Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
Vom Netzwerk:
Nachteile.«
    »Außer den Eingeborenen, die nur noch betrunken sind, und wir Russen, die große Summen für unseren Schutz ausgeben müssen vor denen, die jetzt Waffen haben.« Und er wies auf den Palisadenzaun, dessen Instandhaltung große Kosten verursachte.
    Das Problem wurde nicht gelöst. Die überlegenen Amerikaner setzten sich durch, und die Besatzung der »Evening Star« segelte nach Norden, um sich ihrer Waren im Tausch gegen die schwindenden Seeotterpelze zu entledigen. Am letzten Abend an Land jedoch fand eine Unterhaltung statt, die große Auswirkungen auf die Entwicklung in dieser Region der Erde haben sollte. Während Kapitän Corey mit den Voronovs auf den Spuren der Geschichte der Tlingits und Aleuten wandelte, saßen Baranov und der ehemalige Harpunier Tom Kane etwas abseits, schauten auf die silbergraue Pracht des Hafens, und der Russe fragte: »Mr. Kane, Neu-Archangelsk wird niemals die herausragende Stadt, die ich plane, bis wir nicht unsere eigene Schiffsbauwerft haben. Sagen Sie, ist es schwierig, ein Schiff zu bauen?«
    »Ich habe nie eins gebaut.«
    »Aber Sie fahren auf Schiffen.«
    »Segeln und Bauen; das sind zwei verschiedene Dinge.«
    »Aber ein Mann wie Sie, der sich so gut mit Schiffen auskennt, könnte der nicht ein Schiff bauen?«
    »Wenn ich die richtigen Bücher dazu hätte, ja, dann vielleicht.«
    »Können Sie Deutsch lesen?«
    »Ich konnte erst mit fünfzehn Englisch lesen.«
    »Und das haben Sie sich selbst beigebracht?«
    »Ja.«
    »Ich auch«, sagte Baranov. »Ich wollte eine Glasfabrik aufmachen, besorgte mir ein Buch aus Deutschland und brachte mir die Sprache bei, damit ich es lesen konnte.«
    »Und war die Fabrik erfolgreich?«
    »Zufriedenstellend. Schauen Sie«, und er holte ein deutsches Buch über Schiffsbau hervor, mit Angaben und Zeichnungen, wie sie ein Jahrhundert zuvor schon Vitus Bering benutzt hatte.
    Kane nahm das schwere Buch in die Hand, sah sich ein paar Baupläne an und reichte es dann zurück: »Eine Glasfabrik mag ja noch erfolgreich sein, wenn sie nur zufriedenstellend ist. Ein Schiff würde untergehen.«
    »Ich möchte Schiffe bauen hier, viele Schiffe. Und eine Kolonie in Kalifornien gründen, wo die Spanier nichts erreicht haben. Wir sollten Handel treiben mit China. Und mit Ihnen als Kapitän auf einem eigenen Schiff stünde uns auch Hawaii für den Handel offen und vielleicht sogar auch für eine Niederlassung.« Er streckte die Hand aus, griff Kane am Arm und fragte: »Gefällt Ihnen Hawaii?« Und Kane konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihm seine Vorliebe, ja, seine Sehnsucht nach diesen himmlischen Inseln zu offenbaren.
    »Irgendein Land sollte diese Inseln endlich in seinen Besitz bringen«, sagte er schwärmerisch. »Wenn Russland es nicht tut, dann holen England oder Amerika sie sich.«
    Das war das Signal für Baranov, ihn weiter zu bedrängen: »Mr. Kane, ein Mann in Ihrem Alter ... wie alt sind Sie? Über fünfzig? Sie sollten längst Kapitän sein, Ihr eigenes Schiff befehligen.«
    Kane stieß ein bitteres Lachen aus: »Unser erster Kapitän, ein feiner Mann namens Pym, hatte mir versprochen, mich eines Tages zum Kapitän zu machen. Aber er kam um, auf der Insel Lapak. Und ich blieb bei Kapitän Corey, dachte, er würde mich befördern. Ist aber nie geschehen. Dann dachte ich: Na ja, vielleicht stirbt der alte Knabe eines Tages, und ich übernehme das Schiff. Aber Sie sehen ja selbst, er ist über sechzig und gesund und kräftig wie eh und je. Gestern hat er mir noch gesagt, er hätte beschlossen, nie zu sterben. Also mache ich weiter.« Er unterbrach sich, lachte und gestand: »Er ist ein guter Kapitän, und ich bin nicht unglücklich.«
    Die »Evening Star« tauschte einige Waren bei Baranovs Leuten ein, lichtete die Anker und segelte weiter nordwärts zur nächsten Insel, wo sie Kot-le-an und Rabenherz ausfindig machte, sie mit vielen Gewehren versorgte und deren Gefolgschaft mit ausreichend Rum. Als es Zeit wurde, um weiter zu segeln , wieder Richtung Norden nach Yakutat, wo schon andere Tlingits sehnlichst auf neue Gewehre warteten, blieb der Erste Offizier zurück bei Rabenherz, und als Corey ein Boot schickte, ihn abzuholen, sagte Kane: »Bestellt ihm, ich bleibe hier«, und der ehemalige Harpunier sprach in einem so energischen Ton, dass man sich hütete, ihm zu widersprechen.
    »Was sollen wir mit Ihren Sachen machen?« fragten die Matrosen, und Kane antwortete: »Sie sind nicht mehr auf dem Schiff. Ich habe sie gleich

Weitere Kostenlose Bücher