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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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mitgebracht.« Zwei Tage darauf paddelten er und Rabenherz in einem Kanu hinüber nach Sitka, wo Kane Baranov mitteilte, er hätte sich entschlossen, zurückzukommen und eine Werft aufzubauen, während Rabenherz die Gelegenheit nutzte, die russischen Verteidigungsanlagen auszuspionieren - für die Nacht, in der die Tlingits wieder angreifen würden.
     
    Als Tom Kane aus Boston, unter Verwendung eines deutschen Handbuchs zum Schiffsbau, dessen Text er nicht verstand, dessen Anweisungen aus den Zeichnungen er aber genau befolgte, vier Schiffe gebaut hatte, die »Sitka«, die »Otkrietie«, die »Chirikov« und die »Lapak«, konnte sein Arbeitgeber Baranov endlich die seit langem geplanten Vorstöße in den Pazifik unternehmen. Er suchte sich eine Gruppe gescheiter junger Männer zusammen, stellte zwei Schiffe in Dienst und schickte sie los, ein ausgesuchtes Gebiet nördlich von San Francisco zu besetzen, und die Spanier schenkten dieser Invasion so wenig Beachtung, dass es den Russen gelang, dort festen Fuß zu fassen.
    Eine merkwürdige Situation entwickelte sich in diesem Teil der Welt. Noch bevor es überhaupt Planungen zu Städten wie Chicago oder Denver gab, San Francisco erst ein paar hundert Einwohner hatte und Los Angeles noch nicht einen, war Sitka bereits ein pulsierender Ort von etwa eintausend Seelen - mit eigener Bibliothek, Schule, Schiffswerft, Krankenhaus, Schif f fahrtszentrum, einer Zivilregierung und einer Marineeinheit. Außerdem unterhielt es eine feste Basis in Kalifornien und schien, unter Baranovs Führung, dazu bestimmt, die gesamte Westküste des Pazifiks bis hinunter nach San Francisco - und wahrscheinlich noch darüber hinaus - zu kontrollieren.
    Auf diesen soliden Anfang bauend, entschloss sich Baranov, auch in den pazifischen Raum einzudringen, und nachdem der Schiffsbau abgeschlossen war, machte er Kane zum Kapitän der »Lapak« und erteilte Order, nach Honolulu zu segeln und dort Beziehungen zu König Kamehameha anzuknüpfen. Da Kane und der König sich schon aus früheren Zeiten freundschaftlich zugetan waren, verlief das Werben der Russen um die Gunst Hawaiis so erfolgreich und schnell, dass andere Nationen die Befürchtung hegten, sie müssten Schritte unternehmen, dies zu vereiteln. Aber Baranovs geschickte Leitung des Unternehmens verstärkte die Freundschaft zwischen Hawaii und Sitka, und über einen Zeitraum von mehreren Jahren sah es so aus, als ob die goldenen Inseln unter russische Herrschaft fallen sollten.
    Dann aber kam es Schlag auf Schlag für Baranov. Der Erschöpfung nahe, bat er Sankt Petersburg untertänigst, ihm drei Dinge zu gewähren: Geld, um den Bau seiner geliebten Hauptstadt Neu-Archangelsk zu vollenden, einen Nachfolger für seinen Posten als Hauptverwalter der Gesellschaft und, am Ende einer der für Russland einträglichsten Dienstperioden eines öffentlichen Amtsinhabers, eine geringe Anerkennung - einen Orden, ein Band, einen Titel, und sei er noch so niedrig, der ihn aus dem Stand eines gemeinen Kaufmanns herausheben und glauben machen würde, er hätte sich durch Einsatz und Begabung ein niederes Adelspatent erworben.
    Das Geld wurde nicht gewährt. Allerdings ernannte die ferne Regierung, unter Berücksichtigung, dass Baranov ein alter Mann war, einen Nachfolger, der die Regierungsgeschäfte übernehmen sollte, einen fähigen Mann namens Ivan Koch, der als Kommandant von Ochotsk gute Arbeit geleistet hatte. Baranov, erfreut über die Aussicht, jetzt genügend Zeit zu haben, sich den Dingen widmen zu können, die ihn eigentlich interessierten, und der wusste , dass mit Koch eine gute Wahl getroffen worden war, schickte ihm seine Glückwünsche, die Koch niemals erhielt, denn kaum hatte er die lange Reise zu seinem neuen Posten angetreten, als er tragischerweise in Petropavlovsk eines plötzlichen Todes starb.
    Noch einmal bestürmte Baranov Sankt Petersburg mit Appellen, man möge ihm einen Nachfolger schicken, und dieses Mal schiffte sich ein wesentlich jüngerer Mann mit den besten Referenzen nach Neu-Archangelsk ein. Er kam an Bord der »Neva«, eines zuverlässigen Schiffs, das in den Gewässern des östlichen Pazifiks nicht fremd war. Von dem Aussichtsturm seines Hauses verfolgte Baranov gespannt, wie das Schiff in die Bucht einlief, dann packte ihn allerdings der Schrecken, als er mit ansehen musste , wie es mitten in einen Sturm vor dem Edgecumbe-Vulkan geriet und kurz vor der Landung vor seinen Augen versank, fast die gesamte Besatzung in den

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