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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Molly-Hootch-Verordnung änderte sich das alles, und jetzt haben wir überall im Land gute Schulen, manche mit sechs Schülern, manche mit zwölf, aber alle mit erstklassigen Lehrkräften.«
    »Und die Schule hier in Desolation, ist das eine Molly-Hootch-Schule?«
    »Wir hatten schon vor der Regelung eine Schule hier. Aber der Prozess hat uns dann die Mittel gebracht, sie zu einer weiterbildenden Schule auszubauen.«
    »Wieviel Schüler haben Sie?« Seine Antwort überraschte sie: »In der High-School-Klasse, die Sie unterrichten werden, sind drei Schüler, zwei Jungens, ein Mädchen. In der Grundschule, die Direktor Kasm Hooker und seine Frau ... Sie werden ihn mögen, er ist wie ein Teddybär. Er unterrichtet die Grundschüler, weil er die Verantwortung für die älteren nicht übernehmen will, die könnten ja mehr wissen als er.«
    »Und wieviel Schüler haben die beiden?«
    »Klasse eins bis acht, dreizehn Kinder.«
    Kendra war so erstaunt über die Zahl, dass sie für einen Moment wie angewurzelt stehenblieb, und als Afanasi sich umdrehte und wartete, bis sie ihn wieder eingeholt hatte, sagte sie: »Sechzehn Schüler in einer Neun-Millionen-Dollar- Schule?« Aber er sagte nur: »Das ist nun mal Alaska. Wenn wir etwas anpacken, dann gründlich.«
    Aber eine noch größere Überraschung wartete auf sie, denn als sie und Afanasi wieder das Apartment betraten, stellte er zwei Stühle vor den eingebauten Schreibtisch und wühlte in den Papierbögen, die Kendra noch ausfüllen musste . »Ah ja, hier haben wir es. Obwohl es schon fast zu spät ist. Schreiben Sie alles auf die Bestellliste hier, und ich gebe sie morgen telefonisch nach Seattle durch. Dann erwischen wir noch die Fähre.«
    Kendra verstand nicht ein Wort von dem, was er sagte, aber als er ihr einen fast hundert Seiten starken, kleingedruckten Katalog in die Hand drückte, wurde ihr klar, dass es sich um Lebensmittel und Haushaltswaren wie Reiniger, Klosettpapier und Kosmetikartikel handelte. »Ihr Bedarf, für ein ganzes Jahr. Ross   &  Raglan haben eine Abteilung, die nur dafür zuständig ist, Waren in die Arktis zu verschicken, an Leute wie Sie und mich.« Die nächsten beiden Stunden waren für Kendra Scott, aufgewachsen in normalen, zivilisierten Gegenden wie Utah und Colorado, eine erste Einführung in das Leben im hohen Norden, denn die Bestellbögen, über Jahre bewährt, deckten alles ab, was eine Einzelperson oder eine Familie im Durchschnitt pro Jahr brauchte. Zum Glück hatte Kendra außer den Formularen, die bis in das Jahr 1890 zurückreichten, als Buchanan Venn die erste Fassung erstellt hatte, noch den klugen Ratschlag Vladimir Afanasis zur Seite, der schon mehreren Lehrern beim Ausfüllen der Bestellliste behilflich gewesen war.
    Gewohnt, einmal in der Woche für eine Person einzukaufen, verschlugen Kendra die Mengen, die Afanasi ihr jetzt nannte, den Atem. »Miss Scott, ich empfehle Ihnen dringend, vier Sack Kartoffeln zu bestellen.«
    »Wo soll ich die denn hintun?«
    »In die Vorratskammer«, sagte er, stand auf und öffnete im hinteren Teil des Apartments eine Tür, hinter der sich ein Raum verbarg, der fast noch einmal so groß war wie das Zimmer, in dem sie sich befanden. Er war mit Regalbrettern ausgelegt und hatte kleine Podeste, auf denen Fässer und größere Behälter für Flüssigkeiten abgestellt werden konnten, außerdem enthielt er eine große Gefriertruhe zur Aufbewahrung von Fleisch und Tiefgefrorenem. Erst als sie die endlosen Regalreihen sah, wurde ihr klar, welch eine gewaltige Aufgabe ihr bevorstand. »Ich soll Vorräte für ein ganzes Jahr bestellen?!«
    »Das ist nicht gesagt. Es ist so wie bei den Nägeln. Wenn Ihnen etwas ausgeht, können Sie Ross   &  Raglan immer noch bitten, es Ihnen mit Luftfracht zu schicken. Eine Konserve Südkartoffeln kostet per Schiff zwei Dollar, per Luftfracht sechs Dollar.
    Als Kendra mit ihrer Liste fertig war, überschlug Afanasi die Kosten und kam auf einen Betrag von dreitausend Dollar für die Schifffracht. Kendra starrte mit offenem Mund auf die Summe: »Ich habe nicht das Geld, um so eine Rechnung zu zahlen«, aber Afanasi beruhigte sie: »Deswegen gibt Ihnen unser Schuldistrikt ja einen Vorschuss ... heute schon«, worauf er ihr einen Scheck über fünftausend Dollar überreichte, ausgestellt auf die Bank in Barrow.
    Als er sich zum Gehen bereit machte, hielt er noch einmal kurz an und zeigte auf das Nachbarapartment, das der Schuldirektor Kasm Hooker bewohnte. »Viele

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