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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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erste vielversprechende Begegnung, aufgewertet noch durch das lange anerkennende Pfeifen eines Eskimojungen, der aussah, als würde er gerade mal die letzte Klasse der High-School besuchen, älter konnte er nicht sein. Andere klatschten Beifall wegen seiner Direktheit, und als Kendra den Mitgliedern des Schulausschusses vorgestellt wurde, flüsterte einer seinem Nachbarn zu: »Ich glaube, dieses Mal haben wir die Richtige erwischt.«
    Dann trat von hinten aus der Menge Vladimir Afanasi hervor, ohne Kopfbedeckung, so dass seine grauen Haare sichtbar waren, glattrasiert und mit einem asiatischen Gesicht, das fast vollständig rund war. »Willkommen, Miss Scott. Ich bin Afanasi. Wir haben schon am Telefon miteinander gesprochen. Ich bringe Sie zu Ihrer Unterkunft.« Und er führte sie zu einem niedrigen pavillonartigen Haus aus Fertigteilen, das nach vorne zwei Eingänge hatte. »Mr. Hooker bewohnt die eine Hälfte mit seiner Frau. Sie sind gerade angeln. Die andere Hälfte gehört Ihnen, sie ist voll möbliert.« Er stieß die Tür auf und schob Kendra in ein Miniapartment - Bad, Kochnische, Wohnzimmer das kleiner war als alles, was sie jemals in Utah oder Colorado gesehen hatte. Aber es war sauber und bot viel freien Platz an den Wänden, um Plakate, Karten oder Kunstdrucke aufzuhängen. Es war ein behaglicher Raum, eingerichtet für die Bedürfnisse einer ledigen jungen Frau.
    Als Afanasi nicht ohne Stolz in der Stimme - denn er hatte das Fertighaus für die Lehrer bestellt - anmerkte: »Das könnte man sich gemütlich einrichten, für ein junges Mädchen«, verbesserte Kendra sofort: »Ich betrachte mich als junge Frau«, worauf er lachend erwiderte: »Frau? Also gut. Ich habe festgestellt, wenn die Leute keine Selbstachtung haben, taugen sie nichts.«
    Dann wurden ihre drei schweren Gepäckstücke hereingetragen und in der Mitte des leeren Raums abgestellt, aber sie machte keine Anzeichen auszupacken, sondern sagte statt dessen: »Nun? Wo ist die Schule? Ich träume seit unserem ersten Telefongespräch davon.«
    »Da drüben das Gebäude«, sagte Afanasi, führte sie nach draußen und zeigte auf einen unscheinbaren Bungalow, der, obwohl neu, schon einen neuen Anstrich hätte vertragen können. Kendra kam er so vor wie die typischen heruntergekommenen Ladengeschäfte in einer der vielen verlassenen Goldgräberstädtchen, die bessere Zeiten gesehen hatten. Spontan platzte ihr heraus: »Und der hat neun Millionen gekostet!?« Aber kaum hatte sie die geringschätzig gemeinte Äußerung getan, machte Afanasi plötzlich einen großen Schritt, versperrte ihr den Weg und fixierte sie streng: »Miss Scott, es ist absolut wichtig, dass Sie von Anfang an begreifen, auf was Sie sich einlassen, wenn Sie in Alaska leben wollen.« Er drehte sich einmal im Kreis und zeigte in alle Windrichtungen.
    »Was sehen Sie, Miss Scott? Irgendwo Bäume? Irgendwelche Kaufhäuser? Haushaltswarengeschäfte vielleicht? Nichts dergleichen. Nur das Meer, wo wir uns, wenn wir Glück haben, ab und zu mal ein Walross fangen oder einen Wal. Der Himmel, der sechs Monate im Jahr finster ist. Und in diese Richtung, soweit man denken kann, die Tundra ohne einen einzigen Strauch, den man als Brennholz verwerten könnte.« Richtig aufgewühlt durch seine Rede führte er seine neue Lehrerin in das karge Schulgebäude, das aus zwei großen Klassenräumen bestand, durch eine stabile, schalldichte Wand getrennt, und einer Turnhalle, größer als der Rest der ganzen Schule, eine Tatsache, auf die sie ihn bei ihrem Rundgang ansprach.
    »Wir brauchen die Turnhalle. Sie ist das Herzstück unserer Gemeinde«, sagte er und begann daraufhin mit seiner Belehrung. Auf einen Nagel in der Wand zeigend, fing er an: »Dieser Nagel hier, das Holzpaneel, die Fensterscheibe, wo, glauben Sie, haben wir das her? Wir sind nicht einfach in den nächsten Handwerkerladen gelaufen und haben alles gekauft, es gibt hier nämlich keinen Handwerkerladen. Jedes einzelne Teil in diesem Gebäude musste aus Seattle bestellt, auf Schleppkähne verfrachtet und hierhergebracht werden.«
    »Das habe ich nicht gewusst «, warf Kendra ein, als wollte sie damit ihren ungeschickten Kommentar zurücknehmen. Afanasi verbeugte sich leicht, nahm ihre Entschuldigung an, hielt ihr seinen Arm hin und erklärte ihr dann, welche großen Nachteile sie in Kauf nehmen mussten dafür, dass ihre Siedlung so weit draußen lag, am Ende der Frachtlinie. »Wissen Sie, Miss Scott, das Fährschiff aus Seattle kommt

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