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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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also brauchen wir die Zahlen nur zu multiplizieren.« Aber er machte ihn darauf aufmerksam, dass die Summe nicht repräsentativ war für die Branche im allgemeinen. »Sie sollten sich lieber auf einem der wirklich großen Schiffe umsehen«, fügte er hinzu und zeigte auf die stattliche »Rotterdam«, die gerade in den Hafen einfuhr. Sie beförderte über eintausend Passagiere, vorausgesetzt, alle Plätze waren ausgebucht, und bot laut Auskunft des Zahlmeisters ihre Kabinen für durchschnittlich 2 . 195 Dollar an.
    Zurück in seinem Hotelzimmer, multiplizierte Malcolm die Zahlen, die man ihm auf der »Rotterdam« genannt hatte, mit dem geschätzten Besucheraufkommen in Sitka und kam auf die Summe von 400 Millionen Dollar. Die Ausgaben an Land in Vancouver dazu addiert , starrte er auf das gigantische Endergebnis von einer halben Milliarde Dollar. »Und jeder Cent müsste verdammt noch mal durch Seattle geschleust werden!«
    An den Tagen darauf erfuhr er noch mehr über das Geschäft mit Kreuzfahrten nach Alaska, und er konnte nur bewundernd den Hut ziehen vor dem Unternehmergeist der europäischen Betreiber, die sich diese Goldmine erschlossen hatten. »Du hast es ja selbst sehen können, Tammy. Nehmen wir nur mal das englische Schiff, die › Royal Princess ‹ . Eigentlich sind es fünf verschiedene Schiffe: die leitenden Offiziere ausnahmslos Engländer. Die beste Seefahrernation. Im Speisesaal nur Italiener. Deckbesatzung Pakistani, alle unter Deck Chinesen. Und für die Unterhaltung sorgen die Amerikaner, ein Team aus sechzehn bis achtzehn echten Stars.« Tammy bestätigte seine Aussagen jedesmal mit einem Kopfnicken und sagte dann: »Und bei der › Nieuw Amsterdam ‹ dieselbe Aufteilung mit ein paar Unterschieden. Die Offiziere - alles Holländer. In der Küche, wer war noch mal in der Küche? Auch Italiener oder Franzosen? Matrosen: alle Indonesier. Unter Deck, ich glaube, auch Chinesen. Und die Sänger, die Band und der ganze Unsinn - natürlich wieder fest in amerikanischer Hand.«
    Wieso hatten sich die Amerikaner diese Goldgrube entgehen lassen? Nach einer Reihe intensiver Vorbesprechungen wagte Malcolm auf einer größeren Versammlung den ersten Vorstoß: »Gentlemen, wir stehen vor einer schweren Krise, was den Schiffsverkehr in Alaska und an der Westküste betrifft. Der gesamte Fremdenverkehr nach Alaska, ein riesiges Aufkommen, aus dem sie nach meinen Berechnungen jährlich über eine halbe Milliarde Dollar einnehmen, wird über Kanada abgewickelt, genauer gesagt über Vancouver, obwohl er eigentlich über die Vereinigten Staaten laufen müsste , das heißt über Seattle.« An dieser Stelle seiner Ausführungen entstand eine leichte Unruhe im Saal, jemand in der hintersten Reihe lachte, und es war kein liebenswürdiges Lachen, aber Malcolm redete unverdrossen weiter: »Sie und ich, wir kennen auch den Grund für diese katastrophale Situation.« Er legte eine Kunstpause ein, dann stieß er hervor: »Der Jones Act.«
    Ein Moment lang herrschte Stille im Raum, dann brach der Mann im hinteren Teil in schallendes Gelächter aus, und wenig später lachte der ganze Saal: Der Direktor von Ross   &  Raglan hatte den Jones Act scharf verurteilt, ein Gesetz, das schließlich seine eigene Gesellschaft eingefädelt und protegiert und im Laufe der Jahrzehnte durch politische Gaunereien immer weiter auszubauen verstanden hatte und das damit über Generationen hinweg die Hoffnung auf ökonomische Eigenständigkeit Alaskas durch grausame und unfaire Behandlung zunichte gemacht hatte.
    »Der Jones Act!« wiederholte jemand aus dem Publikum und wieder brüllten die Zuhörer. Venn hatte bereits geahnt, wie man ihn in Alaska aufnehmen würde, hatte es sogar vorausgesagt, bevor er Seattle verließ, aber seine Bekannten und Freunde hatten argumentiert: »Wenn ausgerechnet Sie das sagen, wird es mehr Wirkung zeigen. Was riskieren Sie denn schon, Sie persönlich oder Ihre Gesellschaft? Seien Sie kein Spielverderber.«
    Ein Spielverderber wollte er nicht sein. Jetzt hob er die Arme hoch, beschwichtigte sein Publikum und sagte: »Schon gut! Schon gut! Ich weiß, mein Großvater, Malcolm Ross, hat sich den Jones Act ausgedacht. Mein Vater, Tom Venn, hat ihn am Leben erhalten. Und später habe ich selbst den Kongress davon überzeugt, dass er ihn beibehalten muss . Ich habe den Jones Act immer unterstützt, aber jetzt ist es an der Zeit...«
    An dieser Stelle tauchte Tammy Ting, schon immer eine Frau ohne übertriebenen

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