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Alaska-Kid - V3

Titel: Alaska-Kid - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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bis zum Kamm der Wasserscheide zu bewältigen. Außerdem hat der gute Bright mir mit seinen Augen etwas erzählt - Dinge, die Worte nie ausdrücken können.«
    Kurz lachte ironisch. »Na, dann verwöhne sie nur ruhig. Es wird wohl nicht lange dauern, und du manikürst ihnen die Nägel. Ich möchte dir Coldcreme und elektrische Massage empfehlen, hat sich glänzend bewährt für Schlittenhunde. Ein türkisches Bad ab und zu ist auch ganz gesund für sie.«
    »Ich hab' es noch nie getan«, verteidigte sich Kid. »Und ich werde es auch nie wieder tun. Aber dieses eine Mal muß ich. Es ist so etwas wie eine Eingebung.«
    »Ach so... na, wenn es eine Vorahnung ist, dann kannst du es ruhig tun.« Sein Ton zeigte, wie schnell er besänftigt war. »Man muß Rücksicht auf Vorahnungen seines Kameraden nehmen.«
    »Es ist keine Vorahnung mit im Spiel, Kurz. Der gute Bright hat meine Phantasie nur ein bißchen angeregt. Er erzählte mir mit seinen Augen in einer einzigen Minute mehr, als ich in tausend Jahren in allen Büchern lesen könnte. Seine Blicke waren voll vom Geheimnis allen Lebens! Es war, als ob sie sich in Schmerzen krümmten und wanden. Das schlimmste ist, daß ich sie beinahe ergründet hätte und es dann doch nicht tat. Ich bin also nicht weiser geworden, als ich es war, aber es fehlt nicht viel. Ich kann es dir nicht erzählen, aber die Augen des Hundes strömten buchstäblich von Andeutungen über, was das Leben eigentlich ist... Entwicklung und Sternenstaub... und sie erzählten vom Saft des Weltalls und allem andern... kurz, von allem Möglichen und Unmöglichen.«
    »Und wenn man das alles in die Alltagssprache übersetzt, bedeutet es, daß du abergläubisch bist«, behauptete Kurz.
    Kid warf jedem Hund einen getrockneten Lachs vor, dann schüttelte er den Kopf.
    »Aber ich sage, Kid«, erklärte Kurz, »es ist todsicher eine Vorahnung. Irgend etwas wird uns zustoßen, ehe der Tag zu Ende ist. Du wirst schon sehen. Es steckt etwas hinter dieser Geschichte mit den getrockneten Lachsen.«
    »Das mußt du mir erst beweisen«, sagte Kid.
    »Brauche ich nicht. Der heutige Tag wird schon selbst die Sache in die Hand nehmen und es dir beweisen. Aber hör mal, was ich dir sagen will: Ich habe jetzt das Gefühl, daß etwas hinter deiner Ahnung steckt. Ich setze elf Unzen gegen drei Zahnstocher, daß ich recht habe. Und wenn ich so ein Gefühl habe, schäme ich mich auch nicht, es einzugestehen.«
    »Du kannst die Zahnstocher setzen, dann setze ich die elf Unzen«, gab Kid zurück.
    »Keine Rede davon. Das wäre der reine Raub. Ich gewinne. Ich weiß schon, wenn ich eine Ahnung kriege, wird, ehe der Tag zu Ende ist, etwas geschehen. Dann werden wir wissen, was hinter den Lachsen steckte.«
    »Verdammter Quatsch!« sagte Kid, um die Diskussion abzuschließen.
    »Verdammt wird es schon werden«, antwortete Kurz. »Und ich halte drei weitere Zahnstocher gegen dich, daß es ganz niederträchtig verdammt sein wird.«
    »Gemacht«, sagte Kid.
    »Ich gewinne«, jauchzte Kurz, »aber es müssen Zahnstocher aus Kükenfedern sein.«
    Eine Stunde später hatten sie die Wasserscheide überschritten, tauchten hinter den "Bald Buttes" in einen scharfwinkligen Cañon und schlugen dann den Weg über den schroffen, kahlen Hang ein, der zum Porcupine hinabführte. Kurz, der an der Spitze war, blieb plötzlich stehen, und Kid ließ die Hunde sich hinlegen. Unterhalb der Stelle, wo sie sich befanden, sahen sie eine Reihe menschlicher Wesen den Hang heraufziehen, eine Reihe, die, wenn auch mit großen Zwischenräumen, fast eine Viertelmeile lang war.
    »Die bewegen sich ja wie ein Leichenbegängnis«, bemerkte Kurz.
    »Sie haben keine Hunde«, sagte Kid.
    »Nein, die Schlitten werden von Männern gezogen.«
    »Hast du gesehen, wie der Mann umfiel? Da ist etwas los, Kurz, es müssen mindestens zweihundert sein.«
    »Schau mal, wie sie taumeln, wie besoffen... da ist schon wieder einer gefallen.«
    »Es ist ein ganzer Stamm. Kinder sind ja auch dabei.«
    »Kid, ich gewinne«, verkündete Kurz. »Ahnung ist Ahnung, und es ist nichts dagegen zu machen. Da kommen sie! Schau sie dir an! Sie kommen an wie eine Kompanie Leichen.«
    Die Indianer, die jetzt die beiden Männer gesichtet hatten, brachen in ein Jubelgeschrei aus und beschleunigten ihren Gang.
    »Sie sind ziemlich wacklig auf den Beinen«, meinte Kurz. »Sie fallen haufen- und rudelweise um.«
    »Sieh dir mal das Gesicht des Vordersten an«, sagte Kid. »Es ist Hunger... das ist es,

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