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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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gespielten Begeisterung eines Untergebenen gehorsam zum Abschied, doch kaum war das Schiff außer Sicht, rief er einen Angestellten: »Gehen wir zum Bad. Ich möchte mich von dem Geruch dieses abscheulichen Mannes reinwaschen«, und tief versunken in dem heilenden Wasser, formulierte er in Gedanken die erstaunlichen Vorhaben, die seine Amtszeit im Osten so ertragreich und für spätere Historiker so interessant machen sollten.
    Er segelte zurück nach Neu-Archangelsk, den runden Kopf überquellend von Ideen, und war hoch erfreut zu sehen, dass während seiner Abwesenheit wieder ein ausländisches Schiff vor Anker gegangen war. Als er nahe genug herangekommen war, die Schriftzeichen am Schiffsbug zu lesen, war er zufrieden: »Evening Star, Boston«. Und er vermutete, dass Kapitän Corey in seinem Frachtraum langersehnte Ladung verstaut hatte, Lebensmittel und Nägel, aber auch Unerwünschtes wie Rum und Gewehre.
    Erleichtert, nach der steifen und unangenehmen Atmosphäre der »Muscovy« nun der Gelassenheit einer amerikanischen Schiffsbesatzung entgegentreten zu können, begrüßte Baranov Kapitän Corey und den Ersten Offizier Kane herzlich, lud sie in sein Haus auf dem Berg ein und erfuhr von ihnen die Einzelheiten über Napoleons letzte Triumphe in Europa. Mit der Langmut, die all sein Handeln auszeichnete und auch die Unstimmigkeiten in seinen Geschäftsbüchern erklärt hätte, wenn es sie gab, sagte er zu den Amerikanern und Pater Vasili, als sie gemeinsam beim Abendessen saßen: »Jetzt verstehe ich! Russland hat so große Angst vor Napoleon, dass der Zar einfach nicht die Zeit hatte, sich um unsere Angelegenheiten hier zu kümmern oder das Geld zu schicken, das er versprochen hatte.«
    Aber schon am ersten Abend tauchten zu vorgeschrittener Stunde auch schwierige Fragen auf, die das Verhältnis zwischen Russland und Amerika betrafen, und mit ziemlicher Offenheit sagte Baranov: »Kapitän Corey, die Stadt ist hoch erfreut, Sie wieder in unseren Gewässern vor Anker zu sehen, aber wir hoffen auch, dass Sie bei den Tlingits nicht Rum und Gewehre eintauschen.«
    Corey antwortete mit einem Achselzucken, als wollte er andeuten: Gouverneur, wir Amerikaner handeln, womit wir wollen. Und Baranov, der die Geste richtig verstanden hatte, warnte ihn freundschaftlich: »Kapitän, ich habe Order, ihrem Handel mit Rum und Gewehren Einhalt zu gebieten. Dieser Handel zerstört unsere Eingeborenen und macht sie für jeglichen ehrenwerten Zweck unbrauchbar.«
    Corey blieb hart: »Unser Land besteht auf seinem Recht, überall auf den Weltmeeren Handel zu treiben, und das mit der Ware, die uns gefällt.«
    »Aber das hier ist nicht das Weltmeer, Kapitän. Das hier ist russisches Hoheitsgebiet, so wie Ochotsk oder Petropavlovsk.«
    »Ich bin nicht der Meinung«, sagte. Corey, ohne die Stimme zu heben. »Das hier, wo wir heute Abend sitzen, ja, Sitka-Sund ist russisch.« Wie die meisten Ausländer sprach auch er nur von Sitka-Sund, nie von Neu-Archangelsk, und dieser Umstand war es, der zu Baranovs Verärgerung beitrug. »Aber die Gewässer hier herum sind hohe See, und so werde ich sie auch behandeln.«
    Baranov antwortete mit gleich ruhiger Stimme: »Und mein Befehl lautet, Sie davon abzuhalten.«
    Es war schon kurios, aber eine Tatsache, die bei Historikern und Moralisten noch lange umstritten war, dass die beiden angelsächsischen Nationen, die sich anmaßten, den höheren Gesetzen der Religion und des Gemeinwohls zu folgen, glaubten, durch Berufung auf eine moralische Rechtfertigung, die andere nicht erkennen mochten, einen Anspruch zu haben, mit den, wie sie es nannten, zurückgebliebenen Nationen der Welt Handel zu treiben. Zum Schutz dieses unveräußerlichen Rechts fühlte sich England gerechtfertigt, den Chinesen das Opium aufzuzwingen, während Amerika auf dem Recht beharrte, Rum und Gewehre bei allen Eingeborenen einzutauschen, sogar, auch das muss gesagt werden, bei seinen eigenen kriegerischen Indianern im Westen.
    Als nun Alexander Baranov, dieser kleine, kühne Kaufmann, sich vornahm, solchen Handel in seinem Territorium zu unterbinden, da hielten ihnen Männer wie Kapitän Corey und sein Erster Offizier Kane entgegen, dass freie Menschen das Recht hätten, auch mit Eingeborenen unter russischer Herrschaft Handel zu treiben. »Es ist ganz einfach, Gouverneur Baranov«, erklärte Corey, »wir segeln Richtung Norden, weit weg von Sitka, und tauschen unsere Ware gegen gute Pelze ein, und keiner hat irgendwelche

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