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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Form. Das Ganze war ja auch nichts als ein schweres Stück Alltagsarbeit, die eben gemacht werden mußte - diese Fahrt über eine Wasserscheide mitten im Winter. Auf dieser schweren Strecke waren zehn Meilen eine sehr anständige Leistung. Sie blieben dabei in Übung, waren aber doch abends, wenn sie in ihre Schlafpelze krochen, sehr müde. Es war schon sechs Tage her, daß sie das lustige Lager von Mucluc am Ufer des Yukon verlassen hatten. Sie hatten nur zwei Tage gebraucht, um mit ihren hochbepackten Schlitten den bereits festgetretenen Weg von fünfzig Meilen den Moosebach hinauf zurückzulegen. Dann hatte der Kampf mit dem vier Fuß dicken, jungfräulichen Schnee begonnen, der in Wirklichkeit gar kein Schnee war, sondern aus Eiskristallen bestand. Dieser Schnee war so locker, daß er, wenn man ihn mit den Füßen berührte, wie Kristallzucker hochspritzte. In drei Tagen hatten sie mit unendlicher Mühe die dreißig Meilen den Minnowfluß hinauf geschafft und eine Reihe von niedrigen Wasserscheiden, all die verschiedenen kleinen Flüsse, die südwärts in den Siwash fließen, überschritten. Jetzt hatten sie die großen Wasserscheiden hinter den "Bald Buttes" vor sich, von wo aus der Weg den Porcupinebach hinab nach dem mittleren Lauf des Milchflusses führte. Wenn man dem Milchfluß weiter aufwärts folgte, sollte man, einem allgemein verbreiteten Gerücht zufolge, Kupferablagerungen finden. Und diesem Ziele strebten sie zu - einem Hügel aus reinem Kupfer, der eine halbe Meile rechts ab lag, und dann von der Stelle aus, wo der Milchfluß in einer tiefen Schlucht entsprang, durch einen ausgedehnten, starkbewaldeten Talgrund, den ersten Bach hinauf. Sie würden den Hügel schon erkennen, wenn sie ihn nur fanden. Der einäugige McCarthy hatte ihn bis in die kleinsten Einzelheiten beschrieben. Es war unmöglich, sich zu irren, vorausgesetzt, daß McCarthy nicht gelogen hatte.
    Kid ging an der Spitze. Die vereinzelten kleinen Fichten begannen noch seltener und kleiner zu werden, als er einen abgestorbenen und eingetrockneten Baum sah, der mitten auf dem Wege stand. Sie brauchten sich kein Wort zuzurufen. Der Blick, den Kid Kurz zuwarf, wurde mit einem laut gebrüllten »Brrr...« beantwortet. Die Hunde blieben im Geschirr stehen, bis sie sahen, daß Kurz sie losband und Kid den abgestorbenen Baumstamm mit der Axt umzuschlagen begann. Dann warfen sich die Tiere in den tiefen Schnee, rollten sich wie Kugeln zusammen und legten den buschigen Schwanz über die wulstigen Füße und die reifbedeckte Schnauze.
    Die Männer arbeiteten mit der Schnelligkeit, die nur lange Übung verleiht. In Goldpfanne, Kaffeetopf und Kochtöpfen schmolzen die Schneehaufen schnell zu Wasser. Kid holte eine Portion Bohnen vom Schlitten, die im voraus mit einer verschwenderischen Menge in Würfel geschnittenen, teils geräucherten, teils grüngesalzenen Specks zusammengekocht waren. Sie wurden in gefrorenem Zustand transportiert, so daß sie leicht zu verstauen und sofort gebrauchsfertig waren. Er schlug große Brocken mit der Axt ab, als ob es Brennholz wäre, und tat sie zum Auftauen in den Kochtopf.
    Kuchen aus gefrorenem Sauerteig wurden in derselben Weise aufgetaut.
    Zwanzig Minuten, nachdem sie haltgemacht hatten, war die Mahlzeit fertig.
    »Ungefähr vierzig Grad Fahrenheit unter Null«, murmelte Kurz zwischen zwei mächtigen Happen Bohnen. »Ich hoffe, daß es nicht kälter wird... und auch nicht wärmer. Es ist gerade richtig so für eine Schlittenfahrt.«
    Kid antwortete nicht.
    Während er, den Mund voller Bohnen, dasaß und mit aller Kraft kaute, hatte er zufällig einen Blick auf den Leithund geworfen, der etwa sechs Fuß von ihm entfernt lag.
    Dieser graue reifbedeckte Wolf starrte ihn mit der unbeschreiblichen Trauer und dem Ernst an, die man so oft in den Augen der Nordlandhunde glimmen und glühen sieht.
    Kid kannte diesen Ausdruck so gut wie nur einer, aber immer wieder mußte er über die unfaßbaren Rätsel in diesen Augen staunen. Als wollte er ihren merkwürdig suggestiven Einfluß abschütteln, setzte er seinen Teller und seine Kaffeetasse hin und machte sich daran, den Sack mit den getrockneten Fischen zu öffnen.
    »Aber Kid«, protestierte Kurz, »was tust du denn?«
    »Ich will einmal gegen alle Gesetze, Erfahrungen und Gewohnheiten des Schlittenlebens verstoßen«, antwortete Kid. »Ich will die Hunde mitten am Tage füttern... nur dieses eine Mal. Sie haben furchtbar geschuftet, und es ist noch die letzte Strecke

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