Alarmstufe Rot
begnügen, obwohl er sich nach mehr sehnte.
Sie ging ungezwungen wieder zu ihrem sachlichen Verhalten über und hielt Distanz, während sie das Eisentor hinter sich ließen und den Pfad einschlugen, der zur südwestlichen Grenze der Wiese führte. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, nur einzelne Vogelrufe und das Knistern des trockenen Grases unter ihren Schritten war zu hören.
Jared wies mit dem Kopf auf eine wenige Meter entfernte Stelle am Weg. „Dort ist es passiert.”
Brooke betrachtete den Traktor, der wie ein düsteres Denkmal für Jareds Achtlosigkeit wirkte. „Er steht noch genauso da?”
„Ja. Ich kann ihn nicht bewegen, und ich habe niemanden, der es für mich tun würde.”
„Keine Freunde?”
„Höchstens Kempner, aber er hat nicht viel Ahnung von Land maschinen. Er interessiert sich nur für Geräte, mit denen man Frauen beeindrucken kann.”
Sie lachte leise. „So schlimm ist er bestimmt nicht.”
Jared lächelte. „Nicht ganz so schlimm, wie manche meinen. Seit seiner Scheidung hat er den Frauen abgeschworen - das behauptet er jedenfalls.”
„Und Sie?”
Er hatte genügend Frauen gekannt, doch es war keine darunter, bei der er es ihn länger gehalten hätte. Bis er Brooke kennen gelernt hatte. Er warf ihr einen Seitenblick zu und merkte an ihrer verlegenen Miene, dass sie ihre Frage bereute.
„Nicks Scheidung hat mich nicht sonderlich beeinflusst”, sagte er, um dem Thema den Ernst zu nehmen.
„Was ist mit Candy?”
Den Namen hörte er gar nicht gern. Er legte keinen Wert darauf, sich an diese Frau zu erinnern. „Wieso wissen Sie davon?”
„In der Klinik bleibt nichts lange geheim. Ich habe Sie beide aber auch im Fernsehen gesehen, als Candy über die Spendenaktion für die neue Kinderstation berichtete.”
Jared wartete, bis ein geräuschvoller Schwärm Vögel davongeflogen war. Er wollte sichergehen, dass Brooke genau verstand, was er ihr über Candy Rawlings mitzuteilen hatte.
Sie sollte eindeutig erfahren, dass ihm nichts an einer Frau lag, die sich lediglich einen wohlhabenden Arzt hatte angeln wollen. „Das Positivste, was ich über Candy sagen kann, ist, dass sie enorm selbstsicher ist. Leider mochte ich sie nicht so sehr wie umgekehrt.”
„Interessant.” Brooke lächelte und zeigte dabei ein Grübchen sowie ein ironisches Augenzwinkern. „Dann war es also keine Herzensangelegenheit.”
„Sie meinen, ob wir miteinander geschlafen haben?”
Ihre Augen wurden groß, und sie schaute zur Seite. „Nein, das meinte ich nicht. Ich meinte nur …” Sie kreuzte die Arme über ihrem Oberkörper. „Verzeihung, das war eine aufdringliche Frage. Es geht mich wirklich nichts an.”
Er blieb stehen. „Da Sie nun einmal gefragt haben - ja, wir hatten eine kurze Beziehung.
Momentan bin ich solo, wenn es das ist, was Sie wissen wollten.”
Die Arme immer noch um sich gelegt, drehte sie sich zu ihm. „Erzählen Sie mir von dem Unfall. Wie ist es passiert?”
Wie elegant sie das Thema wechselte - auch eine ihrer positiven Eigenschaften. Wenn es nach ihm ginge, würde er sie alle gründlich erforschen. Aber wenn er nicht aufhörte, in solche Richtungen zu denken, würde er seine Erkundungen auf der Stelle beginnen, hier inmitten der Natur, und der Natur ihren Lauf lassen.
Jared riss ein Grasbüschel aus und warf es weg, wobei er wünschte, er könnte die hässlichen Erinnerungen ebenso leicht loswerden. „Der Unfall geschah aus reiner Dummheit.”
Er erzählte den Ablauf. „Zum Glück hatte ich mein Handy dabei und ein Halstuch, um meine Hand zu verbinden, sonst wäre ich womöglich verblutet, bis die verflixte Ambulanz kam. Sie brauchten zwanzig Minuten.”
„Das muss ja schrecklich gewesen sein.”
„Ja, es war sicherlich kein erhebender Moment.”
Dafür war ihm jetzt einer vergönnt. Als sie zurückgingen, hielt er sich absichtlich ein paar Schritte hinter ihr und genoss den Anblick. Das weiche Flanellhemd umspielte ihren sexy Po, und die engen Jeans betonten die gerundeten Hüften. Er hielt nichts von Frauen, die nur aus Haut und Knochen bestanden, er hatte es lieber feminin - etwas zum Anfassen. Etwas Echtes.
Und Brooke war herzerfrischend natürlich.
„Ich nehme an, Sie kommen hier heraus, um abzuschalten”, sagte sie und unterbrach seinen Gedankengang.
Er dachte an die vergangenen Wochen auf seiner Farm. Sie war wirklich ein idealer Schlupfwinkel. „Ja, so war es auch an jenem Wochenende, ich wollte einfach raus. Am Tag zuvor war eine
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