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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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…«
    »Lüge!« schrie der Stammesvater. Ein Knurren aus unzähligen Kehlen pflichtete ihm bei.
    Dorn trat weiter vor, wie um zu zeigen, dass sie mit ihrem Vater und seiner Anklage nichts zu tun haben wollte. »Berichte du uns, was geschehen ist.«
    Elena sah den vereisten, in der Mitte gespaltenen Baumstamm an, dann schweifte ihr Blick über die kahlen Bäume rings um den Teich. Sie waren alle tot. »›Die Zeit, da wir die Hüter der Welt waren, ist vorüber … ‹«, wiederholte sie leise die Worte der Wurzel.
    »Was war das?« fragte Dorn.
    Elena holte tief Luft. »Die Wurzel hat zu mir gesprochen«, sagte sie mit möglichst fester Stimme, obwohl sie am ganzen Leib zitterte. »Sie sagt, ihr müsst diese Wälder aufgeben, um sie zu bewahren.«
    »Niemals!« rief der Stammesvater.
    Dorn bat ihn mit erhobener Hand um Geduld. »Wohin sollen wir gehen?«
    »Dahin, wo die Zwillinge sind.«
    Dorn stockte der Atem. »Ferndal und Mogwied?«
    Elena nickte. Langsam kehrte ein wenig Wärme in ihre Glieder zurück. »Ich glaube, sie waren gemeint. Der Uralte übermittelte mir ein Bild von den beiden Brüdern.«
    »Alles Lüge!« zischte der Stammesvater.
    »Vater«, mahnte Dorn, »du hast selbst gesagt, die Wurzel habe mit Elena Zwiesprache gehalten. Hätte sie das getan, wenn Elena ihr hätte schaden wollen? Kann die Wurzel nicht in jedes Herz schauen?«
    Der Stammesvater wurde unsicher. Seine tierischen Züge drohten die Oberhand zu gewinnen. »Die Wurzel war krank … Vielleicht wusste sie nicht, dass ein Dämon so unschuldig aussehen kann.«
    »Du hast das Licht gesehen, Vater. Die Wurzel hat seit Ewigkeiten nicht mehr so geleuchtet. Sie hat Elena zu ihrem Boten erkoren.«
    »Und die Botschaft lautet, wir sollen die Wälder verlassen, um nach den verfluchten Zwillingen zu suchen?«
    Dorn schüttelte den Kopf. »Die Wurzel war immer unser Ratgeber. Sollen wir ihre letzten Worte in den Wind schlagen?«
    »Wer sagt dir denn, dass die Fremde die Wahrheit spricht?«
    Damit hatte er Dorn in Verlegenheit gebracht. Sie wandte sich an Elena und flehte nur mit den Augen um ein Zeichen, einen Beweis.
    Elena war ratlos. Er’ril beugte sich zu ihr. »Vielleicht solltest du ihnen das zeigen?« Er zog ein silbernes Schwert ein Stück weit aus seiner Scheide. Erstaunt erkannte Elena die Klinge, die sie von der Wurzel erhalten hatte. »Du hieltest es in den Händen, als ich dich fand.«
    Sie nickte, fasste die Waffe mit der Linken und zog sie vollends heraus. Die Worte der Wurzel fielen ihr ein: Mit diesem Zeichen sollst du unsere Kinder führen …
    Sie zwang ihre zitternden Gliedmaßen zur Ruhe, räusperte sich und hob die Stimme, damit alle sie hören konnten. »Ich habe den Auftrag erhalten, euch aus euren Wäldern zu führen! Die Wurzel hat ihn mir erteilt! Und zum Beweis gab sie mir dies!«
    Sie hob das Schwert und zeigte es den Si’lura. Als das Mondlicht darauf fiel, entzündete sich im Inneren des Metalls ein Licht und strahlte hell in die Nacht hinaus. Überall im Tal wurde erschrocken nach Luft geschnappt.
    »Das kann nicht sein!« rief der Stammesvater aus und fiel auf die Knie, während die anderen Gestaltwandler verwirrt durcheinander liefen.
    »Vater, was hast du?«
    Der Stammesvater tastete blind nach seiner Tochter. »Es gibt ein Geheimnis, das nur die große Wurzel und ihr Auserwählter kennen. Ein Gelübde, das der Stammesvater jeder Generation ablegen muss.«
    »Was für ein Gelübde ist das?«
    Elena hörte ihn, obwohl er nur flüsterte. »Das Versprechen, der einen zu folgen, deren Kommen vor langer Zeit vorhergesagt wurde und die das Schwert der Rose trägt.«
    Dorn sah zu Elena und der blanken Waffe empor. »Das Schwert der Rose?«
    Elena wusste bereits, was sie in der Hand hielt; sie hatte das Schwert sofort erkannt, als es ihr übergeben wurde. In A’loatal hatte sie begierig alle Texte, alle Gerüchte, alle Sagen über ihre Ahnfrau Svesa’kofa verschlungen, und so wusste sie auch von der Waffe, die jene Hexe einst getragen hatte. Sie war unzählige Male beschrieben worden. Trotz ihrer vielen Namen
    Dämonenklinge, Seelendieb, Hexenschwert war die blanke Silberklinge mit dem Rosengriff einmalig und unverwechselbar.
    Elena hob das Schwert aus elementarem Silber, dem gleichen Metall, in dem auch die Energie des Landes floss, und spürte die Schwingungen der Macht in seinem Inneren.
    »Der Geistbaum ist nicht mehr«, sprach sie feierlich. »Die Wurzel hat sich zurückgezogen ins Herz der Welt, um mit ihren

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