Ich begehre dich noch immer
1. KAPITEL
Endlich bin ich wieder zu Hause, dachte Mark Maxwell und setzte seine schwere Reisetasche ab. Er war wieder in Boston, nachdem er ein Jahr in Paris gelebt und gearbeitet hatte. Die Zeit dort war ihm sehr lang erschienen.
Das Forschungsprojekt, an dem er teilgenommen hatte, war eine faszinierende Herausforderung gewesen, und es wurde allgemein als große Ehre betrachtet, daran mitarbeiten zu dürfen. Das Problem war nur, dass sich die Vorstellungen seiner Landsleute von Paris als wahr erwiesen hatten. Wo immer er hingegangen war, es kam ihm vor, als wäre er von verliebten Paaren umzingelt.
Vielleicht wimmelte es in Boston genauso von Verliebten, aber wenn ja, dann war es ihm jedenfalls nie aufgefallen. In Paris wurde er andauernd damit konfrontiert. Obwohl er sich dafür verachtete, hatte er ständig an eine Zeit denken müssen, als er selbst verliebt gewesen war und sein Herz an ein Mädchen mit süßem Lächeln und strahlenden braunen Augen verloren hatte.
Sie hatten Pläne für eine gemeinsame Zukunft geschmiedet, stundenlang über das Haus geredet, in dem sie leben würden, über die Kinder, die sie sich wünschten, und darüber, wie glücklich sie zusammen sein würden.
Aber nichts davon hatte Bestand gehabt - jedenfalls nicht für Emily.
Sie hatte ihm das Herz gebrochen, so dass er voller Bitterkeit beschlossen hatte, sich nie wieder zu verlieben. Er hatte geglaubt, dass er diesen schmerzlichen Abschnitt seines Lebens hinter sich gelassen und vergessen hätte, was sie ihm einmal bedeutet und was sie ihm angetan hatte. Aber als er in Paris gewesen war, inmitten all der Paare, die Händchen haltend durch die Stadt schlenderten, waren die alten Erinnerungen wieder in ihm hochgekommen, hatten ihn gequält und ihm klar gemacht, dass er Emily weder vergessen noch ihr vergeben hatte.
Er durchquerte das Wohnzimmer und ging zur Küche. Für die Dauer seines Aufenthalts in Paris hatte er die Wohnung an seinen Freund Eric vermietet, einen frisch geschiedenen Arzt, der in einem Krankenhaus arbeitete. Eric hatte Mark neulich am Telefon gesagt, dass er vor seiner Rückkehr den Kühlschrank füllen würde. Und er hatte auch die Zeitschriften und die übrige Post, die während Marks Abwesenheit angekommen war, in einen Karton gepackt und in eine Ecke der Küche gestellt.
Mark schlug vier Eier in eine Pfanne, fügte geriebenen Käse und gewürfelten Schinken hinzu, atmete den köstlichen Duft ein und füllte dann einen Teller mit seinem Omelett und trug ihn zum Küchentisch. Er goss sich ein Glas Milch ein, setzte sich und schob sich genüsslich den ersten Bissen in den Mund.
O ja, dachte er, nachdem er sich satt gegessen hatte, jetzt noch ein paar Stunden Schlaf, und ich werde wieder der gleiche alte Dr. Mark Maxwell sein, der Boston vor einem Jahr verlassen hat.
Ganz unbewusst runzelte er die Stirn und blickte nachdenklich kauend vor sich hin. Der gleiche alte Dr. Mark Maxwell, wiederholte er im Stillen. Dr. Mark Maxwell, der in den vergangenen vierzehn Jahren alles getan hatte, um eine ernsthafte Beziehung mit einer Frau zu vermeiden. Dr. Mark Maxwell, der sich in seine Arbeit vergräbt und im Alter von nur zweiunddreißig Jahren schon als Wunderkind in der medizinischen Forschung galt. Dr. Mark Maxwell, der hier in Boston genauso einsam war wie in Paris, der es sich aber erst in diesem Moment eingestand.
„Verdammt!” murmelte er. Offenbar hatte die Erschöpfung nach dem Flug zur Folge, dass er sehr viel empfindlicher war als sonst. Schließlich war er nicht der einzige Mann auf der Welt, der über seiner Arbeit sein Privatleben vernachlässigt hatte. Was das Berufliche anging, so hatten sich Hoffnungen und Träume über jede Erwartung hinaus verwirklicht, aber er musste zugeben, dass er emotional im Grunde immer noch der junge Mann von damals war -
zutiefst verletzt, verbittert und wütend.
„Na, wunderbar.” Mark schüttelte den Kopf. „Und was jetzt, Maxwell? Wie beabsichtigst du, dich von den Erinnerungen an die alte Geschichte zu befreien, die dich verfolgt wie ein Gespenst?”
Er hatte nicht die geringste Ahnung. Aber es würde ihm schon etwas einfallen, sobald er erst mal seinen Schlaf nachgeholt hatte. Schließlich hatte er nicht die Absicht, den Rest seines Lebens als einsamer Single zu verbringen - und alles nur wegen dieser Frau, die ihn so tief verletzt hatte. Nein, davon durfte er sich in Zukunft auf keinen Fall beeinflussen lassen.
„Darüber denke ich später nach”, sagte er
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