Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
Vom Netzwerk:
Saag-wan«, erklärte Joach Elena. »Eine Mer-Frau.«
    Elena runzelte die Stirn. Eigentlich waren die Mer Sagengestalten, doch nach allem, was Elena inzwischen erlebt hatte, zweifelte sie nicht an der Behauptung ihres Bruders.
    Während sie die Wiese überquerten, um sich zu dem Drachen und seiner Reiterin am Rand der Klippe zu gesellen, waren Flint und Er’ril in eine Unterhaltung vertieft. Elena war nahe genug bei ihnen, um die Worte zu verstehen. Er’rils Gesicht war im verblassenden Licht dunkler geworden. »Dann ist A’loatal also verloren«, sagte er bekümmert. »Und mein Bruder …« Seine Stimme brach, und der Präriemann konnte nicht weitersprechen. Seine Augen starrten in eine unbestimmte Ferne. Elena hatte ihn noch nie so zutiefst erschüttert erlebt.
    Flint kaute auf seinem Pfeifenstiel herum. »Ich befürchte, so ist es. Ich habe Berichte gehört, wonach Schwärme von Skal’ten gesichtet wurden, die die Türme der Stadt umkreisten. Von Bootsleuten wurde berichtet, dass andere seltsame Wesen im Gewässer um die Insel herum gesichtet wurden, und es sind fünfmal mehr Schiffe auf See verschollen als zuvor. Ich befürchte, der Herr der Dunklen Mächte ist zum Äußersten entschlossen. Wenn wir das Buch des Blutes erlangen wollen, brauchen wir eine Armee.«
    Unterdessen hatte die Gruppe die Klippe erreicht. Sie hielten einigen Abstand zu dem Drachen, obwohl dieser bereits das Interesse an ihnen verloren hatte und aufs Meer hinaus blickte. Elenas und Saag-wans Blicke trafen sich flüchtig. Die Mer-Frau nickte ihr zu. Elena vermutete, dass sie beide ungefähr gleich alt waren.
    Flint sprach mit Saag-wan. »Wie ist es gelaufen? Konntest du deine Mutter dazu überreden, zu helfen?«
    »Conch war bereits bei meiner Mutter eingetroffen«, antwortete Saag-wan, »und hat ihr deine Bitte um Hilfe übermittelt.« Sie vollführte eine ausholende Handbewegung, die das Meer jenseits der Klippe umfasste. »Und da ist ihre Antwort.«
    Hinter der klatschenden Brandung wogte das blaue Wasser in einem trägen, gleichmäßigen Auf und Ab. Da war nichts als bloße Wellen.
    Elena sah, wie die Schultern des Alten erschlafften.
    Dann berührte die kleine Mer-Frau den Hals ihres Drachen.
    Auf dieses lautlose Zeichen hin reckte Ragnar’k den langen Hals und brüllte über die Wellen. Sein Ruf hallte entlang der Klippen wider.
    Elena zuckte bei dem Lärm zusammen und lehnte sich an Joach.
    Als das Brüllen des Drachen aufhörte, wurde das Meer hinter der schäumenden Brandung von hunderten von schlangenartigen Köpfen durchbrochen, da unzählige Geschöpfe an die Oberfläche kamen. »Seedrachen«, flüsterte Elena ehrfurchtsvoll. Wie verstreute Juwelen auf dem mitternachtsblauen Gewässer tauchten immer mehr Drachen in unterschiedlicher Tönung und Größe aus dem Meer auf.
    Auf jedem Drachen saß ein Reiter, den Arm zum Gruß erhoben.
    »Meine Mutter lässt euch grüßen«, sagte Saag-wan mit dem Anflug eines Lächelns, »und bietet euch ihre Hilfe an.«
    Hinter den Drachen erhoben sich riesige Kolosse aus dem tiefen Meer, wie von Krebsen überwucherte Inseln, und sprühten Wasserfontänen aus Löchern in ihren Rücken. Die Gischt traf das Leuchten der Sonne und warf Regenbogen an den Horizont.
    Flint pfiff anerkennend. Er tastete nach einem kleinen sternenförmigen Knopf in seinem Ohr. »Du hast es geschafft, Saag-wan, du hast die Mer’ai aus der Tiefe zurückgeholt«, murmelte er. »Heute Nacht verflechten sich die Prophezeiungen miteinander. Spürst du es?« fragte er Er’ril. »Wenn die Sonne das nächste Mal aufgeht, wird Krieg über uns hereinbrechen.«
    Seine Worte - Krieg und Prophezeiung - jagten einen eisigen Schauder durch Elena.
    Plötzlich stieß der schwarze Drache wieder ein lautes Trompeten aus, ein schrilles Wehklagen, das Elena entsetzte. Seine unzähligen Geschwister unten im Wasser antworteten ihm im Chor, ein anschwellendes Lied, das sich mit dem Klatschen der Brandung unter ihnen vermischte. Es war ein Lied, das Meer und Tier vereinigte.
    Doch Elena hörte im Gesang des Drachen noch etwas anderes. Sie hörte die Trommeln des Krieges, das Klirren von Schwertern auf Schilden und das Schallen der Schlachthörner.
    Als das Licht um sie herum verblasste, flüsterte Joach Elena ins Ohr, wobei er die weit aufgerissenen Augen auf die Menge unter ihnen gerichtet hielt: »Sie sind deinetwegen hier, Elena.«
    Seine Worte betrübten sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. Von nun an, das wusste sie, würde nichts

Weitere Kostenlose Bücher