Alasea 05 - Das Buch der Entscheidung
eben erst geputzt!« rief der Zwerg und schlug so lange weiter zu, bis nur noch ein Brei aus Panzerstücken und zuckenden Gliedern übrig war. Endlich trat er zurück, betrachtete mit finsterem Gesicht die besudelte Axt, suchte vergeblich nach einer Fläche, um sie abzuwischen, und gab schließlich auf. Von vorn war immer noch Kampfeslärm zu hören. Magnam winkte seinen Gefährten. »Weiter!«
Mogwied löste sich von der Wand und folgte ihm. Von jetzt an beäugte er jeden Schatten mit Misstrauen.
Jaston klopfte dem Zwerg anerkennend auf die Schulter. »Du weißt mit deiner Axt verdammt gut umzugehen. Und dabei sagst du immer, du wärst bloß der Koch.«
Magnam zuckte die Achseln. »Jeder Koch weiß, wie man einen Krebs zubereitet.«
Jemand zischte leise. Jerrick war vorausgelaufen und kauerte nun vor einer Biegung. »Es gibt Schwierigkeiten«, meldete er mit gewohntem Elv’en Gleichmut, aber seine erhobene Hand knisterte vor Energie.
Die anderen schlossen auf. Hinter der Biegung erwartete sie ein Schlachtfeld. Der Gang war so mit Leichen verstopft, dass kaum ein Durchkommen war. Weiter vorn wehrte eine Hand voll Og’er mit brennenden Fackeln oder mit Keulen wahre Krebsschwärme ab. Hier wimmelte es nur so von den Bestien.
»Da kommen wir nicht weiter!« jammerte Mogwied.
»Zurück können wir auch nicht«, sagte Jaston.
Alle drehten sich um. Aus Seitengängen und durch Postenlöcher kamen ein Dutzend weiterer Monster gekrabbelt. Zwei kämpften bereits um die Überreste des Wesens, das Magnam erschlagen hatte.
»Sie haben wohl das Blut ihres Artgenossen gewittert«, stellte der Zwerg fest.
Sie saßen in der Falle.
Jerrick stand auf und trat an die gegenüberliegende Wand, von wo er den Gang nach beiden Seiten gut überschauen konnte. Dann hob er die Arme und drehte die Handflächen nach außen.
»Was hast du vor?« fragte der Sumpfmann.
»Ich mache den Weg frei«, sagte der Elv’e schlicht. »Zieht die Köpfe ein.«
Seine Lider schlossen sich. Aus seinen Fingerspitzen schossen mit hörbarem Knistern grell leuchtende Energielanzen.
Mogwied kauerte sich auf den Boden. Auch die anderen duckten sich.
Das Mädchen an Jastons Seite zeigte auf den Elv’en und rief: »Glitzerfünkchen!« Jaston drückte dem Kind den Arm nach unten.
Die Luft roch verbrannt wie nach einem Blitzschlag. Mogwied spürte am ganzen Körper ein Kribbeln. Draußen krachte der Donner. Mogwied beobachtete mit einem Auge den Elv’en, mit dem anderen die Gänge. Die Kreaturen hinter ihnen wurden von Jerricks Lichterzauber angelockt und kamen langsam näher.
»Worauf wartest du?« murmelte Mogwied.
Jerrick hatte es gehört. »Auf das Herz des Sturms.« Der Elv’e legte den Kopf in den Nacken. Sein weißes Haar sträubte sich und sprühte Funken. Eine Wolke aus flimmernder Energie umgab seine ganze Gestalt.
Magnam trieb einen der Krebsdämonen mit seiner Axt zurück. »Du siehst beeindruckend aus, Kapitän aber die Biester kriechen uns gleich in den Hintern.«
»Da ist es …«, flüsterte Jerrick. Seine Haut wurde durchsichtig, aber schon krabbelten etliche Bestien von vorn auf sie zu. Mogwied griff nach seinem Dolch.
Ein einzelner Krebs lief die Wand hinauf. Er hatte es auf den Elv’en abgesehen. Mogwied biss sich unschlüssig auf die Lippen. Er war vor Angst wie gelähmt. Das Monster fühlte sich von Jerrick angezogen wie ein Falter von einer Kerzenflamme. Im letzten Augenblick hob Mogwied seinen Dolch und sprang auf den Elv’en zu, um ihn zu verteidigen.
»Hinlegen!« schrie Jerrick.
Es gab eine grelle Explosion. Mogwied wurde zurückgeschleudert, prallte gegen die Wand und stürzte zu Boden. Er blinzelte überrascht. Den beiden Armen des Elv’en entströmten knatternde Blitze. Das Krebswesen, das ihn eben noch bedroht hatte, lag rußgeschwärzt und qualmend mit fest an den Leib gezogenen Beinen auf dem Boden.
Mogwied wälzte sich auf die andere Seite. Die Blitze jagten durch beide Korridore und fuhren durch Postenlöcher und in Beobachtungsstände. Das war keine Naturgewalt, das war lebende Energie, die sich immer wieder teilte, um wie eine knallende Peitschenschnur auf eine der Bestien niederzufahren.
Die Og’er vor ihnen sahen, was auf sie zukam, und warfen sich zu Boden. Die tödliche Welle ging über sie hinweg, ohne ihnen ein Haar zu krümmen.
Das Feuerwerk erlosch so unvermittelt wie ein Wetterleuchten am nächtlichen Himmel. Im Tunnel wurde es stockfinster. Auch als Mogwieds Augen sich an die Dunkelheit
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