Alarmstufe Rot
konnte sich eines Anflugs von Stolz nicht erwehren. „Schön zu hören, dass er jetzt positiver eingestellt ist. Aber ich weiß nicht, ob es richtig ist, wenn ich weiter mit ihm trainiere.”
Dr. Kempner beugte sich vor und spielte mit einem Löffel. „Das verstehe ich nicht. Jared ist doch sehr glücklich mit Ihnen.”
„Das freut mich.” Mehr, als sie zugeben mochte, das war ja das Problem. „Ich frage mich nur, ob jemand anderes es nicht noch besser machen würde. Vielleicht jemand mit mehr Erfahrung. “
Er hörte auf, den Löffel zu drehen, und sah sie prüfend an. „Wie lange arbeiten Sie jetzt in Ihrem Beruf?”
„Fünf Jahre, die Praktika eingeschlossen.”
„Dann haben Sie doch genug Erfahrung.”
Sicher, aber sie war nicht erfahren genug, um mit Jared Granger und seiner erotischen Ausstrahlung, fertig zu werden. „Mag sein.”
„Ist da etwa noch ein anderes Problem?”
Himmel, sah er ihr das an der Nasenspitze an? „Wie meinen Sie das?”
„Ich meine, macht er Ihnen noch immer Schwierigkeiten?”
Oh ja, das tat er. Aber das war schließlich normal, wenn eine Frau sich von einem Mann dermaßen angezogen fühlte. Diese endlosen Nächte, wenn sie sich von ihm fantasierend im Bett hin und her wälzte wie ein klinischer Fall von Schlafstörung. Aber sie wagte nicht, Dr.
Kempner das zu gestehen. „Er macht seine Übungen für Zwischendurch nur widerstrebend.”
Das klang zumindest nachvollziehbar.
„Nein, er trainiert jetzt regelmäßig. Allein heute drei Mal.”
Sie konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. „Wirklich?”
„Ja. Und er wollte wissen, ob Sie nicht drei Mal pro Woche kommen können, anstatt zwei Mal. Ich denke, das ist Ansporn genug für Sie, wie geplant fortzufahren.”
Jareds blaue Augen, seine schönen Hände, sein athletischer Körper waren viel mehr Ansporn … Halt, seit wann nannte sie ihn in Gedanken Jared? Sie strich sich über die Stirn und schloss die Augen. So konnte es nicht weitergehen.
Der schrille Ton von Dr. Kempners Beeper riss sie aus ihren Überlegungen.
Er nahm die Nachricht entgegen und erhob sich hastig. „Ich muss gehen, das war der OP.
Wahrscheinlich haben sie meinen nächsten Patienten hinaufgebracht.”
„Hey, Brookie!” schallte es durch den Raum.
Dr. Kempner hielt inne.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt, dass Michelle diesen albernen Kosenamen quer durch die voll besetzte Cafeteria schrie.
Nick Kempner schaute zu der lächelnden Michelle und fragte Brooke: „Eine Bekannte von Ihnen?”
War es ein Vergehen, Verwandte zu verleugnen? „Im Augenblick würde ich zwar am liebsten Nein sagen, aber, ja, das ist meine Schwester.”
Dr. Kempner wirkte mehr als oberflächlich interessiert an Michelle, die, ungerührt von der Aufmerksamkeit des Chirurgen und vermutlich jedes Arztes im Raum, ihre langen dunklen Haare zurückwarf. Aber das war ja nichts Neues.
„Arbeitet sie hier?”
„Ja, sie ist die neue Pressesprecherin.”
Er wandte keinen Blick von Michelle, als wäre sie ein Magnet. Auch das war nichts Neues.
„Ich sehe sie zum ersten Mal”, sagte er.
Gut, das haben Sie nun, und von einem Foto von ihr hätten Sie länger etwas, hätte Brooke am liebsten bemerkt. Statt dessen sagte sie: „Was Dr. Granger betrifft, ich finde wirklich …”
„Richtig, Dr. Granger.” Es gelang Kempner, sich von Michelles Anblick loszureißen, und er nahm sein Tablett hoch. „Ich ändere den Behandlungsplan auf drei Mal pro Woche.
Machen Sie mit ihm die Termine aus. Und behalten Sie Ihre hervorragenden Methoden bei.”
Damit war er weg, wie eine Vision selbstgewisser Männlichkeit in Blau.
Was war eigentlich geschehen? Offenbar war sie überrumpelt worden. Sie musste mit Jared Granger weiterarbeiten, jedenfalls vorerst. Zumindest bis es seiner Hand etwas besser ging. Das bedeutete mehr Hausbesuche, mehr Händchenhalten, mehr engster Körperkontakt mit einem frustrierten Mann, der sich beweisen wollte, dass seine Anziehungskraft auf Frauen nicht nachgelassen hatte. Aber dafür brauchte sie gar keinen Beweis.
Sie würde einfach stark bleiben müssen. Die Signale ignorie ren, die sie an einem sehr femininen Punkt ihres Körpers trafen. Auch wenn das so leicht wäre, wie eine Rakete im Garten zu ignorieren. Irgendetwas bliebe dabei auf der Strecke, doch das würde bestimmt nicht sie sein.
4. KAPITEL
Jared war kein Sklave der Uhr, doch als es auf 17 Uhr zuging, begann er, die Minuten zu zählen. Wie lächerlich, dass er über
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