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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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nämlich nur einmal im Jahr, gewöhnlich Ende August. Wenn also die Bauleute für diese Schule Nägel brauchen, dann müssen sie den Bedarf ein ganzes Jahr vorher einplanen, denn wenn sie die Fähre verpassen, dann heißt es wieder ein ganzes Jahr warten. Bei so einem unbarmherzigen System steigen die Kosten natürlich.«
    »Könnte man die Nägel nicht mit dem Flugzeug einfliegen?«
    »Aha, ich sehe, Sie machen sich Ihre Gedanken. Und glauben Sie mir, Miss Scott, diese Rechnerei wird Ihnen noch Kopfzerbrechen bereiten.«
    »Welche Rechnerei? Ich verstehe nicht.«
    »Sie können alles einfliegen. Was Sie haben wollen. Aber bedenken Sie, Ihre Fracht - nehmen wir ruhig das Beispiel der Nägel - muss in Kisten verpackt und zum Flughafen Anchorage gebracht werden. Von da aus wird sie nach Fairbanks geflogen, dann auf die Maschine nach Prudhoe umgeleitet und schließlich nach Barrow transportiert, wo Rostkowsky sie in Empfang nimmt und mit seiner kleinen Cessna über die Tundra hierherbringt. Mit dem Fährschiff kostet die Kiste Nägel vielleicht dreißig Dollar. Mit dem Flugzeug vierhundert.« Er schaute sie unverwandt an, ließ ihr etwas Zeit, diesen sagenhaften Preisunterschied zu verdauen, und als sie anscheinend begriffen hatte, machte er sie auf ein paar Dinge aufmerksam, die die karge Schuleinrichtung in etwas freundlicherem Licht erscheinen ließ. »Das hier mussten wir einfliegen und ebenso das hier. Wir mussten die Basketballnetze einfliegen und noch vieles mehr, was Ihnen auch noch zugutekommen wird. Am Ende hat alles neun Millionen gekostet.«
    Während seiner Rede nickte sie unaufhörlich mit dem Kopf, und ihr erstauntes Begreifen schien so ehrlich, dass er lachen musste , als er wieder mit ihr nach draußen ging und ihr die sechzig Betonpfeiler zeigte, auf denen das Gebäude ruhte. »Wozu haben wir wohl zwei Millionen für diese Pfeiler ausgegeben, bevor auch nur ein Brett verlegt wurde?«
    »Hochwasser im Frühjahr?«
    »Permafrost, das ganze Jahr über«, sagte er und erklärte ihr, dass jedes schwere Bauwerk, unmittelbar auf dem Erdboden errichtet, den Permafrost durch die angestaute Wärme zum Schmelzen bringen würde, worauf die ganze Struktur unweigerlich im Schlick versinken und Risse bekommen würde.
    Er zeigte auf das Lehrerwohnheim, in dem sie untergebracht war. »Raten Sie mal, was uns das gekostet hat, damit Sie drin wohnen können. Na?«
    Als sie noch ein Kind war, bewohnte ihre Familie ein bescheidenes Haus in Heber City, und sie erinnerte sich noch daran, was es gekostet hatte, denn ihre Eltern hatten immer nur gestöhnt über den Kaufpreis, der ihnen damals als völlig überzogen vorgekommen war: 1 6 . 000 Dollar. »Wir hatten mal ein ganz ähnliches Haus in Utah«, sagte sie leise. »Sechzehntausend Dollar.«
    »Wir haben zweihundertneunzigtausend dafür hingelegt ... damit Sie’s gemütlich haben, wenn draußen der Sturm heult.« Und dann sah sie, dass auch ihr Haus auf unzähligen Pfeilern stand.
    »Treffen Sie solche Entscheidungen? Als Vorsitzender der Gesellschaft oder was auch immer?«
    »Der Vorstand ist in Barrow. Aber er hält sich an meine Empfehlungen.«
    »Hat Ihnen das nicht ...? « Sie suchte nach dem richtigen Wort, denn obwohl sie ihn erst so kurz kannte, hatte sie im Gespräch gehört, dass er ein Mensch mit starken Überzeugungen war, von dem sie in den nächsten Jahren in gewisser Weise abhängig sein würde.
    »Sie meinen, ob mir nie Zweifel gekommen sind, dass ich das Richtige getan habe? Nein, nie. Nicht den geringsten Zweifel. North Slope zieht Millionengewinne aus Prudhoe Bay, überraschenderweise, und ich konnte unsere Leute davon überzeugen, dass der unerwartete Geldsegen in Schulbildung am besten angelegt ist.« Auf dem Rückweg zum Lehrerwohnheim sagte er mit unverkennbarem Stolz: »Außerdem habe ich einen Teil für den Molly-Hootch- Prozess gespendet.«
    »Wofür haben Sie gespendet?«
    »Ein berühmter Fall damals vor dem Bundesgericht Alaska. Molly Hootch war ein kleines Eskimomädchen, und ihr Fall hat die Gesetzeslage eindeutig geklärt. In unserer Verfassung - die ich übrigens mitformuliert habe - heißt es, dass jedes Kind ein Recht auf Schulbildung in seinem Heimatort hat. Aber als ich noch jünger war und jemand aus einer Eingeborenensiedlung eine weiterführende Schule besuchen wollte, dann musste er seine Umgebung verlassen und jeweils für ein Jahr nach Sitka gehen, was für die meisten ein schrecklicher Schock war. Nach der sogenannten

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