Alaska
Respekt, ihr Taschentuch in ihr Glas, feuchtete es mit dem eiskalten Wasser an, erhob sich von ihrem Stuhl und wischte ihrem Mann über die Stirn, was die Menge zu neuen Lachsalven hinriss .
Anscheinend war es aber doch genau das Richtige, denn es trug zur allgemeinen Abkühlung bei, und als sich das rohe Gelächter langsam gelegt hatte, sagte ihr Mann: »Mea culpa. Und wenn Sie mir jetzt ein Ausnehmemesser reichten, ich würde mir die Pulsadern vor Reue aufschneiden. Aber hier haben wir es nicht mehr mit bloßer Theorie zu tun, die Sache ist blutiger Ernst. Ein Gesetz, das 1920 sinnvoll war, als wir amerikanische Schiffe mit amerikanischer Besatzung hatten, ergibt heutzutage keinen Sinn mehr, wenn es hier oben gar keine amerikanischen Schiffe gibt. Wir haben uns mit dem Jones Act eine Falle gestellt und können den Kongress anscheinend nicht dazu bewegen, ihn abzuschaffen oder wenigstens zu modifizieren. Und was ist die Folge? Wissen Sie überhaupt, dass es hundertprozentig amerikanische Schiffe in amerikanischem Besitz, wie es der Jones Act verlangt, gar nicht mehr gibt, die Passagiere von Seattle nach Alaska befördern könnten? Nicht ein einziges. Wir haben die Meere den anderen überlassen. Der Jones Act muss verschwinden!«
Das Publikum klatschte begeistert Beifall.
Während der letzten beiden Tage seines Besuchs in Sitka engagierte Venn eine Sekretärin, die es verstand, seine Notizen zusammenzufassen und ein gut lesbares Dokument daraus zu machen, das er dem Unternehmerkreis in Seattle vorlegen konnte. Die beiden wirkungsvollsten Abschnitte des Textes lauteten:
»Ich unterbreite diese Thesen als der Enkel von Malcolm Ross, der den Jones Act einst erfunden hat, als der Sohn von Tom Venn, der ihn durch den Kongress gebracht hat, und schließlich als ehemaliger Direktor von Ross & Raglan, der über sechzig Jahre Nutznießer dieses Gesetzes gewesen ist. Es war ein gutes Gesetz, als es erlassen wurde. Es diente einem ehrenwerten Zweck und hat Seattle Reichtum beschert. Doch jetzt hat es seinen Zweck überlebt. Die Grundsätze, auf denen es basierte, haben ihre Gültigkeit verloren. Heutzutage entgehen unserer Stadt fast eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr, weil das Gesetz verhindert, dass der normale Schiffsverkehr über unseren schönen Hafen führt. Das Gesetz muss aufgehoben werden, und es muss sofort gehandelt werden. Ich empfehle, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun, damit der Jones Act annuliert wird, und ich biete dazu meine Dienste als Sprecher an. Meine Familie hat das Gesetz initiiert, und es ist jetzt die Aufgabe meiner Familie, dafür zu sorgen, dass das verdammte Ding vom Tisch verschwindet.
Es wäre allerdings nicht gerecht, wenn ich nicht auch darauf hinwiese, dass unsere kanadischen Verwandten in Vancouver die Lücke, die wir ihnen unfreiwilliger Weise überlassen haben, mit Phantasie, Intelligenz und solider Finanzierung ausgefüllt haben und jetzt die elegantesten Kreuzfahrtschiffe der Welt bei sich empfangen. Wir sollten amerikanische Touristen ermuntern, diese herrlichen Schiffe zu nutzen, auch wenn wir keinen Penny Gewinn daraus ziehen, aber, wie mein Vater schon immer sagte: › Was gut für Alaska ist, ist auch gut für Seattles Und die Kreuzfahrten nach Alaska sind die schönsten, die man sich vorstellen kann. Doch wir haben auch ein Recht, unseren Anteil zu sichern, aber dafür müssen wir zuerst den Jones Act beiseite räumen, den meine Familie und ich einst aus vollem Herzen unterstützt haben.«
Es war genau das, was man als typisches Erlebnis im Luftverkehr von Alaska bezeichnen konnte. Am Donnerstagnachmittag teilte der Gouverneur seinem Assistenten in Juneau mit: »Washington will uns jemanden schicken, der Jeb Keeler wegen der North-Slope-Schuldenaffäre befragen soll. Bestellen Sie ihm, er möchte Montagmittag in meinem Büro vorsprechen.« Die Telefon Vermittlung benötigte zwanzig Minuten, bis sie Jeb endlich aufgespürt hatte, in Desolation Point, wo er in ein ernstes Gespräch mit Vladimir Afanasi verwickelt war, den er zu einer Walrossjagd weit draußen auf der Chukchisee überreden wollte, sobald sie zugefroren war.
»Jeb? Hier ist Herman. Big Boss lässt fragen, ob du was gegen ein Treffen mit ihm und einem von den Bundesbeamten aus Washington einzuwenden hättest. In unserem Büro, Montagmittag .«
»Ich habe euch doch schon gesagt, ich bin sauber. Und dabei bleibe ich auch.«
»Das hat ihnen der Gouverneur auch erzählt, aber sie meinten, dann
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