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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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dass Merik aufmerksam wurde und sich umsah. Der Gestaltwandler senkte die Stimme. »Auf Knien habe ich dich angefleht. Alles hätte ich getan, um dich nicht verlassen zu müssen. Wie kannst du sagen, ich hätte dir keine andere Wahl gelassen?«
    Jetzt flammte auch in Doms Augen der Jähzorn auf … und ein unbändiger Stolz. »Ich trug ein Kind von dir.«
    Mogwied zuckte überrascht zusammen und ob es nun an ihm lag oder an Ferndal, sie stolperten jedenfalls im Tunnel und prallten gegen eine Wand. Ferndal richtete sich auf und sah Dorn offen an. Ein Kind?, sendete er.
    Sie nickte und hielt seinen Blick gefangen. Ein Bild entstand: Ein wilder kleiner Junge lief durch den Wald, ein Federbusch krönte seinen Kopf, und er zog einen langen pelzigen Schwanz hinter sich her. Laut sagte sie: »Ich habe ihn Fink genannt. Er ist mit den anderen Kindern und den Kranken im Wald zurückgeblieben.«
    »Ich habe einen Sohn …«
    Mogwied war nicht weniger erschüttert als Ferndal. Ein Sohn … entstanden bei der Paarung in jener Nacht, als sie der Fluch traf!
    Doch schon schlug Ferndals Überraschung um in heftige Empörung. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Ich wusste es doch nicht … oder erst, nachdem mein Vater das Urteil über dich gefällt hatte.« Sie wandte sich ab, um Ferndals gekränktes Gesicht nicht sehen zu müssen. »Und danach war es zu spät. Du musstest den Wald verlassen. Ich konnte dir nicht von dem Kind erzählen, sonst hättest du dich geweigert. Und begleiten konnte ich dich auch nicht … nicht mit einem dicken Bauch und der Aussicht, bald für einen Säugling sorgen zu müssen.« Sie sah Ferndal wieder an, jetzt sprach die Scham aus ihrem Blick.
    Ferndal begriff endlich, was sie gelitten hatte. »Du hattest Angst«, murmelte er. »Um dich und um das Kind …«
    »Und um dich«, ergänzte sie flüsternd. »Ich wusste doch, wenn du bliebest, würdest du für immer zum Wolf, ein wildes Tier, das irgendwann keine Erinnerung mehr an seine Herkunft hätte. Es zerriss mir fast das Herz, aber ich musste dich gehen lassen, obwohl ich dein Kind im Leibe trug … und durfte noch nicht einmal ein Wort davon verlauten lassen.«
    Ferndal legte seine Hand auf ihren Arm. Mogwied spürte, wie ihre Herzen sich suchten und sie eine Flut von flackernden Bildern austauschten, so schnell, dass nur das Herz ihnen folgen konnte, nicht aber der Verstand. Ein ganzes Leben voller Freud und Leid, in einem einzigen Lidschlag zusammengefasst und übermittelt. Das war die größte Stärke der Si’lura: diese innige geheime Verständigung durch Gedanken, Erinnerungen und Empfindungen.
    Der tiefere Inhalt dieser Sendung blieb Mogwied verschlossen. So weit konnte er in die Seele seines Bruders nicht eindringen. Immerhin bekam er mit, was die beiden dachten, auch wenn das nur der schwache Abglanz eines hell strahlenden Lichtes war.
    Mogwied war von jeher auf seinen Bruder eifersüchtig gewesen aber noch nie so sehr wie in diesem Moment. Er zog sich zurück, nicht, um die beiden allein zu lassen, sondern, weil er sich schämte und weil ihn ein Schmerz erfasste, für den er keine Worte fand. So kehrte er dem Feuer ihrer Leidenschaft den Rücken und flüchtete sich in die kühle Finsternis des Vergessens.
    Die Wände seiner Zelle schlossen sich wieder um ihn, doch in dieser Zelle schürte Mogwied ein Feuer. Um endgültig aus dem Gefängnis herauszukommen, gab es nur einen Weg. Der Preis mochte noch so hoch und noch so blutig sein … er musste sich befreien.
    Elena ahnte vor sich das Ende des Tunnels.
    Mit jedem Schritt, der sie tiefer unter die Erde führte, baute sich der Druck weiter auf, legte sich auf Ohren und Brust und machte das Atmen schwerer und schwerer. Es war, als versänke sie abermals in dem grundlosen Teich um die Wurzel der Welt.
    Er’ril machte gelegentlich eine Bemerkung, aber das Gefühl der Schwere dämpfte auch seine Worte. Sie fühlte sich wie von einer Blase umgeben, die sie von ihrer Umgebung völlig abschirmte.
    Sogar die Fackel in Tol’chuks Hand schien nur noch matt zu leuchten.
    Von den anderen war davon offensichtlich keiner betroffen. Sie redeten weiter, als ob nichts wäre.
    Bald erstrahlten die Tunnelwände im Licht von tausenden von Glühwürmern. »Wir sind gleich da«, rief Tol chuk nach hinten.
    Elena wusste das bereits; der Druck nahm nicht mehr weiter zu. Ihre Augen schmerzten, ihr Herz hämmerte dumpf, aber sie ging weiter.
    »Alles in Ordnung?« fragte Er’ril. Es klang, als wäre er weit

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