich mit erstickter Stimme. »Ich spritze jetzt
seit einiger Zeit Heroin, aber vielleicht hat auch das LSD was damit zu tun.
Ich meine, zusätzlich zu all dem Pot, das ich neuerdings rauche.«
Es
wurde höflich an die Tür geklopft, dann öffnete sie sich und die
Privatsekretärin des Sheriffs trat ins Büro.
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg