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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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belegt.«
    Kast schüttelte den Kopf. Sie gingen an den Zellen zu beiden Seiten vorbei. Am Ende des Ganges leuchteten Fackeln. Dort liefen ein Dutzend Männer herum, allesamt Blutreiter, die Hant treu ergeben waren.
    Hant nickte dem Gardehauptmann zu. »Alles ruhig, Brent?«
    Der Mann stand stramm, nahm die Schultern zurück und nickte. »Wir haben niemanden herein oder herausgelassen, wie du es befohlen hast.« Kast kannte ihn. Er war Hants Vetter. Der Kriegerzopf reichte ihm bis zum Gürtel, ein Zeichen für viele siegreich bestandene Schlachten. Über den tätowierten Meerfalken zog sich eine helle Narbe, sodass es aussah, als hätte man dem Vogel die Kehle durchgeschnitten.
    Hant zog klirrend einen Schlüsselbund aus seiner Tasche und trat an den Eingang zum Verlies. Kast und Brent folgten ihm. Die massive Tür aus feuergehärtetem Eichenholz war mit Eisenbeschlägen verstärkt und hatte ein kleines vergittertes Fensterchen und zwei Schlösser. Ein Schlüssel von Hant und einer von Brent waren nötig, um sie zu öffnen.
    Kast sah ihnen dabei zu und fragte sich einmal mehr, wie jemand die Eier gestohlen haben konnte. Selbst wenn die Mer’ai Wache mit dem Dieb unter einer Decke gesteckt hätte, wie wäre er an Gost vorbeigekommen? Wie hätte er die Schlösser geöffnet? Ein Ding der Unmöglichkeit.
    Kast konnte sich nur eine Erklärung vorstellen. Seit Saag wan besessen war, hatte er alle Berichte über die bösartigen Tentakelwesen, angefangen von den Erlebnissen des Schiffsjungen Tok auf Kapitän Jarplins Schiff bis hin zu Elenas Erzählung von Bruder Flints ›Heilung‹, eingehend studiert. Dabei zeigte sich eines ganz deutlich: Die Bestien standen untereinander in Verbindung, und alle, die unter ihrem Einfluss waren, konnten sich über dieses dämonische Band verständigen. Da auch die Gelehrten der Bruderschaft zuletzt besessen gewesen waren, könnte Saag wan Zugriff auf deren Wissen über A’loatal und seine Burg und damit auch über das Labyrinth von Geheimgängen und unterirdischen Tunneln gehabt haben. Hätte sie mit diesem Wissen die Sicherungen umgehen können, um die Eier zu stehlen? Und wie viel Unheil mochte sie sonst noch angerichtet haben? Die Vorstellung jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.
    Das Knarren der Angeln riss ihn aus seinen Gedanken. Brent zog die schwere Tür auf. Das Kribbeln wurde stärker, jetzt kitzelte es wie Spinnenbeine auf nackter Haut. Die anderen, allesamt kampferprobte Männer, traten einen Schritt zurück.
    Hant nahm eine Fackel von der Wand. »Passt besonders gut auf, solange die Tür unverschlossen ist. Lasst niemanden in die Nähe.«
    Brent nickte. »Jawohl!«
    Hant ging mit seiner Fackel voran, und Brent schloss die Tür hinter ihnen. Kast sah sich in dem halbdunklen Raum um. Er hatte diese Zelle aus zwei Gründen gewählt: Sie war groß genug, um alle hundert Eier aufzunehmen, und sie war aus dem Stein der Insel herausgehauen, sodass alle Wände aus gewachsenem Fels bestanden. Hants Fackel warf unruhige Schatten.
    Überall lagen Stapel von Eiern. Die Zelle erinnerte an die Brutstätte einer monströsen Vogelkolonie. In der Mitte erhob sich der größte Stapel, eine bis an die Decke reichende Pyramide, ein Haufen Schwarzstein, der den Schein der Fackel einfach verschluckte, ohne etwas von dem Licht zurückzuwerfen. Das Gelege entzog dem Raum auch noch den letzten Rest Wärme. Es war bitterkalt, und bei jedem Atemzug bildeten sich weiße Wolken vor dem Mund.
    »Die fehlenden Eier wurden von dort drüben genommen.« Hant ging auf einen kleineren Stapel zu, der deutlich niedriger war als die anderen.
    »Und sie liegen nicht vielleicht an einer anderen Stelle?«
    »Ich habe zweimal nachgezählt«, sagte Hant. »Und dabei habe ich das gefunden.« Der große Blutreiter ließ sich vor dem Nachbarstapel auf ein Knie nieder und richtete seine Fackel auf die unterste Lage. Zwischen den Eiern steckte etwas fest. »Ich wollte nichts verändern, bevor du es selbst gesehen hast.«
    Kast bückte sich. Es sah aus wie ein Stück Stoff. Als er das Material befühlte, stockte ihm der Atem. Haifischhaut. Er riss den Fetzen heraus und hielt ihn ins Licht. »Das gehört Saag wan.«
    »Bist du sicher?«
    Kast konnte nur nicken.
    Hant richtete sich auf. »Es tut mir Leid, Kast. Ich kann mir denken, wie wütend du sein musst. Mir ginge es nicht anders.«
    Kast wandte sich ab, aber nicht, um seinen Zorn zu beherrschen, sondern, um seine Freude zu verbergen. Das Stück Haifischhaut

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