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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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mächtigen Vögel scharten sich um das große Elv’en Schiff und folgten ihm über die Berge.
    Elena beobachtete die Versammlung der Adler am Himmel.
    »Und so fängt es an«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Sie drehte sich um. Harlekin stand da und rauchte seine Pfeife.
    Er deutete mit dem Stiel gen Himmel. »Wir wollen nur hoffen, dass es nicht ihr letzter Flug ist.«
    VIERTES BUCH
    Auf schwarzen Meeren
    15
    Kast klammerte sich an den Mer Reiter, der vor ihm saß, und stieg mit ihm durch die seichten Gewässer um A’loatal an die Oberfläche. Die beiden ritten auf einem wendigen jadegrünen Seedrachen, der sich soeben geschickt durch die Ruinen der halb versunkenen Stadt schlängelte und auf den Hafen zusteuerte. Kast betrachtete die künstlichen Riffe, die einmal Türme und Wohnhäuser gewesen waren. Nun huschten Schwärme von Flitzerfischen durch Fenster und Türen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte das Meer dieses Viertel zurückerobert. Der Drache schwamm über eine umgestürzte Statue hinweg, auf der sich Seeanemonen und Krebse angesiedelt hatten.
    Ein Friedhof, dachte Kast mürrisch und versank in tiefer Schwermut. Seit Saag wans Verschwinden hatte der Ozean den Reiz des Geheimnisvollen für ihn verloren. Er empfand ihn nur noch als kalte, unversöhnliche Welt. Wenn er sich wenigstens in Ragnar’k verwandeln und allein die Meere hätte durchstreifen können. Aber nur Saag wans Berührung konnte die Magik entzünden und den Drachen in ihm freisetzen.
    So war er froh, als sie endlich die Oberfläche erreichten und im Schein der Abendsonne auftauchten. Er spuckte das Ende seiner Luftschote aus und sog die reine Luft in seine Lungen. Der leichte Wind machte ihn frösteln.
    Der Drache, ein schlankes Weibchen, zuckte unter ihm zusammen.
    »Ho, Helia«, flüsterte ihr Reiter und klopfte dem Tier zärtlich den Hals. Der junge Mer’ai war fast noch ein Kind und hatte sich erst vor kurzem mit seinem Drachen verbunden. Tatsächlich waren die meisten der noch zurückgebliebenen Mer’ai entweder sehr jung oder ziemlich alt. Untergebracht waren sie bei Saag wans Mutter in dem einzigen Leviathan, der noch in den tieferen Gewässern schwamm. Linora wollte abwarten, bis sich das Schicksal ihrer Tochter entschieden hätte. Alle anderen waren schon vor Tagen mit den Kriegsschiffen der De’rendi und der Elv’en nach Norden gezogen.
    Kast drückte den Arm des jungen Reiters. »Vielen Dank für deine Hilfe, Talan. Helia ist eine ausgezeichnete Schwimmerin.«
    Der Junge nahm stolz die Schultern zurück. »Mein Drache ist von edelster Abstammung. Du kennst sogar ihren Vater.«
    Kast runzelte die Stirn. Er verstand nicht, was der junge Reiter meinte. »Wirklich?«
    »Sie ist jadegrün«, sagte der Junge.
    Kast tappte immer noch im Dunkeln. Talan sah ihm seine Verwirrung wohl an. »Helia ist ein Jadedrache. Die Farbe wird über den Vater vererbt, der war also ebenfalls jadegrün.«
    Helia drehte den Kopf. Sie hatte offenbar gespürt, dass von ihr die Rede war. Kast zog die Brauen zusammen. Jadegrün. Seedrache und Mensch betrachteten sich stumm, und endlich ging Kast ein Licht auf. Wenn man genauer hinsah, war die Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter ganz deutlich. Kast lebte nun schon so lange bei den Mer’ai, dass er gelernt hatte, die feinen Unterschiede zwischen den majestätischen Geschöpfen zu erkennen. »Ein Jademännchen …«, murmelte er.
    Der Junge nickte. »Eines unserer edelsten Tiere.«
    Kast hob die Hand und strich mit dem Finger über den Nasenhöcker des Drachen. Helia beschnupperte ihn. Mit einem Mal fühlte sich der Blutreiter Saag wan wieder ganz nahe; sie hatte den Vater dieses Tieres von Herzen geliebt. Conch hatte er geheißen, und er war der Leibgefährte von Saag wans Mutter gewesen.
    Tränen trübten seinen Blick.
    Talan sah an ihm vorbei. »Da kommen die anderen.«
    Kast drehte sich um. Hinter ihnen tauchten sechs weitere Drachen auf. Ihre Reiter zogen schwere Netze mit Schwarzsteineiern hinter sich her. Bei dem Anblick packte Kast der Zorn, die Tränen versiegten.
    »Das sind die letzten«, bemerkte der Junge.
    Kast knurrte nur vor sich hin. Nach sieben Tagen harter Arbeit war das Erkundungsschiff der Elv’en nun endgültig von seiner tödlichen Fracht befreit. Mehr als hundert Eier lagerten bereits tief unter der Erde in einem fensterlosen Steinverlies mit einer einzigen Tür, vor der ein Dutzend bewaffneter Gardisten Wache hielten. Sobald auch der Rest des üblen Geleges dort untergebracht war,

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