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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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königlichen
Rat waren Waffen verboten.

    So
verließ ich, noch etwas unsicher auf den Beinen, das Langhaus,
das ich mit den anderen Mitgliedern der Leibwache bewohnte, und ging
über den runden Platz zur großen Halle. Hier wurden Feste
gefeiert, Ratssitzungen abgehalten und regelmäßig dem
Volke die Gelegenheit geboten, vorzusprechen. Wie die meisten anderen
Gebäude in Olthing, dem Hauptsitz des Königs von Tallgard,
war die große Halle ganz aus Holz gebaut worden. Die Wände
bestanden sogar aus ganzen Baumstämmen. Vor der mächtigen
Eichentür standen Wachen, die mich ohne Zögern passieren
ließen, da sie mich kannten.
    Mein
Erscheinen wurde kaum bemerkt. Der Rat war in eine hitzige Debatte
vertieft. Alle Mitglieder waren erschienen: Vier Frauen und vier
Männer, darunter der Hohepriester Eldand und die Hohepriesterin
Runa. Das Licht der Sonne fiel durch die Fenster weit oben in der
Halle und spendete warmes Licht. Felle an den Wänden sperrten
die teils noch frischen Winde des Frühlings aus. Doch es brannte
kein Feuer in der Mitte der Halle, es war warm genug. Außer den
Wachen vor der Tür gab es hier keine weiteren Bewaffneten.
    Lord
Murro, Befehlshaber der Leibwache, nickte mir von seinem Platz an der
runden Tafel kurz zu. Ich schritt hinüber zu dem Podest, auf dem
der hölzerne, mit Fellen belegte Thron des Königs stand.
Berenbarr sah mir vorwurfsvoll entgegen. Erwartete er etwa, dass ich
das Bett hütete, während hier Entscheidungen getroffen
wurden? Ich neigte respektvoll den Kopf und nahm meinen Platz zu
seiner Linken ein. Jarro, der auf der rechten Seite stand, sah mich
böse an, was ich geflissentlich ignorierte.
    Die
Räuber waren tatsächlich Mitglieder einer Gilde aus dem
Westen gewesen. Dort gab es immer wieder Unruhen. Weder König
noch Königin regierten dieses Land. Die Menschen hatten sich in
wilden Haufen zusammengefunden, die sie selbst Gilden nannten. Einige
ähnelten wirklich Gilden, wie wir sie von Handwerkern kannten.
Sie übten Berufe aus und boten sich gegenseitig Schutz und
Unterstützung. Manche von ihnen waren Magiergilden. Andere aber
waren bloß Räuberbanden größerer oder auch
kleinerer Art. Die mächtigste Gilde zählte über
zweihundert Mitglieder. Sie wurde angeführt von einer Gruppe
mächtiger Krieger. Sie beanspruchten momentan die Vorherrschaft
und mit ihnen würden wir uns auseinandersetzen müssen.
    Nur
der Fluss trennte das Reich der Gilden von Tallgard. Kriege zwischen
den beiden Nachbarländern gab es seit der Gründung
Tallgards immer wieder. Seit fünf Jahren herrschte jedoch
Frieden. Wie sollte Tallgard auf die zunehmenden Überfälle
reagieren?
    Einige
Ratsmitglieder plädierten heftig dafür, die Grenzposten
auszubauen und die dort stationierten Truppen aufzustocken. Andere
baten um ein ruhiges Vorgehen, Tallgard dürfe sich nicht
provozieren lassen. Ein weiterer Krieg musste vermieden werden. Die
Diplomatie war gefragt, nicht die Kriegskunst. Von Männern und
Frauen, die von Kriegern abstammten, war das viel verlangt.
    Ich
hatte genug gehört.

    „Hohe
Ratsmitglieder“, sprach ich so laut, dass alle mich hören
konnten. Die Männer Frauen verstummten allmählich.
„Vergebt, dass ich das Wort ergreife. Hoheit, darf ich...?“
    Der
Rat von Tallgard stand jedem offen, der seine Meinung kundtun wollte.
Der Form halber bedurfte es der Zustimmung des Königs,
vorzusprechen.
    Berenbarr
nickte. Seine klugen blauen Augen ruhten interessiert auf mir.
„Sprich, der Rat wird dich anhören.“
    Ich
trat hinunter von dem Podest des Königs, um an die runde Tafel
des Rates zu gehen. „Das Mädchen, das ich tötete...“
    „Sie
meint wohl eher die Bestie“, warf Jarro ein.
    „Das
Mädchen“, sprach ich unbeirrt weiter, „war dünn
und kaum bei Kräften.“
    „Sie
war stark genug, dich zu überwinden“, spottete Jarro.
    „In
ihrer Katzengestalt war sie es. Aber es reichte ein Schlag von mir,
sie zu töten. Kann es nicht sein, dass die Gilden ebenfalls
unter der Trockenheit der letzten Monate leiden?“
    „Dann
hätten wir bestimmt davon gehört“, meinte ein
Ratsmitglied.
    „Die
größeren Gilden haben sicher die Macht und das Geld, die
Trockenperiode zu überstehen. Die kleineren Gilden vielleicht
nicht.“
    „Was
denn, sollen wir nun Almosen an unsere Nachbarn verteilen, damit sie
uns nicht mehr überfallen?“
    Die
Ratsmitglieder brachen erneut in ein hitziges Streitgespräch
aus.
    „Die
Gilden müssen das unter sich klären. Wir haben damit

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