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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Schwertscheide. Sein silbernes Schwert war noch an seinem Platz. »Schaffst du es, uns über den See zu bringen?«
    »Ja, aber danach muss ich zur Burg Drakken zurückkehren, um neue Kraft zu schöpfen. Von dort aus kann ich euch bis zur Küste leiten.«
    »Und was ist mit dem Ungeheuer in der Burg?« fragte Elena.
    »Ich glaube nicht, dass es lange dort bleiben wird. Nur hoffentlich lange genug, bis ihr alle ihm in der Weite der Sümpfe entwischt seid. Dann kann ich zu meiner Burg zurückkehren.«
    Doch Cassa Dars Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Plötzlich dröhnte ein Donnerschlag übers Wasser. Alle Augen wandten sich zur Burg hin. Der dunkle Turm stand immer noch wie eine schemenhafte Insel hinter ihnen. Gegen den schwarzen Stein hob sich eine weiße Gestalt ab, die im Sternenlicht schimmerte.
    »Es ist durch die Tür gebrochen!« sagte Mikela entsetzt.
    Elena beobachtete, wie sich das Ungeheuer in die Luft erhob, mit Flügeln wie riesige weiße Segel zu beiden Seiten. Sie durchschnitten den Nebel wie die Flossen eines Raubfisches, der den See durchpflügt. Doch Elena wusste, dass jetzt keine Handbewegung Cassa Dars sie mehr retten konnte. Sie sah ihre eigenen Hände an. Ihre beiden Handflächen waren noch rot - nicht mehr von tiefem Rubinrot wie zuvor, sondern von einem schwachen Scharlachrot. Ihre Kräfte waren gering.
    Sie blickte zum Himmel, wo das Ungeheuer wendete und zu ihnen herabtauchte. Die schlangengleichen Fortsätze hingen jetzt bis zum See herunter; sie glitten durchs Wasser und erzeugten kleine Wellen. Schon zuvor, als Elena noch im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen war, hatte sich das Ungeheuer ihrer Magik widersetzt. Wie konnte sie hoffen, jetzt etwas zu erreichen?
    Dennoch zückte sie ihren Hexendolch.
    Er’ril stand auf dem Floß, mit nackter Brust, das Schwert in der Hand. Mikela stand ebenfalls bewaffnet neben ihm und versuchte, die Geschwindigkeit des Ungeheuers im Vergleich zu der Cassa Dars abzuschätzen. Sie musste feststellen, dass sie dem See nicht entkommen würden. Er’ril, der anscheinend ihren Blick spürte, sah über die Schulter zu ihr, einen um Entschuldigung heischenden Ausdruck in den Augen. Er wusste, dass sie dieses Unternehmen nicht lebend überstehen würden. Dennoch hob er das Schwert. Zumindest würde er kämpfend sterben.
    Und sie ebenfalls, beschloss Elena. Sie fuhr mit der Spitze ihrer silbernen Klinge über jede ihrer Handflächen, dann steckte sie den Dolch wieder in die Scheide. Sie wölbte die Hände und sah zu, wie das Blut in ihre Handflächen sickerte und den Damm ihrer Magik überspülte. Als sie sich der Macht öffnete, fingen ihre beiden Hände an zu glühen. Der rosige Schimmer der Rechten wurde zu einem feurigen Karmesin, während der Rosaton der Linken in einer eisigen azurblauen Helligkeit aufstrahlte.
    Dies waren die beiden Seiten ihrer Macht, und beide waren in diesem Augenblick nutzlos.
    Elena betrachtete ihre leuchtenden Hände. Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke. Was wäre, wenn …?
    Elena sprang so jäh auf, dass das Floß schaukelte. Vor ihr brummte Er’ril mürrisch, da er Mühe hatte, das Gleichgewicht zu halten. Er sah sich zu ihr um.
    Es war zu spät für eine Erklärung. Das Ungeheuer hatte sie erreicht.
    Während es über dem fliehenden Floß schwebte, wanden sich seine Tentakel unter ihm und schnappten nach dem Gefährt und seinen Passagieren. Indes die anderen mit ihren Schwertern das Ungeheuer abzuwehren versuchten, sah Elena, wie Ferndal von einem geringelten Glied des Ungeheuers in die Luft gerissen wurde.
    Jaston sprang dem Wolf hinterher über den Rand des Floßes, die Waffe zwischen die Zähne geklemmt. Der Sumpfbewohner bekam den rankenartigen Fortsatz mit beiden Händen zu fassen, dann löste er eine Hand und nahm den Dolch aus dem Mund. Mit angespannten Armmuskeln sägte er an dem Glied, einen erstarrten Schrei auf den Lippen, bis der Fortsatz abgetrennt war und sowohl dieser als auch der Wolf in den See stürzten.
    Elena wusste, dass damit nur ihre Kraft auf die Probe gestellt worden war. Sie blickte zum Nachthimmel hinauf. Das Ungeheuer glitt nun hoch oben auf den gewaltigen Flügeln dahin. Seine fahlen Augen schienen das Floß zu erforschen. Dann richtete es den Blick genau auf sie. Es war kein dummes Ungeheuer, das sie jagte. Eine bösartige Intelligenz lag hinter den toten Augen dieses Geschöpfes.
    Elena wusste, dass der Herr der Dunklen Mächte dieses Ungeheuer leitete.
    Es musterte sie noch eine Weile, dann stieg

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