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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Härchen an seinen Armen und in seinem Nacken, und er fuhr herum. Hinter ihm wurde es hell, als hätte jemand eine Fackel angezündet. Der grelle Schein fiel genau auf sein Versteck. Nun war er auf Meilen im Umkreis zu sehen.
    Er riss den Arm hoch und schrie erschrocken auf.
    Der Lichtschein wurde zu einer Frauengestalt. Eisiger Zorn sprühte aus ihrem Gesicht: die Herrin vom See.
    Ihre Stimme war für die Ohren, was ihr Licht für die Augen war. »Du bist entdeckt! Du wirst gerichtet!«
    Greschym duckte sich und hob seinen kraftlosen Stab. Doch gegen eine solche Gegnerin konnte er damit nichts ausrichten. Zu fremd war das Feuer, das in den leeren Augen brannte.
    Von ferne erscholl der Ruf der Hexe und bestätigte diesen Eindruck. »Cho!«
    ZWEITES BUCH
    Die Heimkehr
    5
    Tol chuk kauerte auf einem Granitvorsprung wie ein Felsblock im Sturm. Das Wasser rann ihm in Strömen über das zerfurchte Gesicht. Von hier aus hätte er an sich einen weiten Blick über das Tal und das Hochland dahinter gehabt, doch die dichten Wolken und der starke Regen trübten die Sicht. Es war kurz nach Tagesanbruch, aber wann die Nacht zu Ende ging, war kaum wahrzunehmen: Seit drei Tagen hatten sie weder Mond noch Sonne gesehen, nur schiefergrauen Himmel und mattes Licht.
    »Ziemlich feuchte Gegend hier«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Er brauchte sich nicht umzudrehen. Der spöttische Ton war unverkennbar. Es war Magnam.
    »Das sind die Sommerregen«, sagte Tol chuk. »Nach Mittsommer wird es für eine Weile trockener, und danach setzen die Winterstürme ein.«
    »Klingt unwiderstehlich. Wenn ich eine zänkische Frau und kleine Zwergenkinder hätte, würde ich nur noch hier Urlaub machen.«
    »Du hättest ja bei Wennar und den anderen Zwergen bleiben können.«
    Magnam prustete verächtlich, zog seine Pfeife aus der Tasche und winkte ab. »Ich bin kein Soldat. Ich bin der Feldkoch. Und deshalb hat mich der kleine Abstecher in deine Heimat mehr gereizt.« Magnam kletterte den glatten Felsen hinauf und starrte über das verregnete Hochland. »Ihr Og’er habt schon eine ganz besondere Heimat.«
    Tol chuk sah ihn von der Seite an. »Wenigstens tritt man bei uns nicht alle fünf Schritte in Feuerkraut, und es gibt auch keine Schwefelgruben«, sagte er, eine Anspielung auf das Zwergenland in Gul’gotha, das eine einzige Giftküche war. Doch als er Magnams gekränkte Miene sah, bereute er die harschen Worte.
    Magnam schwieg lange.
    Sie hatten alle schwere Zeiten hinter sich. Die Nerven lagen blank, aufflammender Streit und verstocktes Schweigen waren an der Tagesordnung. Der Flug hatte viel länger gedauert, als sie erwartet hatten. Jerrick, der Elv’en Kapitän, war rasch ermüdet, das stürmische Wetter hatte an seinen schwindenden Elementarkräften gezehrt. Das Schiff hatte häufig landen müssen, um ihm eine Ruhepause zu gönnen, und jedes Mal hatte es länger gedauert, bis er sich wieder erholte manchmal mehrere Tage. Nur Mama Fredas Stärkungsmitteln war es zu verdanken, dass das Schiff bis zum ersten Sommervollmond die Berge erreicht hatte.
    Magnam beugte sich über die Pfeife, um sie vor Wind und Regen zu schützen, und versuchte, mit einem Stück eingewickelter Glut, das er vom Feuer mitgebracht hatte, den Tabak in Brand zu setzen. Schließlich gab er auf und warf die Kohle mit einem lauten Seufzer den Berg hinunter. »Wenigstens sind wir endlich da.« Er streckte die Hand aus und klopfte Tol chuk auf das Knie. »Willkommen daheim.«
    Tol chuk starrte auf den Großen Zahn des Nordens, der jenseits des Tales aufragte. Die oberen Hänge lagen unter einer weißen Schneedecke, die niemals schmolz. Der Berg strahlte eine Würde aus, die nicht einmal die dunklen Gewitterwolken verdecken konnten. Er überragte alle anderen Gipfel. Nur der Zahn des Südens, sein Gegenstück am unteren Ende des gewaltigen Massivs, hätte ihm die Vorherrschaft streitig machen können.
    Tol chuk kniff die bernsteingelben Augen zusammen, aber die Nebel waren zu dicht, er konnte seine Heimat nicht erkennen. Jenseits des nächsten Tales begann das Stammland der Og’er. Dort wohnte sein Volk. Warum wurde ihm angst und bange, wenn er nur daran dachte? Er tastete mit einer Hand nach dem Beutel, den er am Schenkel trug. Er enthielt seinen größten Schatz, einen Klumpen Herzstein, größer als ein Ziegenschädel, hoch verehrt von allen Og’er Stämmen. Tol chuk war es gelungen, den Fluch vom Herzen seines Volkes zu nehmen und dem Stein seine volle Macht und

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