Alarmstufe Rot
Er ist Arzt.”
Ihre Mutter schöpfte Hoffnung. „Ein Lungenspezialist?”
„Herzchirurg. Der beste, den es gibt. Aber er hat sich die Hand verletzt, und ich bin seit ein paar Wochen seine Physiotherapeutin.”
„Ist das erlaubt, dass man …” Jeanie blickte verlegen zur Seite. „Ich meine, ist es klug, eine Beziehung mit einem Patienten anzufangen?”
Noch vor wenigen Wochen wäre Brookes Antwort ein klares Nein gewesen. Aber inzwischen hatte sich viel verändert. Sie hatte sich verändert. „Offiziell bin ich jetzt nicht mehr seine Therapeutin, mach dir keine Sorgen.”
Jeanie kämpfte mit den Tränen. „Sei mir nicht böse, Honey. Ich will doch nur dein Bestes.
Ich möchte nicht, dass du unglücklich wirst.”
„Du kannst mich nicht vor allem bewahren, Mom, und Michelle auch nicht. Aber du hast uns zu ganz vernünftigen Mädchen erzogen.” Meistens waren sie das jedenfalls. „Du kannst stolz auf uns sein.”
„Und was war mit Brandon? Hast du vergessen, wie übel er dir mitgespielt hat?”
Brooke zuckte innerlich zusammen. Warum mussten ihr alle ständig längst Vergangenes vorhalten? „Das ist über sechs Jahre her. Und um dir die Wahrheit zu sagen, die Beziehung ging nie über das abendliche Lernen und ein paar Küsse hinaus. Sicher, ich war jung und reichlich naiv. Aber ich habe ihn nicht geliebt.
Das habe ich mir bloß eingebildet.” Diese Erkenntnis war ihr in der letzten Nacht in Jareds Armen gekommen.
Jeanie wischte sich über die feuchten Augen. „Brooke, als du klein warst und deine Asthmaanfälle hattest, habe ich dich Nacht für Nacht herumgetragen. Du bekamst keine Luft und warst ganz blau im Gesicht, und ich hatte solche Angst, dich zu verlieren. Ich habe versucht, dich zu beschützen, so gut ich konnte. Aber vor Liebeskummer kann ich dich nicht schützen. Ich wünschte, ich könnte es.”
„Mach dir darüber keine Sorgen, Mom. Ich erwarte gar nicht, dass du mich vor allem bewahrst. Ich muss meine Erfahrungen selbst machen. Und ich weiß, was du mit meinem Asthma durchgemacht hast. Ohne dich und Dad hätte ich es wohl nicht ge schafft.”
„Ich hoffe nur, du weißt, was du tust. Aber ich kann nicht verstehen, was dieser Mann damit zu tun hat, dass ich deine Sachen wasche. Ich kann mich doch weiter ein bisschen um dich kümmern.”
„Es hat etwas mit Selbstständigkeit zu tun. Ich habe das Be dürfnis, auf eigenen Beinen zu stehen. Kannst du das denn nicht verstehen?”
„Na ja, vielleicht.” Jeanies Ton sagte allerdings das Gegenteil. „Hat dieser Mann auch einen Namen?”
„Er heißt Jared.”
Jeanie machte große Augen. „Shellys Freund?”
Im ersten Moment war Brooke verwirrt, doch dann erinnerte sie sich an den Abend, an dem sie ihrer Mutter diese Notlüge aufgetischt hatte. „Nein, Mom, er ist nicht Shellys Freund.” Sie umarmte ihre Mutter liebevoll und tätschelte ihr den Rücken. „Mir passiert schon nichts, Mom. Ich bin und bleibe dein kleines Mädchen. Und ich habe dich lieb.”
„Ich dich auch, mein Liebling.” Jeanie machte sich los und lä chelte halbherzig. „Versprich mir nur eins.”
Hilfe! „Und das wäre?”
„Erzähl deinem Vater nichts davon. Er kann sich noch immer nicht daran gewöhnen, dass du inzwischen einen BH trägst.”
Sie lachten und umarmten sich noch einmal. Das Gespräch hatte Brooke unendlich erleichtert. Dieses plötzliche Gefühl von Freiheit hatte sie Jared Granger zu verdanken. Sie nahm sich vor, ihm das zu sagen - und mehr -, gleich heute Abend. Nachdem sie mit seinem behandelnden Arzt gesprochen hatte.
„Dr. Kempner hat jetzt Zeit für Sie, Miss Lewis.”
Brooke folgte der Schwester über den Flur zum Sprechzimmer des Arztes. Sie sah zur Uhr und stellte fest, dass sie bald ihren nächsten Termin hatte. Aber sie wollte weder Jareds Problem noch die Tatsache, dass sie nicht mehr seine Physiotherapeutin war, am Telefon besprechen. Wie sie sich jedoch im persönlichen Gespräch aus der Affäre ziehen würde, blieb abzuwarten.
Nick Kempner erhob sich, als sie eintrat. „Hey, Brooke.”
Sie nahm seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie. Dann setzte sie sich ihm gegenüber.
„Entschuldigen Sie, dass ich so kurzfristig um einen Termin gebeten habe, aber ich werde mich beeilen.”
„Kein Problem.” Dr. Kempner zog seinen Sessel heran und nahm Platz. „Ich nehme an, Sie möchten über Dr. Granger mit mir sprechen.”
„Ja. Ich denke, ich sollte Sie über ein paar Dinge informieren.”
„Okay. Um was
Weitere Kostenlose Bücher