Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
Vom Netzwerk:
Talent, das haben Sie im Unterricht ja selbst feststellen können, Kasm. Ich werde mal mit ihm reden.«
    Zu dem Gespräch sollte es nicht mehr kommen, denn drei Tage danach packte Jonathan Borodin, neunzehn Jahre alt, sein Gewehr und fünf Benzinkanister auf sein SnowGo-7 und fuhr weit landeinwärts in eine Senke, in der noch sehr viel Schnee lag. Er hatte vor, sich ein paar Karibus zu schießen, nach deren Fleisch, das beste in den Augen des Eskimos, sein Großvater plötzlich ein starkes Verlangen verspürt hatte. Einen Frachtschlitten hinten angehängt, um das Fleisch zu transportieren, fuhr er in östliche Richtung in ein Gebiet, wo es von kleinen Seen nur so wimmelte und wo er sich gut auskannte, erlegte zwei große Karibus, schlachtete sie an Ort und Stelle, lud die zahlreichen frischen Fleischbrocken auf den Schlitten und die Geweihe hinten auf sein Mobil.
    Auf dem Heimweg gab es zwei böse Überraschungen: Ein fürchterlicher Sturm wehte vom Süden heran, brachte Neuschnee und wirbelte den noch am Boden liegenden in der Senke auf. Als der Schneesturm richtig einsetzte, bekam es Jonathan kurz mit der Angst zu tun, denn die Jäger von Desolation fürchteten besonders die Stürme, die aus dem Süden kamen. Wenn der Sturm seine Stärke beibehielt, dann konnte es Probleme geben, aber er war sicher, wenn er nachließ, würde er sich schon westwärts nach Desolation durchschlagen. Nicht eine Sekunde dachte er daran, den Schlitten einfach zurückzulassen und mit dem Schneemobil allein so schnell wie möglich nach Hause zu fahren: Wenn ich mir schon ein Karibu geschossen habe, dann bringe ich es auch heim, dachte er.
    Er setzte seinen Weg fort, und als er einen seichten Abhang hinunterglitt, der eiskalte Wind vom Meer ihm ins Gesicht peitschte, da wurde ihm klar, dass der Rest der Fahrt, noch etwa 60 Kilometer, ihn hart auf die Probe stellen würde. Keine Sorge, dachte er bei sich, ich habe genug Benzin. Aber dann, als er die Westseite des Hangs erklomm, fing der Motor an zu stottern, und auf dem Kamm, wo der Wind am stärksten war, setzte er ganz aus.
    Ernsthaft besorgt war er nicht, denn noch immer war er auf seinen vorigen Ausflügen mit der komplizierten Maschine fertig geworden, und er war sich sicher, sie auch diesmal reparieren zu können. Er konnte es aber diesmal nicht. Irgendein neuer Defekt, schwerwiegender als die anderen, hatte sein SnowGo lahmgelegt, und während der Sturm ihm um die Ohren pfiff, scheiterte ein Versuch nach dem anderen, den Fehler ausfindig zu machen, der den Motor zum Absterben gebracht hatte. Als dann auch noch das Grau des Nachmittags verblasste , erkannte er, dass er Gefahr lief zu erfrieren.
    Nur sein Großvater bemerkte, dass Jonathan in der Nacht nicht nach Hause zurückkehrte, aber er hatte das sichere Gefühl, dass der Junge hinter einem kleinen Hügel Schutz gefunden hätte, doch als der Morgen nahte und noch kein Zeichen von Jonathan zu sehen war, fing der Alte an, sich Sorgen zu machen. Trotzdem alarmierte er niemanden, seine Lebensweise hielt ihn von anderen Menschen fern; so verging ein zweite Nacht, und der Junge wurde noch immer vermisst .
    Früh am nächsten Morgen sprach der alte Mann, zitternd vor Angst, in dem Behelfsbüro vor, von dem aus Afanasi seine Geschäfte leitete, und überbrachte die entsetzliche Nachricht: »Jonathan, er ist fort, vor zwei Tagen, Karibu jagen. Er noch nicht zurück.«
    Afanasi leitete sofort die notwendigen Maßnahmen ein, rief Harry Rostkowsky auf dem Flugfeld in Barrow an, er solle von Desolation aus Richtung Süden und Osten fliegen, auf die Seen zu, und nach einem Schneemobil und einem jungen Mann Ausschau halten, der vermutlich in der Nähe campierte. Das Gebiet, das er absuchen sollte, lag südlich von Barrow, und dreimal teilte Rosty über Funk dem Flughafen mit, dass er nichts gefunden hätte, was telefonisch an Afanasi weitergegeben wurde, aber bei einem zweiten Überflug entdeckte Rosty dann die steckengebliebene Maschine und einen zusammengekauerten unbeweglichen menschlichen Körper daneben. »Rostkowsky an Barrow. Afanasi informieren, SnowGo gefunden auf einem Bergkamm Richtung Osten. Besitzer wahrscheinlich erfroren.«
    Sofort wurde eine Gruppe, bestehend aus vier Männern und zwei Schneemobilen, zusammengestellt, Afanasi auf dem Soziussitz des einen, ein erfahrener Spurenleser der Eskimos auf dem des anderen. Rostkowsky in seiner Cessna sah, wie sie von Desolation aus aufbrachen, und deutete ihnen die Richtung an, die sie

Weitere Kostenlose Bücher