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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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auf diese verfluchten Chukchis.«
    »Was passierte?«
    »Sie haben uns in die Flucht geschlagen, zweimal. War eine regelrechte Seeschlacht. Und wenn wir mit Gewalt versucht hätten, an Land zu gehen, ich bin sicher, die hätten uns getötet.«
    »Konntet ihr nicht mit ihnen ins Gespräch kommen?«
    »Nein, aber sie schienen bereit, mit uns zu handeln, und sie wussten um den Wert dessen, was sie anzubieten hatten.«
    »Habt ihr ihnen Fragen gestellt, ich meine mit Zeichen?«
    »Ja. Und sie erzählten, dass sich das Meer ununterbrochen weiter nach Süden erstreckt und dass es dort ganz in der Nähe Inseln gibt, hinter dem Nebel.«
    »Seid ihr zu diesen Inseln rüber gesegelt?«
    »Nein«, und als der Zar seine große Enttäuschung nicht verhehlte, rief ihm der Kosake in Erinnerung: »Sire, wir waren weit von zu Hause entfernt ... unterwegs mit einem kleinen Boot, und wir hatten keine Ahnung, wo die Inseln lagen. Um die Wahrheit zu sagen, wir hatten Angst.«
    Zar Peter, der erkannt hatte, wie wichtig es war, als Herrscher eines so riesigen Reiches über die Situation in allen Teilen des Herrschaftsgebietes informiert zu sein, hatte auf dieses ehrliche Eingeständnis von Furcht und Versagen nichts zu erwidern. Nach einem kräftigen Schluck Bier sagte er schließlich: »Ich frage mich, was ich wohl gemacht hätte.«
    Schließlich jedoch klatschte er in die Hände, erhob sich und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Hör zu, Zhdanko, ich weiß das alles schon, dass Russland und Amerika sich nicht berühren. Und ich werde das weiter untersuchen, aber erst irgendwann in der Zukunft, nicht jetzt«, und damit schien die Befragung beendet. Der Zar wäre in seinen noch immer unfertigen Palast zurückgekehrt, und den Kosaken hätte man gehängt. Zhdanko also kämpfte um sein Leben, beugte sich unerschrocken vor und packte Peters rechten Ärmel, aber darauf bedacht, den Herrscher selbst nicht zu berühren, und sagte: »Sire, beim Handeln konnte ich mir zwei Dinge verschaffen, die vielleicht von Interesse für Euch sind.«
    »Was ist das?«
    »Ich will offen sein, Sire, ich biete sie Euch an, gegen meine Freiheit.«
    »Ich war heute Abend mit der Absicht gekommen, dir deine Freiheit zurückzugeben. Du solltest diese Gemäuer verlassen und im Palast neben meinem Quartier wohnen.«
    Zhdanko stand auf, und die beiden großen Männer starrten sich an, zwischen sich nur ein kleiner Abstand, dann zog sich ein breites Grinsen über das Gesicht des Kosaken: »In dem Fall, Sire, gebe ich Euch meinen Schatz umsonst und mit Dank.« Er unterbrach sich und küsste den Saum von Peters pelzbesetzter Robe.
    »Wo ist der geheime Schatz?« fragte Peter, und Zhdanko antwortete: »Ich habe ihn aus Sibirien rausschaffen lassen und ihn bei einer Frau, die ich noch aus alten Zeiten kannte, versteckt.«
    »Lohnt es sich für mich, sie noch heute Abend aufzusuchen?«
    »Es lohnt sich«, und mit dieser einfachen Erklärung ließ Trofim Zhdanko seine Ketten auf dem Boden liegen, nahm den Pelzumhang entgegen, den zu holen der Zar dem Aufseher befohlen hatte, schritt Seite an Seite mit Peter durch die schwere Eichentür und bestieg mit ihm die wartende Kutsche; während die vier bewaffneten Reiter wieder ihre Stellung einnahmen, sie zu beschützen.
    Sie ließen die verlassenen Docks hinter sich, in denen Zhdanko die Spantengerüste von vielen Schiffen im Bau erkennen konnte, aber bogen ab, bevor sie den Platz erreichten, der zu dem behelfsmäßigen Palast führte, entfernten sich vom Fluss und suchten in der Dunkelheit der Nacht, es war mittlerweile zwei Uhr, nach einer schäbigen Gasse. Vor einem Schuppen, gegen den Eingang lehnte nur eine Tür ohne Scharniere, hielten sie an, aber der schläfrige Bewohner, als man ihn endlich aus dem Bett geholt hatte, teilte Zhdanko mit: »Sie ist letztes Jahr fortgegangen. Du findest sie jetzt drei Straßen weiter, ein Haus mit einer grünen Tür.«
    Dort erfuhren sie, dass Maria, der Frau, an die Zhdanko das wertvolle Paket aus Yakutsk geschickt hatte, den Schatz noch immer hütete. Sie zeigte weder Überraschung noch besondere Freude, ihren alten Bekannten Trofim wiederzusehen, denn als sie die Soldaten erkannte, hielt sie den großen Mann in seiner Begleitung für einen Beamten, der den Kosaken festnehmen wollte, weil er das, was sich in dem Paket befand, vermutlich gestohlen hatte.
    »Hier«, murmelte sie und drückte Peter ein speckiges Bündel in die Hand. Zu Zhdanko gewandt, sagte sie: »Tut mir leid, Trofim.

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