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Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung

Titel: Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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dieser Gestalt eben am wohlsten.« Er blickte in die Richtung, in die der Gestaltwandler verschwunden war. »Ich glaube, der Wolfsleib ist so etwas wie eine Zuflucht für ihn.«
    Magnam zuckte die Achseln. »Ginge mir nicht anders, wenn ich meinen Körper mit einem anderen teilen müsste … noch dazu mit einem wie diesem Bruder.« Der Zwerg schüttelte den Kopf.
    »Für Mogwied ist es auch nicht einfacher.«
    »Das sehe ich aber ganz anders. Er braucht sich wenigstens nicht Nacht für Nacht sein eigenes Gejammer anzuhören.«
    Tol chuk stieg von seinem Felsen herunter. Er hatte keine Erklärung für Mogwieds Übellaunigkeit und wollte sich auch nicht länger damit befassen. Stattdessen deutete er hinter sich. »Die anderen brechen das Lager ab. Wir sollten ihnen helfen.«
    Gemeinsam gingen sie durch den Wald zurück. Von den Kiefern tropfte das Wasser. Schon nach wenigen Schritten sahen sie vor sich einen hellen Lichtschein und folgten ihm, bis sie das Nachtlager erreichten. Unter einem überhängenden Felsen prasselte ein munteres Feuerchen, das so gar nicht in den dunklen, nebligen Wald passen wollte. Magnam half den beiden zurückgebliebenen Gefährten, dem Elv’en Kapitän Jerrick und der alten blinden Heilerin Mama Freda, die Schlafsäcke und das Kochgeschirr zu Bündeln zu verschnüren.
    Die meisten Vorräte hatten sie im Elv’en Schiff zurückgelassen, das eine Tagereise hinter ihnen gut versteckt auf einer Hochlandwiese stand. Die Stürme bliesen inzwischen unaufhörlich, und so hatten sie nicht gewagt, noch weiter zu fliegen. Außerdem hatte Tol chuk Bedenken gehabt, wie seine Stammesbrüder es aufnehmen würden, wenn ein so seltsames Gefährt auf ihrem Gebiet landete. Og’er neigten dazu, erst anzugreifen und hinterher Fragen zu stellen. Also hatten sie das Schiff zur Sicherheit zurückgelassen, um das letzte Stück des Weges zu Fuß zu gehen.
    Tol chuk sah den anderen zu und schüttelte den Kopf. »Ich fände es immer noch besser, wenn ihr alle beim Schiff geblieben wärt.« So klein die Gruppe war, er wagte kaum, mit ihr vor seinem Volk zu erscheinen. Ferndal in Wolfsgestalt war eine Sache, aber wenn er mit einem Zwerg, einer Frau und einem Elv’en auf Og’er Gebiet vordrang, brachte er nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen in Lebensgefahr.
    »Zurückbleiben?« Mama Freda richtete sich auf. Sie hielt ein Bündelchen mit Kräutern und Heiltränken in der Hand. »Was wir erfahren wollen, könnte Alaseas Schicksal bestimmen. Außerdem sind wir hier im Hochland auch nicht sicherer als in deiner Heimat.«
    Dem hatte Tol chuk nichts entgegenzusetzen. Sie hatten auf dem Flug hierher unter sich ganze Dörfer gesehen, die dem Erdboden gleichgemacht worden waren. In den Städten hatte man ihnen von unheimlichen Bestien erzählt, die bei Nacht die Gegend durchstreiften. Als sie ins Vorgebirge kamen, hatten ihnen Horden bewaffneter Dörfler den Zutritt zu Ortschaften verwehrt, in denen Seuchen wüteten. Eines Nachts war das Schiff über eine brennende Stadt hinweggeflogen, aus deren Toren, von Fackelträgern begleitet, ein langer Heereszug marschierte. Jerrick hatte durch sein Fernglas gesehen. »Keine Menschen«, hatte er nur gesagt, als er das Glas senkte.
    Deshalb hatten sie nach der Landung beschlossen, gemeinsam weiterzureisen. An eine Gruppe, die einen Og’er bei sich hatte, wagte sich so leicht niemand heran.
    Jerrick warf Erde auf das Lagerfeuer und klopfte sich die Hände ab. Die auffallende Blässe des alten Elv’en Kapitäns wurde durch sein langes, weißes Haar noch mehr betont. »Wir sind so weit.«
    Über ihnen erschien schnatternd ein Tierchen mit goldenem Fell in den Zweigen eines Baumes und schüttelte sich. Es war so groß wie eine kleine Katze. Das winzige, von einer rötlichen Mähne umrahmte Gesichtchen wirkte empört. »Ganz nass … kalt bis auf die Knochen«, zeterte es in dem gleichen weinerlichen Tonfall wie Mogwied.
    »Hierher, Tikal«, sagte Mama Freda und deutete auf ihre Schulter. Das Tierchen sprang gehorsam herunter, ließ sich nieder und legte ihr die Arme um den Hals. Die beiden hatten eine besondere Beziehung, die es der blinden Heilerin erlaubte, durch die Augen des Tamrink zu sehen.
    Jerrick schulterte sein Bündel und prüfte Mama Fredas Gepäck. Dabei ließ er seine Hand länger als nötig auf ihrer Schulter liegen, und sie drückte, eine kleine Geste der Zuneigung, die Wange an seinen Handrücken. Die grauhaarige Heilerin hatte es sich nicht nehmen lassen, den

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